Warum ich als Legasthenikerin manchmal übersehen, dass ich den falschen Begriff benutze

Legasthenie ist eine Herausforderung, die den Umgang mit Buchstaben und Wörtern kompliziert macht. Besonders herausfordernd wird es bei Begriffen, die sich in ihrer Form ähneln oder eine ähnliche Bedeutung haben. Das Vertauschen von Begriffen wie „Objektivierung“ und „Objektifizierung“ ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie schnell solche Fehler passieren können.

In erster Linie liegt das an der visuellen Verarbeitung von Wörtern. Für Legasthenikerinnen ist das Lesen und Verstehen eines Textes oft ein aktiver Prozess, der deutlich mehr Konzentration und Aufwand erfordert als für Menschen ohne Legasthenie. Die Augen und das Gehirn arbeiten intensiver zusammen, um Buchstabenfolgen zu entziffern und daraus Wörter und Bedeutungen zu bilden. Dabei kann es passieren, dass die Aufmerksamkeit ganz auf die „Gestalt“ eines Wortes gelegt wird, sodass ähnliche Wörter leicht verwechselt werden, besonders, wenn sie in ähnlichen Kontexten vorkommen.

Hinzu kommt, dass die Verarbeitung von Bedeutungsebenen bei Wörtern mit ähnlichem „Klang“ und ähnlicher „Form“ eine echte Herausforderung darstellt. Während des Lesens verarbeitet das Gehirn in einem rasanten Rhythmus nicht nur die Buchstabenfolge, sondern auch die Bedeutung des Wortes und den Kontext des Satzes. Bei Begriffen wie „Objektivierung“ und „Objektifizierung“ ist das besonders schwer, weil beide Worte auf der Ebene ihrer Silben und ihrer Buchstaben eine hohe Ähnlichkeit haben. Das Gehirn überspringt manchmal automatisch ein paar Schritte, um den Lesefluss zu erhalten – besonders, wenn man im Lesen geübt ist, neigt man dazu, Worte schneller zu „erkennen“, weil man denkt, sie schon zu kennen.

Ein weiterer Punkt ist die fehlende Unterscheidung in der Rechtschreibung und die oft subtile Bedeutungsdifferenz der Wörter.
Die „-fizierung“ und „-vierung“ sind so ähnlich, dass das Auge leicht darüber hinwegsieht und die Begriffe automatisch als dasselbe interpretiert. In einem Text fällt es daher besonders leicht, den Unterschied zu überlesen, weil das Gehirn schnell die Form aufnimmt, aber den spezifischen Inhalt und die Bedeutungsnuance möglicherweise nicht sofort klar erkennt.

Für eine Legasthenikerin wie mich bedeutet das schlichtweg, dass das Gehirn bei einer ohnehin schon anspruchsvollen Aufgabe zusätzlich gefordert wird. Solche Fehler sind keineswegs ein Zeichen mangelnder Sorgfalt oder eines „fehlenden Blicks“ für Details. Sie gehören ganz natürlich zu den Herausforderungen des Lesens mit Legasthenie.

Objektifizierung und Objektivierung unterscheiden sich in ihrer Bedeutung und ihrem Kontext, obwohl sie auf den ersten Blick ähnlich erscheinen mögen.

  1. Objektifizierung bezieht sich auf den Prozess, bei dem ein Mensch oder eine Gruppe zu einem Objekt gemacht und ihrer Menschlichkeit beraubt wird. Besonders im sozialen und psychologischen Kontext beschreibt Objektifizierung die Reduktion einer Person, meist auf ihre äußeren oder körperlichen Eigenschaften, wodurch ihre Persönlichkeit und Individualität ignoriert werden. Ein häufiges Beispiel ist die sexuelle Objektifizierung bei Frauen, die ausschließlich als Objekte sexuellen Verlangens gesehen werden. Hier geht es also um eine Entwertung und Entmenschlichung, die dazu führt, dass jemand als bloßes Mittel für die Befriedigung oder den Nutzen anderer betrachtet wird.
  2. Objektivierung hingegen beschreibt den Versuch, eine Person, eine Situation oder eine Handlung neutral und sachlich zu betrachten, also „objektiv“ zu machen. Im wissenschaftlichen oder analytischen Kontext wird etwas „objektiviert“, indem persönliche Ansichten, Gefühle oder Vorurteile möglichst ausgeblendet werden. Der Begriff ist in diesem Sinne wertneutral und steht für die Distanzierung von persönlichen Urteilen, um zu einer möglichst unvoreingenommenen Einschätzung zu gelangen. Dabei geht es darum, eine Perspektive zu gewinnen, die auf Fakten basiert und nicht von Emotionen oder subjektiven Erfahrungen beeinflusst ist.

Zusammengefasst:

  • Objektifizierung: Entmenschlichende Reduzierung einer Person auf bestimmte Merkmale, oft negativ, z. B. auf Körperteile oder Funktionen.
  • Objektivierung: Neutrale, unvoreingenommene Betrachtung von Sachverhalten oder Personen, meist im wissenschaftlichen oder analytischen Sinne.
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