Fotogramm

Ein Fotogramm ist eine der ursprünglichsten Formen fotografischer Bilderzeugung – ganz ohne Kamera. Statt durch ein Objektiv auf Film oder Sensor fällt das Licht direkt auf ein lichtempfindliches Fotopapier. Darauf liegen Gegenstände, die das Licht teilweise oder vollständig blockieren. Wo Licht trifft, schwärzt sich das Papier bei der Entwicklung; wo ein Objekt lag, bleibt es hell. Durchscheinende Materialien lassen weiche Graustufen entstehen, scharfe Kanten zeichnen sich wie Schattenrisse ab.

Ich weiß heute nicht mehr genau, was mich damals zu diesem Thema geführt hat. Aber ich erinnere mich genau an die Freude, die es mir machte, mich damit zu beschäftigen: Da war eine Idee – und gleich darauf die unmittelbare Umsetzung. Kein langes Warten, keine aufwendige Technik. Nur ein Gegenstand, Licht und Fotopapier. Minuten später hielt ich das befriedigende Ergebnis in den Händen. Vielleicht war es genau diese Unmittelbarkeit, die mich so anzog: die direkte Verbindung zwischen Gedanke und Bild, ohne Umweg, ohne Übersetzung durch eine Kamera.

Dieses Fotogramm entstand, indem ich kleine Papierstücke auf Fotopapier legte: Dreiecke, schmale Spitzen, zwei Kreise. Das Licht hat ihre Umrisse scharf gezeichnet, den Hintergrund tiefschwarz belassen. Zusammen ergeben die Formen das Fragment eines Gesichts – reduziert, fast wie eine Maske. Kein Schatten, kein Raum, nur Fläche und Kontrast. Gerade diese Einfachheit macht den Blick intensiv. Das Gesicht scheint sich aus der Dunkelheit heraus zu formen – entstanden allein aus Licht, Zeit und ein paar sorgfältig gelegten Schnipseln.

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