Im Zuge der Aufarbeitung meines Archivs finde ich interessante Dinge, wie z. B. dieses Referat aus dem Jahre 1989:

 

Die Bildjournalistin Beate Knappe fotografiert seit 15 Jahren. Sie war auf jeder Friedensdemo, jedem Stahlstreik zu finden. Ihre Arbeit ist geprägt von der politischen Situation und Stimmung der letzten Jahre. Die Motive bei ihrer Berichterstattung sind immer Menschen. Ihre Bilder sind klar aufgebaut. Das Fotografieren von Menschenmengen oder einer einzelnen Person erfolgt in gleicher Eindeutigkeit. Enge, schlechte Lichtverhältnisse, hindern sie nicht daran, nah an Persönlichkeit oder Stimmung einer Situation heranzukommen. Sie erfasst Geschehnisse schnell. Die Schnelllebigkeit der Situation lässt ihr nur sehr wenig Zeit zur bewussten Gestaltung ihrer Fotos. Trotzdem findet für Beate Knappe Gestaltung im Sucher ihrer Kamera statt. Ein Negativ wird in vollem Format vergrößert. Den Bildern nimmt die schnelle Reaktion nichts an „gestalteter“ Spontaneität, „gestalteter“ Dynamik.

Einen Standpunkt oder Bezug hat Beate Knappe zu jedem einzelnen ihrer Fotos, den sie braucht, um ihre Bilder zeigen zu können oder verkaufen zu können. Der Inhalt eines Fotos ist nicht willkürlich. Der Blick der Kamera gibt dem Bild eine Richtung, wertet die Situation. Sie arbeitet nicht nur, um ein Foto zu verkaufen, Fotografie ist ihr Medium, ihrer Person Ausdruck zu geben. Sie teilt sich in den Bildern mit.

Dabei lässt sie sich nicht persönlich in die zu fotografierende Situation einbeziehen. Fotografiert sie, ist sie mit sich und ihrer Kamera allein. Fast müsste man sagen, sie nimmt an ihrer Umgebung nicht teil. Sie ist nicht agierender Teil eines Geschehnisses, sondern begleitet es durch den Sucher ihrer Kamera. Diese Unabhängigkeit vom Geschehen ist für sie nötig, um aufmerksam und voll konzentriert arbeiten zu können.

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