Seit Tagen sage ich mir: Jetzt ist Schluss. Das Manuskript ist fertig. Doch kaum höre ich auf zu schreiben, taucht wieder eine Anekdote auf. Eine Erinnerung, die so dringend anklopft, als wollte sie nicht vergessen werden. Ich setze mich noch einmal hin, schreibe ein paar Zeilen, und plötzlich bin ich wieder mitten im Fluss.
Es ist, als hätte meine Autobiografie ein Eigenleben entwickelt. Ich dachte, ich schreibe ein Buch – und merke, das Buch schreibt an mir weiter. Mit jeder kleinen Nebengeschichte zieht es mich tiefer hinein. Vielleicht ist das der Grund, warum ich nicht loslassen kann: Weil das Erinnern selbst keine Grenze kennt.

Autobiografie zu schreiben bedeutet, gegen das Verschwinden anzugehen. Aber wo endet dieses Ringen? Reicht es, wenn die Geschichte „genug“ erzählt ist – oder wird sie immer wieder neu beginnen? Manchmal frage ich mich, ob Loslassen überhaupt das richtige Wort ist. Vielleicht geht es nicht ums Aufhören, sondern ums Aushalten der Unabgeschlossenheit.

Schreiben ist mein Lebensrhythmus – jede Erinnerung will gerettet sein. Aber so kann es nicht ewig weitergehen. Ich will jetzt aufhören.

Es gibt keine Leere nach dem Schreiben. Im Gegenteil: Danach beginnt die nächste Arbeit. Buchgestaltung. Entscheidungen über Papier, Typografie, Umschlag.
Dann das Marketing, die Einladung zur Vorbestellung, der erste Leseabend – Dresden hat mich schon angefragt.
Loslassen heißt also nicht: Stille. Es heißt: das Manuskript aus den Händen geben und in die nächste Phase treten. Das Buch muss hinaus in die Welt. Nicht mehr zurück auf meinen Schreibtisch.

Vielleicht ist Aufhören nicht das Ende, sondern der Anfang eines neuen Kapitels – nur eben außerhalb des Manuskripts.

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