Widerstand auf dem Bildschirm – Trumps erste Amtszeit und was sie mit uns macht

Ich, der alte Serienjunkie, habe gerade wieder angefangen, mir eine Serie anzusehen, die mich schon einmal fasziniert hat: The Good Fight. Eigentlich war es nur ein Abend mit dem Wunsch nach Ablenkung. Doch dann war sie wieder da, diese Schärfe. Diese Erinnerung an ein Klima, das mich auch hier, in Deutschland, erschütterte.

The Good Fight ist der direkte Ableger von The Good Wife – einer Polit- und Anwaltsserie, die bereits Fragen nach Moral, Macht und weiblicher Selbstbehauptung im System stellte. Doch während The Good Wife noch stärker im klassischen Serienrealismus verankert war, bricht The Good Fight diesen Rahmen gezielt auf. Es ist ein Schritt von der liberalen Mitte hinein in ein offenes, politisch-künstlerisches Experiment.

Im Zentrum: Frauen, die sich behaupten, ohne sich dem System völlig zu unterwerfen. Die Serie diskutiert race, gender, Klasse, Alter – und macht deutlich: All diese Achsen sind politisch. Sie steht damit in der Tradition feministischer Gegenwartsanalyse – und bricht bewusst mit der klassischen Heldenerzählung. Es gibt keine Erlösung. Es gibt nur Haltung.

Und Haltung braucht es. Denn The Good Fight ist mehr als eine Anwaltsserie. Sie ist ein politisches Barometer. Schon in den ersten Minuten schlägt die Realität durch die Fiktion: Donald Trump gewinnt die Wahl, Hillary Clinton verliert, und alles kippt.

Was mich dabei besonders fasziniert: Die Serie spiegelt nicht nur Trumps Präsidentschaft, sie zeigt auch, wie die Kritik an ihm in denselben Stil kippt – laut, überzeichnet, absurd. Wahrheit wird zur Stilfrage. Zwischen Fake News, Satire, Verzweiflung und Widerstand entsteht eine neue Form des Erzählens – und des Begreifens.

In einer Welt, in der der Präsident selbst ständig lügt, reichen Fakten nicht mehr. Es braucht Überzeichnung, Ironie, Spiel. Die Serie übertreibt, weil das Reale längst übertrieben ist. Und sie konfrontiert uns mit der Frage: Wie kritisiert man das Absurde, ohne selbst absurd zu werden?

Ich erinnere mich gut an Trumps erste Amtszeit: An das Entsetzen, die täglichen Nachrichten, die frauenverachtenden Tweets, die globale Verunsicherung. Trump war kein amerikanisches Randphänomen. Seine Präsidentschaft war ein Menetekel – ein Zeichen dafür, dass das, was wir für unverrückbar hielten, plötzlich ins Wanken geraten kann.

The Good Fight ist unbequem, brillant und überdreht. Sie zeigt, wie brüchig unsere Vorstellung von Wahrheit geworden ist – und wie sehr wir neue Formen brauchen, um sie wieder sichtbar zu machen.

Und heute? Heute ist er wieder Präsident. Nicht mehr als Clown, nicht mehr als Unfall der Geschichte, sondern als bewusst gewählter Rückkehrer – in vollem Wissen um das, was war. Was die Serie einst als groteske Überhöhung inszenierte – das institutionelle Chaos, die Zersetzung der Wahrheit –, wirkt heute fast zu zahm.

Damals schien noch alles reversibel. Als wäre das Ganze eine Episode, ein politischer Alptraum, der bald endet. Heute ist klar: Es war der Beginn einer tektonischen Verschiebung.

Trump ist jetzt hochgradig gefährlich. Nicht nur wegen seiner Ideologie, sondern wegen seiner Strategie. Er kennt das System – und er weiß, wie man es aushöhlt.

Und es betrifft uns. Auch wenn ich nicht in den USA lebe, hat Trump mein politisches Koordinatensystem verschoben. Seine Art zu regieren – durch Lärm, Spaltung, Dominanz – ist längst auch hier spürbar.

Wir leben in einer Zeit, in der Wahrheit wieder diskutiert werden muss. In der Verschwörungserzählungen und Fakten gleichwertig nebeneinander stehen. In der politische Führung keine Erfahrung mehr braucht – nur Reichweite, Rhetorik, Kontrolle über die Erzählung.

Unser Bundeskanzler? Kam ohne Regierungserfahrung ins Amt. Agiert oft zögerlich, sprachlich unpräzise, ohne erkennbare Vision. Das allein macht ihn nicht gefährlich – aber es schafft Raum. Raum für Lautstärke. Für populistische Vereinfachung. Für das Gefühl, dass da „niemand mehr führt“.

Und genau da liegt die Parallele. Denn das politische Vakuum, das in den USA Trump an die Macht brachte, ist kein rein amerikanisches Phänomen. Es ist Ausdruck einer globalen Erschöpfung – einer Demokratie, die müde geworden ist, sich zu erklären.

28.07.2025

Nach neuen „Hochverrats“-Vorwürfen der Trump-Administration gegen Barack Obama ist es zu einem drastischen Anstieg von Online-Drohungen gekommen. Laut einer Studie des Global Project Against Hate and Extremism nahmen Aufrufe zur Verhaftung oder gar Hinrichtung Obamas auf Plattformen wie Truth Social, Gab und Telegram zwischen dem 17. und 20. Juli massiv zu.
Hintergrund ist eine Verschwörungserzählung und das von Trump selbst verbreitete KI-generierte Video, das Obama in Handschellen zeigt. Obamas Büro bezeichnete die Anschuldigungen als „absurd und gefährlich“.

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