Das ist Silke aus Braunschweig mit ihrer Hündin Booh. Diese ist 1 1/2 Jahre alt und war wirklich ganz wunderbar geduldig während des Shootings. Denn das war der Grund, warum Silke 3 Stunden mit dem Auto gefahren ist, um zu mir nach Düsseldorf zu kommen.
Das Shooting hat im Januar 2022 stattgefunden. An dieser Stelle erwähne ich es, weil es in der Vergangenheit öfters der Fall gewesen ist, dass Frauen von weit her gekommen sind, um sich von mir fotografieren zu lassen. Das hat mich immer sehr gerührt und ihre Geschichten haben mich betroffen gemacht. So auch die von Silke. Sie hat mir nicht nur ihre Leidensgeschichte geschildert, sondern hatte auch so viel Vertrauen zu mir, dass ich ihre Narben fotografieren durfte. Silke bekam in 2019 die Diagnose Brustkrebs.
Silke hat strahlende, funkelnde Augen, wenn sie davon berichtet, dass sie 20 Jahre lang im Event-Business tätig war. Sie hatte zusammen mit einer Freundin in Braunschweig eine Agentur, die u.a. mit einem Kulturverein regionale Musikfestivals organisiert und ausgerichtet hat. Oder wenn sie von ihrem Wohnmobil erzählt, mit dem sie den Norden Europas bereist.
Sie lebte in einer langjährigen Beziehung, wollte Kinder. Der Hauskauf stand an, als sie am 8. Juni 2019, bei Duschen einen Knoten in der rechten Brust ertastete, der ihr Leben komplett verändern sollte.
Die folgende Stanzbiopsie bestätigte ihren Verdacht: Brustkrebs: Invasiv-muzinöses Mamma-Carcinom, G2, ypT1a, L0, V0, Pn0, ypN0 (0/11), RO – Lymphknoten waren auch bereits befallen.
Sie hatte nur einen Gedanken: Es bleiben mir noch 4 Wochen, um ein geplantes Festival aufzubauen.
In der Lunge und der Leber wurde undefinierbare Stellen gefunden. Sie entschied sich gegen eine OP in der Hoffnung, dass diese „Stellen“ bei der anstehenden Chemotherapie verschwinden würden – sie sollte Recht behalten.
In dieser Zeit erkrankte ihr damaliger Hund schwer und starb einige Monate später, ihre erste Chemo musste wg. einer Zahnentzündung verschoben werden – sie fühlte sich wie in einem Schleudersitz.
Im August 2019 startete die Chemotherapie, die dauerte 4 Monate. Ihre Haare hat sie sich abrasiert, sie wachsen seit Januar 2020 erst wieder.
Im Januar 2020 erfolgte dann auch die erste OP, brusterhaltend sollte operiert werden. Nach der OP folgten sechs Wochen Bestrahlung. Probleme tauchten auf: Die Wundheilung verlief nicht gut, ihre Blutwerte waren sehr schlecht.
Die Entzündung an der Stelle, wo das Brustgewebe entfernt worden war, wurde nicht weniger und sie wurde erneut operiert. Bei diesen OP’s scheint einiges schiefgelaufen zu sein.
Silke hatte große Probleme mit der rechten Schulter und die Muskulatur ihres Oberkörpers erschien ihr „verzogen“, sich zu bewegen war äußerst schmerzhaft.
Ihr Partner trennte sich von ihr. Und sie, der Workaholic war zum Nichtstun verdammt. Doch Silke ist eine Kämpferin. Sie war nicht bereit auf ihre rechte Brust zu verzichten, sie hatte einfach zu viel verloren, jetzt nicht auch noch die Brust.
Das zuvor eingebrachte Implantat musste jedoch entfernt werden. Und sie fand einen Arzt, der aus körpereigenem Fettgewebe ihre rechte Brust wieder aufbaute.
Die Beseitigung der Krebszellen hat einen hohen Preis.
Silke leidet an plötzlich auftretenden Erschöpfungszuständen, Polyneuropathie, kann an manchen Tagen nicht lange stehen, ihre Hände/Finger werden taub und kleine Knöpfe an Kleidungsstücken kann sie einfach nicht mehr zuknöpfen.
Seit Mai 2021 versucht sie wieder in einem Berufsalltag zurechtzukommen. An die Arbeit in einer eigenen Eventagentur ist für Silke nicht zu denken.
Woher nimmt diese Frau ihrem Lebensmut und Kraft?