… während ich in Netz surfe und auf wirklich interessante Fotos aufmerksam werde.

Z.B. der in Amsterdam lebende Fotograf Hendrik Kerstens (*1956), von dem diese, an die Tradition der flämischen Malerei erinnernden, Fotos sind. Er verwendet eine Großbildkamera, verschiedene Hintergründe und Tageslicht so weit möglich. Die Accessoires für diese Portraits fand er im Haushalt, wie die weiße Plastiktüte mit Henkeln, oder die Handtücher, Serviette oder Lampenschirme. Seit 2010 sind diese künstlerischen Porträtfotos seiner Tochter Paula im Netz zu finden.

Den nächsten Fotografen, den ich so gefunden habe ist Pierre Gonnord, ein 1963 geboren, seit 1988 in Madrid lebende Franzose.

Sein von El Greco, einem Maler der Spätrenaissance, wie auch von Francisco de Goya inspirierter und wiedererkennbarer Stil, ist ziemlich einzigartig.
Als Nächstes finde ich bei kwerfedein eine Serie von Fotos: Therapeutisches Fotografieren –  sehr sehenswert. Mir sind die Bilder unter die Haut gekrochen.
Und genau das erwarte ich von Fotos, dass sie mich ansprechen, mich irgendwie beeindrucken, etwas hinterlassen – in mir, in meiner Gefühlswelt.

Momentan komme ich bei FB nicht an dieser Aktion, diesem Ereignis vorbei. Ein im Netz bekannt und beliebter Fotograf ist Anfang dieses Jahres mit einer Gruppe von Fotografierenden nach Vietnam geflogen. Daraus ist ein Schuber mit einzelnen Bildbänden sowie eine Ausstellung entstanden und z. Zt touren die Beteiligten durch die Lande. Am Donnerstag war Inside Vietnam in Köln, und ich wäre beinahe hingefahren.
Was mich interessiert, ist diese Energie, die die Beteiligten aufbringen, um so etwas zu realisieren, das finde ich durchaus beeindruckend. Das Konzept scheint aufgegangen zu sein: einen Workshop fern der Heimat zu geben. Einige der Fotografien waren schon im Netz anzusehen und haben mich jetzt nicht gerade tief berührt. Als ich dieses Zitat bei Martina Mettner las, wusste ich wieder, was mich daran hindert beeindruckt zu sein:
“Jeder, der in Drittweltländer reist, stellt in seinen Fotos die dortigen Verhältnisse zur Schau. Jeder Afrikatourist lichtet unterernährte Kinder ab. Jeder Fototourist in Rio de Janeiro will in den Favelas fotografieren. Warum? Ich sehe darin gar keinen Sinn. Mir wurde als Kind beigebracht, nicht mit dem Finger auf Menschen zu zeigen. Ist das Fotografieren in solchen Situationen etwas anderes, als mit dem Finger auf Menschen mit einem niedrigeren als dem eigenen Lebensstandard zu zeigen? Und dann zu allem Überfluss zu meinen, sie seien „arm, aber glücklich“.

Ich bin ja immer noch und wieder auf der Suche. Wonach? Nach etwas „Sinn“- vollem, was meine Fotografie anbelangt, meine ich. In der letzten Zeit habe ich viele Bewerbungsfotos gemacht. Was mich immer wieder dabei erschreckt – ja, mir fällt kein besseres Wort ein -, ist die Professionalität, mit der ich das inzwischen mache und die Routine, auch wenn ich aktuell wieder ein anderes Licht ausprobierte. Die Menschen vor meine Kamera reagieren alle gleich, sind zurückhaltend, verkrampft und ich muss all meinen Charme – oder was ist es? – aufbringen, um sie authentisch zu bekommen, was ich, aus meiner Sicht jedoch unschwer schaffe. Was mir dabei hilft, ist mein ungebrochenes Interesse an dem Menschen vor meiner Kamera. Und so eine Session wird schon mal schnell zu einer unterhaltsamen, interessanten und mein Leben bereichernden Begegnung.

Das Portrait ist und bleibt meine große Leidenschaft spüre ich mal wieder, das werde ich auch in diesem Leben nicht mehr ändern.
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