Eine Lochkamera ist die einfachste Form einer Kamera: ein lichtdichter, meist schachtelförmiger Körper mit einer winzigen Öffnung. Durch dieses Loch – oft mit einer Stecknadel gestochen, daher der englische Name pinhole camera – fällt das Licht auf die gegenüberliegende Innenseite und erzeugt ein reelles Bild: auf dem Kopf stehend, seitenverkehrt, weich gezeichnet.

Eines meiner ersten Pinholebilder zeigt den Blick über einen rostigen Metallboden hinauf zu einer schmalen Treppe, flankiert von Gitterwänden. Ich legte die Kamera so tief, dass der Boden fast den ganzen Vordergrund füllt, seine Linien wie ein Netz, das mich hineinzieht. Das Licht kommt nicht aus einer klaren Quelle – es scheint zu fließen, weich, und legt sich wie ein feiner Schleier über die Härte des Metalls.
In diesem Bild steckt die ganze Eigenart der Pinholefotografie: Nichts ist scharf im herkömmlichen Sinn, und doch ist alles da. Die Zeit selbst scheint in der Fläche zu liegen, im Rost, in den stummen Stufen, im Licht, das sich langsam auf die Materialien legt. Es ist kein Moment, der festgehalten wird – es ist eine Dauer, die sichtbar wird.