Bei der Überarbeitung meines Manuskripts werden Kapitel hin- und hergeschoben und dann wird auch manchmal etwas gelöscht, wie dieser Text.
Ein Wort wie ein Etikett. Groß, klebrig, widerspenstig. Neulich bekam ich es zugewiesen. Als wäre damit alles erklärt: mein Blog, mein Podcast, mein Erzählen.
Ich war irritiert. Nicht empört, nicht verletzt – eher angestupst. Sendungsbewusstsein – das klingt nach Bühne. Nach Rednerpult. Nach dem festen Willen, andere überzeugen zu wollen.
Es klingt nach Auftrag. Nach Meinung. Nach Sendung – im doppelten Sinne. Und ja, ich sende. Meine Stimme, meine Texte, meine Gedanken.
Aber: Ich sende nicht, um zu bekehren.
Ich schreibe, weil ich etwas verstehen will.
Ich teile, weil ich sonst verstumme.
Ich mache mich sichtbar – nicht aus Eitelkeit, sondern weil ich weiß, wie schnell ich verschwinden kann.
Seit ich blogge, seit ich öffentlich über mein Leben nachdenke, begegnet mir immer wieder dieses leise Unbehagen: Warum erzählst du das alles? Muss das sein? Ist das nicht zu viel?
Ich glaube nicht, dass ich zu viel bin. Ich glaube, dass ich eine Geschichte habe. Und dass ich das Recht habe, sie zu erzählen. Nicht, um sie über andere zu stellen. Sondern weil sie mir gehört.
Und weil sie – wenn ich sie teile – vielleicht auf andere trifft, die darin etwas erkennen, was auch in ihnen lebt.
Ich schreibe nicht, um zu belehren. Um Resonanz zu spüren. Um mich im Raum der Sprache zu verorten – tastend, suchend, nicht wissend.
Ich lehne das Wort Memoiren ab. Es klingt nach Distanz, nach Rückblick mit Lack. Ich schreibe nicht rückwärts – ich schreibe entlang. Ich schreibe von innen nach außen, nicht von oben herab. Ich schreibe, wie ich lebe: tastend, fragmentarisch, offen.
Was ich habe, ist ein Bewusstsein dafür, wie kostbar es ist, eine Stimme zu haben.
Und die Fähigkeit, sie zu nutzen – nicht laut, nicht allwissend, sondern wahrhaftig.