Heute feiern wir ein bemerkenswertes Jubiläum: 185 Jahre Fotografie. Die Fotografie hat die Welt in vielerlei Hinsicht verändert, und ich hatte das Glück, in den letzten 60 Jahren ein Teil dieser Entwicklung zu sein. Als Fotografin habe ich Momente eingefangen, die ansonsten verloren gegangen wären, und war Zeugin technologischer und kultureller Revolutionen in der Fotografie. Diese Reise hat nicht nur mein Leben geprägt, sondern auch meine Sicht auf die Welt verändert.
Als ich vor 60 Jahren begann, war die Fotografie eine völlig andere Disziplin als heute. In den frühen 1960er Jahren war die Fotografie noch analog. Schwarz-Weiß-Film war die Norm, und die Entwicklung von Bildern war ein faszinierender Prozess, der Sorgfalt und Geduld erforderte. In der Dunkelkammer verbrachte ich viele Stunden und erlebte die Magie des chemischen Prozesses, wie sich das Bild allmählich auf dem Papier manifestierte. Diese handwerkliche Seite der Fotografie vermittelte mir ein tiefes Verständnis und eine Wertschätzung für die Details und die Zeit, die in die Schaffung eines einzigen Fotos flossen. Damals war die Fotografie etwas Exklusives. Nur wenige Menschen konnten sich eine gute Kamera leisten, und das Wissen um die Fototechnik war begrenzt. Für mich war die Kamera ein Werkzeug der Entdeckung – ein Mittel, um die Welt um mich herum zu verstehen, festzuhalten und Teil von ihr zu sein.
In den folgenden Jahrzehnten erlebte ich eine rasante technologische Entwicklung, die die Fotografie grundlegend veränderte. Die Einführung der Farbfilme brachte eine neue Dimension, doch die wirkliche Revolution kam mit der Digitalisierung der Fotografie. Heute gibt es sogar künstliche Intelligenz, die zwar keine klassische Fotografie ist, deren Entwicklung jedoch auf den Grundlagen basiert, die durch die Fotografie geschaffen wurden.
Als die ersten Digitalkameras auf den Markt kamen, war ich begeistert. Der Wechsel von Film zur digitalen Fotografie war für mich eine Frage der Technik, nie der Ästhetik. Digitale Bilder boten sofortige Ergebnisse und eröffneten neue kreative Möglichkeiten, aber sie stellten auch Fragen nach der Authentizität und dem Wert eines Bildes. Ich erlebte den Übergang von Dunkelkammern zu Bildbearbeitungssoftware und lernte die Vorteile der neuen Technologie zu schätzen, doch oft vermisste ich die taktile Qualität und die Unmittelbarkeit der analogen Fotografie.
Mit der Verbreitung von Smartphones und sozialen Medien hat sich die Fotografie in den letzten Jahrzehnten weiter demokratisiert. Jeder trägt heute eine Kamera in der Tasche, und das Fotografieren ist zu einer alltäglichen Praxis geworden. Bilder werden sofort geteilt, geliked und kommentiert, und die Geschwindigkeit, mit der wir Bilder konsumieren, hat die Bedeutung eines einzelnen Fotos verändert. Auf Instagram werden zum Beispiel täglich über 100 Millionen Fotos und Videos gepostet.
In den letzten 60 Jahren habe ich auch gesehen, welchen Wert die Fotografie haben kann, wenn es um soziale und politische Veränderungen geht. Die Fotografie hat die Macht, das Bewusstsein zu schärfen, Empathie zu wecken und Veränderungen zu bewirken. Diese Kraft der Fotografie habe ich stets respektiert und in meiner eigenen Arbeit zu nutzen versucht.
Heute, an diesem 185. Geburtstag der Fotografie, blicke ich mit einem Gefühl der Nostalgie und der Hoffnung in die Zukunft. Die Fotografie hat sich weiterentwickelt, sie hat sich verändert, aber sie bleibt eine kraftvolle Form des Ausdrucks und der Dokumentation. Die technischen Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt, doch es liegt an uns Fotograf:innen, den Kern dieser Kunstform – das Einfangen eines einzigartigen Moments – zu bewahren.
Ich bin dankbar für die letzten 60 Jahre. Die Fotografie hat mir ermöglicht, Geschichten zu erzählen, Menschen zu verbinden und die Welt auf eine Weise zu sehen, die Worte oft nicht erfassen können. Während die Technologie weiter voranschreitet, bleibt die Essenz der Fotografie dieselbe: das Festhalten von Augenblicken, die das Herz und den Geist berühren.