Es gibt Momente, da legt sich eine Schwere auf mich. Sie kommt leise, fast unmerklich, und plötzlich ist sie da. Während ich an meinem Archiv arbeite, Notizen schreibe, Negative sortiere, merke ich, wie die Luft dichter wird. Es fühlt sich an, als ob jede Fotografie nicht nur Erinnerung, sondern auch Endlichkeit in meine Hände legt.
Diese Schwere lässt sich nicht einfach vertreiben. Sie bleibt. Sie macht mich langsamer, schwerfälliger, manchmal auch mutlos. Es klingt so leicht zu sagen: „Schüttel sie ab.“ Aber die Wahrheit ist: So einfach ist es nicht.
Und doch: Manchmal stehe ich auf. Ich lockere die Schultern, lasse die Arme hängen, beginne, mich leicht zu schütteln. Erst Hände, dann Arme, schließlich den ganzen Körper. Zwei Minuten, nicht mehr. Die Schwere fällt dabei nicht ab wie ein Mantel. Aber sie verändert sich. Sie verliert ihren Anspruch, alles zu sein.
Das Schütteln ist keine Lösung. Es ist ein Zeichen. Ein kleiner Akt, der mir sagt: Ich kann etwas tun. Ich bin nicht nur ausgeliefert. Auch wenn die Last bleibt, darf ich ihr einen anderen Platz geben.
Vielleicht geht es genau darum: nicht alles zu bewältigen, sondern kleine Bewegungen zuzulassen. Geste gegen Starre. Atem gegen Stillstand. Ein Körper, der erinnert: Ich bin hier.