Ist es nicht wirklich faszinierend und berührend, wie jeder von uns eine einzigartige Geschichte zu erzählen hat? Hinter jedem Lächeln, jeder Falte und jedem Blick verbirgt sich ein Universum von Erfahrungen, Lektionen und Momenten, die darauf warten, geteilt zu werden. Es ist diese Vielfalt an Geschichten, die unsere Welt so reich und vielschichtig macht.

Meine Geschichte beginnt im Jahr 1950, in Wülfrath, einer Stadt in Nordrhein-Westfalen.

Die genauen Umstände, unter denen sich meine Eltern kennengelernt haben, sind mir unbekannt. Meine Mutter, eine starke Frau, hatte bereits viel durchgemacht, als sie meinen Vater traf. Ihr erster Mann, der Vater meiner Schwester Roswitha, blieb im Krieg. Mein Vater, gebürtig aus Hannover, war als Soldat in die amerikanische Gefangenschaft geraten, doch auf dem Transport gelang ihm die Flucht.

Unsere Wohnung war dieselbe, in der meine Mutter 1913 geboren ist. Diese befand sich in der zweiten Etage, das Klo auf halber Treppe und ein Badezimmer gab es nicht. Ich erinnere mich an wöchentliche Besuche in der städtischen Badeanstalt, wo wir ein Wannenbad buchten.

Meine Kindheit und Jugend in Wülfrath waren geprägt von vielfältigen Erfahrungen. Im Winter z.B. gab es Schlittenfahrten auf der Parkstraße. Zum Ende des Sommers gab es eine Kirmes. Dann das Schwimmbad. Ich habe dort Schwimmen gelernt und in den Sommern meiner Kindheit dort die Nachmittage verbracht. Als ich in der Ausbildung war, sind meine Schwester und ich zusammen mit unserer Mutter zum sogenannten „Frühschwimmen“ dort gewesen und danach gab es dann Frühstück. Oder das Parktheater, ein sehr repräsentativer Ort für Kino- und Theateraufführungen. Wir wohnten in einem Haus gleich gegenüber auf der Goethestraße. Bei einer solchen Aufführung, etwa 1964, habe ich die Schauspieler:Innen Gustav Knuth und Inge Meysel fotografiert. Später wurde es ein Supermarkt.

Jeden Samstag gab es einen Wochenmarkt auf dem großen Platz hinter der Stadthalle. Den Platz gibt es immer noch, er ist heute der Parkplatz für ALDI, Rossmann und Co, die sich heute die ehemalige Stadthalle teilen. Oft habe ich meine Mutter auf diesen Wochenmarkt begleitet und dabei ist wohl meine Liebe zu solchen Märkten entstanden, dort gab es alles, so schien es mir. Einen Metzger, Gemüse und Gummilitze.

Weitere Erinnerungen habe ich an die ev. Kirche, in der ich konfirmiert wurde, oder an Schwester Dora, eine Ordensschwester, sie war meine Kindergärtnerin. Ich bin in die Parkschule gegangen, acht Jahre lang. Frau Prisack war meine Turnlehrerin, Herr Aulich mein Klassenlehrer und Herr Schmitten war Rektor der Schule und zeitweise auch mein Klassenlehrer. Heidi, Ruth, Martina, Annelie und Gisela, meine Schulfreundinnen.

In meiner Erinnerung erscheint das Schützenfest, das jedes Jahr mit der Parade der Schützen begann. Ich erinnere mich daran, wie die Schützen sich auf der Goethestraße aufstellten. Es war ein Tag, den meine Mutter nie verpasste. Sie nahm ein Kissen und legte es ins offene Fenster, damit sie das Spektakel bequem beobachten konnte.

In jener Zeit hatte ich einen treuen Freund: meinen Kanarienvogel Hansi.
An Sonntagnachmittagen besuchte ich das alte Tonfilmtheater, wo dann extra für Kinder Filme gezeigt wurden, wie z.B. die Abenteuer von „Dick & Doof. Und wenn ich Lust auf Süßigkeiten hatte, ging ich zu Frau Kühlchen auf der Wilhelmstraße. Dort gab es eine unfassbar große Auswahl an köstlichen Leckereien, für die mein Taschengeld oft nicht reichte.

Ich erinnere mich an die Familien in der Nachbarschaft und dass meine Mutter einmal im Monat die Waschküche im Keller des Hauses benutzen konnte, um die Wäsche unserer Familie zu waschen. Von der Waschküche aus kamen wir auf eine Wiese, die sich hinter dem Haus erstreckte. Dort hängten wir unsere Wäsche zum Trocknen auf oder legten sie zum Bleichen in die Sonne. Diese Wiese diente nicht nur praktischen Zwecken, sondern war auch ein Spielplatz für die Kinder aus der Nachbarschaft und mich. Wir spielten „auf der Straße“ und die einzige Regel, die es gab, hatte meine Mutter aufgestellt: „Komm nach Hause, wenn es dunkel wird.

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