Düsseldorf – Sommerschlussverkauf 1985
Ich erinnere mich an die Wärme, den Lärm, das Gedränge. Ich war mittendrin, mit der Kamera – nicht auf der Suche nach einer Story, sondern nach einem Moment, der hängenbleibt.
Inmitten der grellen Preisreduzierungen, der wühlenden Hände, der Stoffballen – da war diese eine Geste, diese Präsenz: Lebensfreude. Echtheit. Kraft.

Diese Fotografie ist dicht, übervoll, energiegeladen.
Menschen drängen sich an den Auslagen, greifen, prüfen, vergleichen. Schilder mit durchgestrichenen Preisen schweben über der Szene – nicht laut, aber bestimmend.
Und doch ist es die Kassiererin im Vordergrund, die diese Fotografie trägt: ihr Gesicht geöffnet im Lachen – ein echtes, freies Lachen, fast beiläufig, und gerade dadurch so deutlich. Sie lacht – offen, unverstellt, ohne sich zu erklären. Es ist ein Ausdruck von Gegenwärtigkeit, nicht gemacht, nicht gefordert. Ihr Lachen ist kein Kommentar – es ist eine Haltung.
Vielleicht lacht sie über ein Wort, über einen Moment, über das Leben selbst. Vielleicht ist es nur ein Luftholen – aber eines, das Raum schafft. Der Kittel spannt sich über der Brust, als würde selbst das Kleidungsstück ihrer Präsenz nicht ganz hinterherkommen. Da ist nichts Zurückgenommenes, kein Versuch, sich zu verstecken. Sie ist da – ganz.
Das ist es, was ich an dieser Fotografie so liebe: das pralle Leben.
Ich habe oft über diese Fotografie nachgedacht, sie verschenkt und darüber diskutiert, was sie beim Betrachten auslöst. Vielleicht habe ich damals zum ersten Mal gespürt, wie sehr meine fotografische Arbeit von solchen Begegnungen lebt. Von der Aufmerksamkeit für Menschen, die nicht im Rampenlicht stehen. Und von der Schönheit, die sich genau dort zeigt, wo niemand sie erwartet.
Wenn ich diese Fotografie heute betrachte, sehe ich die Würde und Leichtigkeit des Alltags. Ich sehe Frauen, die sich den Raum nehmen, der ihnen zusteht – mit ihren Körpern, ihren Gesten, ihren Geschichten.
Diese Szene ist 40 Jahre alt. Aber sie erzählt von etwas Zeitlosem: Von der Kraft des Sichtbarseins. Und davon, wie Fotografie ein Echo dieser Kraft bewahren kann.