Ich stelle gerade Beiträge, die ich zu Fotografinnen geschrieben habe, erneut als Blogbeitrag ein.
Dies ist der erste Beitrag, den ich zu Annie Leibowitz gefunden habe, geschrieben wurde er von mir im Dezember 2015.
Annie Leibovitz fotografiert den Pirelli-Kalender.
Was ist das überhaupt: Der Pirelli-Kalender?
- Er ist nicht käuflich zu erwerben.
- Er wird nur an ausgewählte Freunde des Unternehmens verschenkt.
- Das Unternehmen ist der italienischen Reifenhersteller Pirelli.
Der Kalender ist legendär für seine erotischen Fotografien, ja manche nennen ihn sogar den Inbegriff der „Erotischen Fotografie“. Erst mal erschienen ist er 1964. Fotografen wie Peter Lindbergh, Bruce Weber, Herb Ritts oder Karl Lagerfeld gestalteten den Kalender. Jedes Jahr kann Pirelli für den Kalender Top-Models wie Gisele Bündchen, Heidi Klum, Cindy Crawford, Adriana Lima, Alessandra Ambrosio oder Naomi Campbell gewinnen.
Und nun, im nächste Kalender, dem für 2016, ist alles anders! Die Fotografin Annie Leibowitz bekam den Auftrag und ihr wurde absolute Freiheit bei seiner Gestaltung gewährt. Und, was macht sie – seht selber, denn es gibt ein Making off.
Annie Leibowitz hat folgende Frauen portraitiert: Yao Chen, Natalja Vodjanova, Kathleen Kennedy, Agnes Gund, Serena Williams, Fran Lebowitz, Mellody Hobson, Ava DuVernay, Tavi Gevinson, Shirin Neshat, Yoko Ono, Patti Smith, Amy Schumer.
Und das nicht auf der Pirelli Erotik Schiene. WOW, dachte ich, was ändert sich da gerade?
Ich bekam eine PN über FB von einem lieben Kollegen: „Diese pure Arbeit und das Interesse an Menschen eint Dich mit Annie Leibovitz. Das ist mein Eindruck. Mein Bauchgefühl dachte gleich an Dich.“
Was für ein Lob, was für eine Feinsinnigkeit. Ich fühle mich ja so was von geschmeichelt, dass ich es gleich zu einem Blogbeitrag machen muss.
Was mir besonders bei den Fotografien von A.L. aufgefallen ist, war, wie sie den Hintergrund mit ins Bild nimmt. Finde ich sehr inspirierend und, ich denke schon darüber nach, wie so eine Serie von mir aussehen könnte. OK, sie arbeitet mit einer Mittelformatkamera, die habe ich nicht. Doch pur sind meine Portraits immer, weil es mein Stil ist. So wenig drumherum wie nur möglich, ist meine Devise.
Noch ein Zitat zu diesem KalenderProjekt aus der NY Times:
Tavi Gevinson also believes the calendar reflects a point of no return, though for a different reason. “A white, able-bodied cis-gendered woman being naked is just not revolutionary anymore,” she said. “I don’t think anyone is going to be like, ‘Damn, I wanted those naked chicks.’”
Besonders ehrlich ist die allgemeine Lobhudelei allerdings nicht. Natürlich gibt kaum ein Journalist gerne öffentlich zu, dass er Frauen mit nassen T-Shirts und eingeölten Pobacken sexy findet. Und natürlich möchte keine Journalistin in Zeiten des Gender Gaps ein als rückständig geltendes Frauenbild propagieren. Doch es geht ja nicht darum, dass sich jemand lasziv geöffnete Lipglossmünder zurückwünscht oder um Körpersilhouetten trauert, deren Makellosigkeit den jeweiligen Stand des technisch Machbaren widerspiegeln. Auch an der Auswahl der Modelle – durchweg erfolgreiche, interessante und ja: schöne Frauen – gibt es nichts zu kritisieren. Topmodels sind ja beileibe keine Grundvoraussetzung für aufregende Fotos. Das größte Problem am Pirelli-Kalender 2016 ist schlichtweg, dass die Fotos stinklangweilig sind. Sie zeigen dezent geschminkte Frauen, die stehen oder sitzen, sich in teilweise erschreckend altbackenen Posen darbieten und meistens irgendwie nett aussehen. Wüsste man nicht um die Verdienste der Porträtierten, man würde sofort wieder weggucken.
Der Pirelli-Kalender, ist ein kulturelles Phänomen, das weit über seine ursprüngliche Funktion als Werbeinstrument hinausgewachsen ist. Seit seiner Erstausgabe im Jahr 1964 hat der Kalender nicht nur die Automobilbranche, sondern auch die Mode- und Fotografiebranche beeinflusst. Der Kalender, der vom italienischen Reifenhersteller Pirelli produziert wird, hat sich zu einem Symbol für exklusive Ästhetik entwickelt.
Der Kalender ist nicht käuflich zu erwerben, sondern wird in limitierter Auflage an eine ausgewählte Gruppe von VIPs und Kunden verschenkt. Dies verleiht dem Kalender ein hohes Maß an Prestige und macht ihn zu einem begehrten Sammlerstück. Die Exklusivität unterstreicht die Luxusmarke Pirelli und positioniert das Unternehmen in einem glamourösen Licht.
Jedes Jahr wurde ein renommierter Fotograf ausgewählt, der das Thema des Kalenders frei interpretieren darf. Der Kalender 2016 unterbrach die Tradition der Aktfotografie und präsentierte starke, einflussreiche Frauen in natürlichen Porträts.
In den letzten Jahren hat der Kalender zunehmend Diversität und Inklusivität thematisiert. Der Kalender 2020, fotografiert von Paolo Roversi, basierte beispielsweise auf der Geschichte von Juliet aus Shakespeares „Romeo und Julia“ und zeigte verschiedene Interpretationen der Figur durch Schauspielerinnen unterschiedlicher Herkunft.
Trotz seines künstlerischen Anspruchs und seiner kulturellen Bedeutung war der Pirelli-Kalender nicht frei von Kontroversen. Insbesondere die frühen Ausgaben wurden wegen ihrer stark sexualisierten Darstellungen kritisiert. Diese Darstellungen wurden oft als Objektifizierung der Frau angesehen. Die jüngeren Ausgaben zeigen eine deutlichere Sensibilität gegenüber Gender-Fragen und soziale Verantwortung.

Doch, da gab es auch den Lavazza-Kalender 2009, für den A. L.die Fotos machte.
Luise F. Pusch wollte sich deswegen schon beim Deutschen Werberat beschweren, denn aller Protest der Frau gegen ihren Missbrauch als Blickfang der Werbung, hatten nichts genutzt, fand sie.
Im August 2009 wurde bekannt, dass Annie Leibovitz bei der Firma Art Capital Group mehr als 24 Millionen US-Dollar Schulden hatte. Ihre fotografische Arbeit und ihr Grundbesitz hatte sie als Sicherheit angegeben und nun drohte ihr, das alles zu verlieren.
Am 8. September 2009 konnte sie jedoch ein Schuldenmoratorium mit Art Capital aushandeln. “Ian Peck, chief executive officer of Art Capital Group, said: “We’re gratified to be able to further assist Ms. Leibovitz to achieve financial stability and proud to have been of such value to her at this juncture in her life and career.”
Vielleicht war der Lavazza Kalender etwas, das Annie Leibovitz, für Geld, also ihre Schulden tun musste?