… denn, wenn es nicht erlaubt ist “braunes” Gedankengut als solches zu hinterfragen, auch wenn es sich als “Kreativität” verkleidet, gerade in Zeiten wie den gegenwärtigen, ist es mir nicht möglich einen Konsens zu finden, auf Grundlage dessen ich über das Thema Frauen und Fotografie diskutieren kann. Auch wenn ich mich schon viele Jahre lang genau damit beschäftige.
Dies ist dann mal wieder eine Gruppe, in der es nur darum geht Zustimmung zu allem zu bekommen was gepostet wird? An einer wirklichen Diskussion und Reflexion und somit Entwicklung seiner Fähigkeiten, scheint kein Interesse zu bestehen. Wie schade!
Doch wenn Nazis sich anmaßen “Ausländer raus” zu brüllen und Häuser in Brand setzen, kann und werde ich nicht über Leni Riefenstahl nur als “Künstlerin” diskutieren.
Viel Erfolg!
1938 drehte Riefenstahl Olympia, eine zweiteilige Dokumentation über die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. Warum Riefenstahl dafür ausgewählt wurde, ist offensichtlich: Sie hatte 1934 ihr Talent mit der Dokumentation Triumph des Willens über den NSDAP-Parteitag unter Beweis gestellt, in dem sie den “Führer” gottgleich über Nürnberg einschweben ließ.
Riefenstahls Ästhetik der perfekten Körper in Olympia, huldigt dem Körperkult der Nazis und verklärt dabei das nationalsozialistische Deutschland zum Erben der Antike, sowohl in ästhetischer wie in politischer Hinsicht und fügte sich so in die rassistische Propaganda der NSDAP ein.
Der Film wurde zwar vielfach als ästhetisches Meisterwerk gelobt, doch die Ästhetik ist für mich die visuelle Entsprechung der Ideologie und Propaganda der NSDAP und nicht davon zu lösen und Teil des kollektive Bildgedächtnis.
Während des Zweiten Weltkriegs filmte sie mit dem „Sonderfilmtrupp Riefenstahl“ Hitlers Polenfeldzug. Wie sie dennoch später nur als “Mitläuferin” eingestuft werden konnte, bleibt mir ein Rätzel.
1973 veröffentlichte sie ihren ersten Bildband mit dem Titel “Die Nuba – Menschen wie vom anderen Stern”. Die darin enthaltenen Fotografien dokumentieren vor allem die alltäglichen Abläufe der Nuba wie die Ernte, Körperbemalungen und rituelle Kämpfe zwischen den Männern. 1975 erschienen weitere ihrer Nuba-Bilder in der von Rolf Gillhausen konzipierten Fotostrecke “Das Fest der Messer und der Liebe“ im Stern. Ein Jahr später brachte sie ihren zweiten Bildband “Die Nuba von Kau“ heraus, in dem sie den Schwerpunkt auf Porträtaufnahmen und Bilder von Zeremonien mit tanzenden Frauen legte. Mit “Mein Afrika” folgte 1982 ein dritter Bildband mit Riefenstahl-Fotografien des Kontinents.
In der Konzentration ausschließlich auf junge, kräftige Modelle schließen die Nuba-Fotos durchaus an die Darstellung aus “Olympia” an. Im Vergleich der beiden ersten Foto-Bände “Die Nuba – Menschen wie von einem anderen Stern” (1973) und “Die Nuba von Kau” (1975) fällt allerdings auf, dass Riefenstahl bei ihren Fotos zu den Nuba von Kau die Stilisierung noch weiter treibt, die Modelle ganz aus ihren Lebensbedingungen isoliert, sie in Untersicht und gegen den klaren Himmel fotografiert. Dies ist m.E. die Fortsetzung der Ästhetik, mit der sie viele Einstellungen des Olympia-Films aufnahm.
Mir imponieren die von ihr entwickelten Kameratechniken. Als Frau und Künstlerin hatte sie in dieser Zeit sicher nur diese eine Chance um zu zeigen was sie kann, schon klar. Sicher war sie die innovativste Filmemacherin im Nationalsozialismus. Doch sehe ich die politische und ästhetische Aspektes ihrer Arbeiten als eine Einheit, so werden sie auch wahrgenommen. Für mich hat die Künstlerin Riefenstahl das verwirklicht, was die Person Riefenstahl nach 1945 immer bestritt. Vielleicht hat sie auch darum in ihrem langen Leben nicht einmal kritisch betrachtet, wozu ihre Kreativität benutzt worden ist.
Die fehlende Selbstreflexion und die mangelnde kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hat nicht nur die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich dazu bewogen sie, 1994, als „Superverleugnerin“ zu bezeichnen.
Als Quentin Tarantino, in eine Presskonferenz, während der Vorbereitungen für Inglourious Bastards, erzählte, dass er sich vom fotografischen Stil der Riefenstahl inspirieren lies, ist mir das unangenehm aufgefallen. Vielleicht hat der Filmhistoriker Liam O’Leary die Widersprüche am besten auf den Punkt gebracht, als er sagte: ‚Sie war ein künstlerisches Genie und ein politischer Trottel‘.
Riefenstahl veröffentlichte 1987 ihre Memoiren. In den 1990ern wurden weltweit zahlreiche Leni-Riefenstahl-Ausstellungen eröffnet, die sich mit der Künstlerin und ihrem Werk befassten.
Den Anfang machte die von der japanischen Designerin Eiko Ishioka konzipierte Exposition “Leni Riefenstahl – Life im Bunkamura Museum” in Shibuya, Tokio.
1996 folgte durch Johann Kresnik am Kölner Schauspielhaus eine Übertragung ihrer Biografie auf die Bühne.
Am 30. August 1997 wurde Riefenstahl von der Cineasten-Vereinigung Cinecon im kalifornischen Glendale mit einem Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, da sie alle Facetten des Filmemachens repräsentiere.
Anfang 2000 wurde bekannt, dass Jodie Foster beabsichtigte, das Leben der Regisseurin auf die Kinoleinwand zu bringen. Das Drehbuch hatte die Oscar-Preisträgerin bereits mit Riefenstahl besprochen, der Beginn der Dreharbeiten wurde jedoch wiederholt verschoben. 2011 erklärte Foster schließlich, dass sie den Plan aufgegeben habe. Auch Madonna hatte Interesse an der Verfilmung von Riefenstahls Memoiren gezeigt, dieses Vorhaben aber letztlich nicht umgesetzt.