
„Das Leben war einfacher, als ich Jungs noch doof fand.“
1985, in Düsseldorf, sitzt eine junge Frau im Frauenreferat des AStAs. Sie trägt eine selbstgenähte Hose, vor ihr auf dem Schreibtisch steht eine Schreibmaschine. Sie diskutiert, plant, streitet. Ihr Ziel ist klar: Die Welt soll gerechter werden – zumindest für Frauen.
Fast vier Jahrzehnte später sitzt Karin in Idaho. Ein neuer Ankerpunkt in einem Universum, das nicht unterschiedlicher sein könnte. 37 Jahre sind vergangen, seit sie die Weite Amerikas zu ihrer Heimat gemacht hat. Damals kam sie mit dem Service Civil International (SCI) in die USA, heute lebt sie in Stanley, Idaho – einer Stadt mit knapp 120 Einwohnern, die eher nach Filmkulisse als nach Wirklichkeit aussieht.
Zusammen mit ihrem Mann betrieb sie drei Jahrzehnte lang einen Snowboardladen – eine mutige Idee in einer Gegend, die mehr Himmel als Menschen kennt. Jetzt führen sie gemeinsam eine Bar mit Restaurant: den Kasino Club Stanley. Im Sommer summt der kleine Ort wie ein Bienenstock. Motorräder dröhnen über die staubigen Straßen, Touristen trinken Bier auf der Holzveranda, Musik weht durch die offenen Fenster. Dann ist Stanley lebendig. Und wenn der Herbst kommt, wenn der erste Schnee fällt und die letzten Gäste abreisen, wird es still. Die Läden schließen. Das Leben pausiert. Die Berge rücken näher.
Stanley ist nicht Düsseldorf. Aber beides ist Karin. Die Klarheit, die sie einst im Frauenreferat fand, ist nicht verschwunden. Sie hat sich verlagert – eingewebt in die Härte der Winter, die Leichtigkeit der Sommer, die raue Schönheit des Landes. Karin hat gelernt, mit den Jahreszeiten zu gehen, mit den Pausen, die das Leben ihr vorschreibt.
Es ist leicht, sich ein Bild von ihr zu machen. Vielleicht sitzt sie draußen auf einer Veranda, eine Tasse Kaffee in der Hand, den Blick auf die Berge gerichtet, die sie an die Alpen erinnern. Vielleicht in einem Moment der Stille, wenn die Touristen fort sind und die Einsamkeit wie ein stiller Begleiter neben ihr Platz nimmt. Und doch gibt es etwas, das sie vermisst: den Blick aufs Meer. Von Düsseldorf nach Idaho. Vom Frauenreferat zu den Bergen. Von der Politik zur Gastfreundschaft. Und immer mit derselben Überzeugung:
Das Leben gehört denen, die es wagen.
# 176
Wir sprachen über
Idaho, ein dünn besiedelter Bundesstaat im Nordwesten der USA, ist bekannt für seine gebirgigen Landschaften, die weitläufige geschützte Wildnis und Erholungsgebiete. Die Hauptstadt Boise liegt in den Ausläufern der Rocky Mountains und wird vom Boise River durchkreuzt, der sich zum Rafting und Angeln eignet.

