Mehr Kunden

Ja, das ist der Plan für die nächsten 6 Monate. Heute werde ich versuchen es schriftlich zu fixieren, erst mal für mich und dann vielleicht später auch für die Öffentlichkeit. Im Zusammenhang damit hatte ich eine interessantes Gespräch mit einer meiner liebsten Freundinnen und Kolleginnen. Dabei ging es darum, ob ich bei meinem Anspruch bleibe. Da stellte sich für mich die Frage:

Was genau ist mein „Anspruch“ überhaupt?

Neulich, nee, das ist schon ein paar Monate her, hat mich eine Kollegin angeranzt, weil ich in meinem Newsletter meinen Kunden Tipps für bessere Fotos gegeben habe. Sie fand das falsch  und außerdem seien die, die uns die Jobs wegnehmen würden, doch ohnehin schon da, da müsste ich keine neuen züchten.

Angst zu haben, dass Quereinsteiger uns ausgebildeten FotografInnen die „Arbeit“ wegnehmen, ist offensichtlich sehr verbreitet. Ich kenne diese Gefühle, habe sie jedoch  definitiv nicht mehr.

Der Kuchen ist groß genug für alle, da bin ich sicher.

Als ich, zu analogen Zeiten, Praktikanten ausgebildet habe, bin ich gefragt worden, ob ich mir keine Sorgen mache, meine eigene Konkurrenz auszubilden. Damals war meine Antwort die, dass, wenn es so wäre, ich auf der Stelle aufhören würde als Fotografin zu arbeiten.
Auch heute würde ich sagen, wenn meine Tipps dazu führen, dass jemand Spaß am Fotografieren bekommt und dabei gut, und vielleicht in einigen Sujets besser wird, als ich, so ist das keine Gefahr für mich, die es zu vermeiden gilt. Denn, wenn ich glauben würde, dass ich bei dem, was ich als Portraitfotografin tue, jederzeit austauschbar wäre, würde ich damit aufhören.

Ich denke, ich habe der Welt etwas ganz Spezielles und einmaliges zu geben, das nur ich geben kann.

Somit kann ich feststellen, dass es mein Anspruch ist, eine Fotografin zu sein,

  • mit eigener Handschrift,
  • eigenem Stil, die eine Arbeit für ihre Kunden erstellt, die für diese einen
  • ganz besonderen Wert darstellt und keine Angst vor Mitbewerbern hat.

Wenn ich eine Manifesto formulieren würde, würden hier noch mehr Details stehen.

Ich muss nicht betonen, dass ich es liebe Fotografin zu sein und es auch noch lange sein möchte. Doch, um Kunden zu haben, müssen Menschen/Leute/Personen erst einmal davon erfahren, dass es gute Fotoarbeit und mich gibt.

Die Frage ist, wie erfahren sie davon?

Früher war Marketing wahrscheinlich einfach. Da gab es ein Fotoatelier am Ort und da hatte es ein Schaufenster und die Kunden kamen. Vielleicht wurden noch Anzeigen in den lokalen Printmedien geschaltet und, bei besonderen Anlässen, Flyer verteilt. Ich habe auch ein

  • Schaufenster, ein reales und
  • eine Homepage und ich bin bei
  • Facebook aktiv, habe einen
  • Instagram Account, bin bei
  • Xing zu finden, war früher bei
  • flickr aktiv und bin bei
  • 500px und auf diversen Portalen, auf denen Menschen nach FotografInnen suchen können. Ach ja, und ich habe einen
  • YouTubeKanal.

Das ist alles viel mehr Arbeit, als frau sich das so vorstellt. Wir benötigen bei solchen Aktivitäten „Reichweite“. Von Algorithmen ist die Rede, vom Goggel Ranking usw. Ja, meine Homepage muss im Internet gefunden werden, und das, ohne dass der Suchende meinen Namen bereits kennt.

Ich habe nicht nur Kunden aus Düsseldorf und viele finden mich tatsächlich über meine Homepage. Apropos Kunden.
In den vergangenen 7 Jahren habe ich meinen Stil als Portraitfotografin verfeinert, habe viel dazugelernt. Auch wenn die Sache mit dem Geld immer noch ein Kampf ist, habe ich ganz bewusst beschlossen und es auch schon praktiziert, Kunden den Stuhl vor die Tür zu setzen, wenn sie respektlos zu mir sind, oder meine Geschäftsbedingungen nicht akzeptieren. Ich bin nicht bereit einen Auftrag, um jeden Preis zu wollen und dafür meine Prinzipien zu verraten oder Kompromisse einzugehen, mit denen ich nicht leben kann. Das war eine wohltuende Entscheidung, die ich auf keinen Fall bereue.

Mein Anspruch ist es, Kunden zu haben,

  • die meine fotografische Arbeit schätzen,
  • aus diesem Grund zu mir kommen und
  • meine Geschäftsbedingungen und mich respektieren.

Ich werde nur so arbeite, wie ich es für richtig halte.
Für mich bedeutet das:

  • Ich bin nicht Mainstream.
  • Meine Portraits sind wesentlich.
    Das bedeutet, sie sind auf das Wichtige reduziert, auf das eigentliche Wesen, bei mir in Bezug auf die Menschen vor meiner Kamera.
  • Ich arbeite in Schwarz-Weiß und
  • im Quadrat und
  • sehr puristisch.
  • Ich vermeide jeglichen Zuckerguss oder Kitsch.

Ja, sicher, ich formuliere, was Zuckerguss & Kitsch ist.

Damit habe ich nun schon mindestens zwei Ansprüche formuliert – das finde ich gut.

Sicherlich wäre es toll, wenn ich jeden Tag Kunst produzieren könnte oder wenigstens eine Agentur hätte, die mich vermarktet, oder meine Portraits so auffallen würden, dass alle sich darum reißen vor meine Kamera zu kommen. Eine Ausstellung in der Bundeskunsthalle wäre auch toll. Die Liste könnte ich beliebig verlängern.

Was will ich damit sagen?

Für manche schließen sich Kunst und Kommerz aus und sie scheinen sich in dem Bild des Not leidenden Künstlers, der Kunst macht, aber kein Geld hat, um zu leben, zu gefallen.
Für mich gibt’s da noch die Gesetze des Marktes. Ich verabscheue jeden Turbo kapitalistischen Ansatz. Und trotzdem muss auch ich verkaufen. Einen Weg, meinen Weg durch diesen Dschungel zu finden, ist verdammt schwer.

Ich brenne für die Fotografie. Ich werde wohl nie aufhören, für sie zu brennen, doch das reicht eben nicht. Seit Jahren fragen mich Kollegen und ich frage mich das auch, wieso ich eigentlich nicht mehr Geld verdiene, bei der hohen Qualität meiner Arbeit.
Entweder haben die Kollegen Unrecht und meine Arbeit ist nicht gut, oder ich stehe mir selbst dabei, im Weg erfolgreich zu sein. Ja, was ist der Grund?
Da ich inzwischen die Qualität meiner Arbeit recht gut erkenne und auch benennen kann, muss es so ein, dass ich es bin, die meinen wirtschaftlichen Erfolg verhindert.

Ich habe die Verantwortung für mein Leben und ich bestimme, wo es lang geht, oder eben nicht lang geht. In diesem Jahr, also in den ersten Monaten dieses Jahres, habe ich sehr viel nachgedacht und nach einer Lösung gesucht. Letztlich blieb nur die Frage über, wie es um meinen Selbstwert steht. Gemeint ist: Schätze ich mich selbst als wertvoll ein? Halte ich mich für wert, erfolgreich zu sein? Diese Frage stellt sich darum, weil, wenn ich meine Arbeit und mich für wertvoll halte, warum nehme ich dann nicht angemessene Preise für meine Arbeit?
Ich reiche meine Fotos bei keinem Wettbewerb ein, ich bin kein Rennpferd, dem eine Rosette angeheftet wird, wenn es schnell genug gelaufen ist. Ich bin die, der meine Arbeit gefallen muss.
Ich bin meine härteste Kritikerin.
Ich setze die Kriterien fest, nachdem ich meine Arbeit beurteile.
Meine Kunden bekommen im Ergebnis nur Fotos, die auch mir gefallen. Mir geht es darum, dass ich Qualität sehr ernst nehme und meine Ansprüche an das, was Qualität ist, sehr hoch sind. Und die werde ich auch niemals aufgeben. Es geht darum, dass ich meine geleistete Arbeit selbst wertschätzen muss.
Wie mache ich das verständlich? Ich liebe das, was ich tue und bin überzeugt davon, es auch richtig gutzutun. Darum bin ich auch berechtigt, einen entsprechenden Preis dafür zu verlangen.
Die Zeiten haben sich geändert, wie sie es immer tun und, wenn ich es nicht auch tue, dann ändert sich nichts an meiner Situation. Ich meine nicht, dass ich mich an etwas anpassen muss oder sollen, nein auf keinen Fall. Diese Zeiten benötigen mich als Experten und als Individuum. Doch sie benötigen mich stark, mit Selbstbewusstsein und einem gesunden Gefühl dafür, was ich wert bin.

Puh, das war jetzt richtig viel Text, aber nötig.

Ich werde mir eine neue Homepage einrichten und mein Angebot verkleinern und eine neue Preisstruktur entwickeln – sei gespannt.

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