Es gibt Tage, an denen ich mich selbst überrasche.
Ich öffne die Augen, habe eine Idee, und ehe ich sie überhaupt aussprechen kann, hat mein Körper bereits gehandelt: Kamera. Schnitt. Export. Reel.
Zwischen zwei Atemzügen entsteht eine kleine Welt.
ADHS wird oft mit Chaos verwechselt.
Mit Unruhe. Mit „zu viel“.
Mit einem Defekt.
Aber was, wenn es kein Defekt ist?
Was, wenn es ein Motor ist?
Was, wenn ADHS nicht „zu viel“ bedeutet, sondern zu lebendig für lineare Abläufe?
ADHS ist kein Konzentrationsmangel.
ADHS ist Aufmerksamkeitsüberschuss – nur auf andere Art verteilt.
Wenn mich etwas nicht interessiert, kann ich stundenlang herumirren. Wenn mich etwas berührt, kann ich Berge versetzen.
Heute habe ich Videos aufgenommen, geschnitten, sortiert, abgespeichert.
Ich habe archiviert.
Ich habe begriffen, wie ein Schnittprogramm funktioniert.
Ich habe gehandelt.
Nicht, weil jemand sagte: Mach das jetzt.
Sondern weil mein inneres Feuer sagte: Jetzt!
Und wenn dieses Feuer brennt, dann brennt es klar.
Ich bin nicht chaotisch.
Ich bin mehrkanalfähig.
Ich sehe:
– Farben, nicht nur Ordnung.
– Zusammenhänge, nicht nur Schritte.
– Möglichkeiten, nicht nur To-dos.
Ich bin eine Naturgewalt mit WLAN-Anschluss. Ich stürme los, aber ich bringe Ergebnisse hervor.
Meine Art zu arbeiten ist kein Umweg. Sie ist mein Weg.
ADHS ist ein Rhythmus.
Nicht linear.
Eher wie Jazz:
Synkopiert, überraschend, lebendig.
Während andere „Planung“ sagen, sage ich „Momentum“.
Und wenn das Momentum da ist, ziehe ich Ideen aus dem Nichts. Ich verwandle sie in Bilder, in Worte, in Präsenz. Ich bin konzentriert, wenn ich brenne.
Nicht, wenn ich sollte.
Ich feiere dieses Gehirn.
Ich feiere seine Geschwindigkeit.
Ich feiere die Unvernunft, die Türen öffnet.
Ich feiere die Intensität, mit der ich mich in Dinge stürze.
Ich feiere die Fähigkeit, in kurzer Zeit viel Wirklichkeit zu erzeugen:
– Video
– Schnitt
– Veröffentlichung
– Archivierung
– Struktur
Und danach?
Einatmen. Ausatmen.
Ein Lächeln.
Ich habe etwas erschaffen, weil ich es konnte.
Nicht, weil es geplant war.
Vielleicht ist das die Essenz:
Ich bin nicht „zu viel“.
Ich bin genau die richtige Menge Leben.
Unerwartet. Ungeregelt.
Strahlend.
Eine Naturgewalt mit WLAN-Anschluss.
Schlussgedanke:
ADHS ist keine Störung. Es ist die Fähigkeit, Energie in Form zu bringen, bevor Zweifel sie bremsen können. Und wenn ich etwas erschaffe, entsteht ein neues Stück Welt. Nicht geordnet. Sondern echt.
Wenn dich dieser Text berührt hat, findest du auf meinem Blog weitere Einblicke in meinen kreativen Prozess. Und wer tiefer einsteigen möchte:
Ich habe eine Autobiografie geschrieben.
SECHZIG Jahre Fotografie. SECHZIG Jahre Leben.
Auf meinem Blog informiere ich über Lesetermine und die Möglichkeit zur Vorbestellung:
7. Dezember
12. Dezember