Diesen Text habe ich vor zwei Jahren geschrieben. Heute lese ich ihn wieder – und spüre, dass er noch immer gilt. Die Wut, die damals entstand, trägt weiter. Vielleicht, weil das Thema größer ist als das einzelne Ereignis.
Sonntag, Juli 16, 2023
Ich habe eine Meinung. Die kann ich verändern, wenn es gute Argumente dafür gibt. Ich stecke jedoch meine Energie grundsätzlich nur in für mich wichtige Dinge. Was ich als »wichtig« erachte? Das ist unterschiedlich und vom Kontext abhängig.
Ich liebe einen guten Meinungsaustausch. An meinem Geburtstag z. B. in einem lauschigen Café in Monschau, hatten meine Tochter und ich einen solchen ganz heftigen zum Thema: wann fängt Rassismus an? Wir mussten meiner Schwester und den um uns herum sitzenden weiteren Gästen in diesem Café erklären, dass wir uns nicht gleich an die »Köppe gehen« würde, sondern dass die Heftigkeit ein Ausdruck unseres familiären Temperaments sei. Wir sind nun mal Mutter und Tochter. Ich diskutiere gern mit meiner Tochter, denn das sind meist Diskussionen auf recht hohem Niveau. So war das auch in Monschau und am Ende konnten wir uns dann nicht einigen und mussten es einfach aushalten, dass wir uns nicht einig sind. Das kann ich auch einigermaßen gut.
Ich kann mich auch entschuldigen, wenn ich feststelle, dass meine Wortwahl mein Gegenüber verletzt hat, da ich dies niemals beabsichtige.
Was ist passiert?
In einem schriftlichen Beitrag in meinem Blog, in dem es u. a. um meinen Selbstwert ging und meine Unfähigkeit, Lob anzunehmen, hatte ich davon gesprochen, welche qualifizierten Ausbildungen ich absolviert habe und dass ich über eine langjährige Berufserfahrung verfüge und mir gerade klar geworden war, dass sich diese zum Beispiel in meiner Art, Portraits von Menschen zu machen, zeigt.
Es gibt bestimmte kulturelle und soziale Normen, die Frauen dazu ermutigen, bescheiden zu sein und ihre Erfolge nicht zu betonen. In einigen Gesellschaften wird von Frauen sogar erwartet, dass sie demütig und zurückhaltend sind, während Männer eher dazu ermutigt werden, stolz auf ihre Leistungen zu sein und sie öffentlich zu feiern.
Wir haben 2023 und ich darf stolz darauf sein, wer ich bin und was ich kann. Oder gibt es einen inhärenten Grund, warum ich als Frau nicht stolz auf meine Lebensleistungen sein darf?
Der Kontext war übrigens der, dass ich versucht hatte zu verdeutlichen, was ein grottenschlechter Schnappschuss für Auswirkungen auf die Person haben kann, die darauf abgebildet ist. Und dass es in der Verantwortung des Fotografierenden liegt, solche Fotos zu editieren, und falls als notwendig erkannt, sie zu löschen. Es kann sein und dafür habe ich mich auch entschuldigt, dass die Worte, die ich gewählt habe, missverständlich waren. Mir war an diesem Ereignis allerdings etwas aufgefallen, das mir bis dahin nicht klar war, aber wichtig genug, um daraus einen Blogbeitrag zu machen: Solche misslungenen Schnappschüsse sind wahrscheinlich massenhaft in der Welt und führen dazu, dass Frauen sich für »unfotogen« halten. Was sie jedoch nicht sind: Sie wurden nur schlecht fotografiert. Und genau diese Aussage hätte ich wohl nicht treffen dürfen, und da ich es getan hatte, wurden sie zum Anlass für viele mich verletzende Worte.
[…]
Mein Schlusswort: