Manchmal begegnet man Menschen, die nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern ihr Leben mit einer solchen Hingabe gestalten, dass es selbst wie ein Kunstwerk erscheint. Erika Koch, die Fotografin, die ich für meinen Podcast getroffen habe, gehört zweifellos dazu. Ihr Leben lässt sich in einem einzigen Satz zusammenfassen: unendlich viele Glücksmomente. Ein bemerkenswertes Selbstbild, das weniger mit Zufall als mit einer bewussten Entscheidung für die Freiheit, die Leidenschaft und die unermüdliche Neugier zu tun hat.

Bereits als Kind tauchte sie in die Welt der Bilder ein. In den Schubladen der Buchhandlung ihres Vaters entdeckte sie Fotografiebände, in denen sie versank. Noch bevor sie offiziell in die Lehre ging, fand sie in Lucien Clergue, dem renommierten französischen Fotografen, ihren ersten Lehrmeister. Sein Blick, seine Sensibilität für das Motiv prägten ihren eigenen fotografischen Ansatz.

Die Industriefotografie wurde ihr Metier, eine Welt, die oft als kühl, mechanisch und pragmatisch gilt. Doch sie verstand es, das Lebendige im Statischen zu finden, Strukturen als Kompositionen zu begreifen, Funken von Ästhetik in scheinbarer Funktionalen zu entdecken. Die Kamera wurde ihr Werkzeug, um Ordnung und Dynamik in Einklang zu bringen. Dabei bewegte sie sich als Frau in einer Männerdomäne. Doch statt sich von vermeintlichen Nachteilen entmutigen zu lassen, hatte sie einen unerwarteten Vorteil. Mit ihren 1,60 Metern wurde sie nie als Bedrohung empfunden.
Die Welt wurde ihr Atelier. Sie reiste viel, suchte, fand. Ihre Unabhängigkeit war nie eine Flucht, sondern eine Wahl. Jedes neue Ziel war ein weiteres Kapitel in ihrer Geschichte. Fotografie war für sie kein Job, sondern eine Lebensform, eine Art, sich mit der Welt zu verbinden und gleichzeitig ihre eigene Handschrift in ihr zu hinterlassen.

Heute lebt sie in Lissabon, dieser Stadt des Lichts, der steilen Gassen und der melancholischen Fados. Doch ihre Neugier bleibt ungebrochen. Aktuell arbeitet sie an einem Buch über Kork, einen Werkstoff, der auf den ersten Blick unscheinbar erscheinen mag, in seiner Struktur und Vielseitigkeit jedoch von einer ähnlichen Poesie durchzogen ist wie ihre Bilder. Es scheint nur folgerichtig, dass sie sich diesem Material widmet – einem Stoff, der elastisch und dennoch widerstandsfähig ist, der sich formen lässt und doch seine Ursprünglichkeit bewahrt.

Wenn sie von ihrem Leben erzählt, klingt darin nie Bedauern oder Resignation, sondern eine staunende Freude über all das, was sie erlebt hat und noch erleben wird. Unendlich viele Glücksmomente. Vielleicht liegt das Geheimnis nicht nur in den Ereignissen selbst, sondern in der Art, sie zu betrachten. Eine Haltung, die wir alle ein wenig in unser eigenes Leben übertragen könnten.

Weitere Namen, die in unserem Gespräch gefallen sind:

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