The Family of Man

Das ist nun seit gut 1 Woche mein Thema.
Ich habe schon berichtet, dass ich vor einer Woche in dieser Ausstellung gewesen bin. Es sind nur 2 Autostunden von Düsseldorf entfernt.
Nach meiner Rückkehr hatte ich ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass es einige Kritik an dieser Ausstellung (von 1955) gab und der härteste Vorwurf an mich war, ich wäre auf einen sentimentalen Humanismus hereingefallen. Das konnte ich nicht auf mir sitzenlassen und habe weiter recherchiert. Zudem habe ich die Kuratorin in Clervaux Castle angeschrieben und um diesbezügliche Informationen gebeten und diese auch bekommen. Ich arbeite mich seit einer Woche durch diese Texte. Soviel Theorie habe ich letztmalig während meines Studiums vor über 20 Jahren gelesen, doch es hat mir auch gefallen, muss ich zugeben.

Ich liebe es ja nicht nur zu fotografieren, sondern ich interessiere mich auch dafür, wie ich es nenne: Auf wessen Schultern ich stehe. Und mir geht es auch um die Vermittlung, was Fotografie ist, ist so ein AnspruchsDing von mir, sorry.

Der erste und am meisten beachtete Kritiker war Roland Barthes, dessen Kritik dann von Susan Sontag übernommen wurde, usw. In den letzten Jahren gab es wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit deren Kritik befasste und sie auseinandernahmen und auch neue Kritikansätze – puh, das Ganze ist ziemlich komplex.

Was ich bisher erkannt habe, ist eine Kapitalismuskritik, die Ausstellung wurde 1955 u.a. von Coca-Cola und den Rockefellers gesponsert. Außerdem hatten amerikanische Regierungskreise ein Interesse daran, ein bestimmtes Bild von Amerika in die Welt zu tragen, es war schließlich die Zeit des Kalten Kriegs.

Die aktuelleren Kritiken beziehen sich auf die nicht vorhandene Diversity und auf GenderProblematiken der Ausstellung von 1955. Ich werde noch eine Literaturliste zusammenstellen, in den nächsten Tagen.

The Family of Man ist die meistgesehene Ausstellung in der Geschichte der Fotografie. Das Buch der Ausstellung, das immer noch im Druck ist, ist auch das kommerziell erfolgreichste Fotobuch, das jemals veröffentlicht wurde. Die Ausstellung, die erstmals 1955 im Museum of Modern Art in New York gezeigt wurde, reiste durch die Vereinigten Staaten und in sechsundvierzig Länder und wurde von über neun Millionen Menschen gesehen.

Edward Steichen konzipierte, kuratierte und gestaltete die Ausstellung. Er erklärte sein Thema als “die Alltäglichkeit des Lebens” und “die wesentliche Einheit der Menschheit auf der ganzen Welt”. Die Ausstellung war ein Statement gegen Krieg und die Konflikte und Spaltungen, die nach 1945 eine gemeinsame Zukunft für die Menschheit bedrohten. Die internationale Resonanz der Bevölkerung war überwältigend, enthusiastisch.

Was ich interessant finde, ist die Kraft der Bilder in dieser Ausstellung und dass sie eine Aussage formuliert. Wie schon zu Anfang erwähnt, wird das auch als einen sentimentalen Humanismus bezeichnet. Ich sehe das inzwischen nicht mehr so. Heute, da bewaffnete Konflikte, Umweltkatastrophen und wirtschaftliche Ungleichheit weiterhin unsere Zukunft bedrohen, scheint es an der Zeit so einer Ausstellung wie: “The Family of man“ erneut Beachtung zu schenken.

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