Das ZDF berichtet, dass mindestens drei Vertreter von US-Nachrichtenmedien vertrauliches Material aus dem Wahlkampflager von Ex-Präsident Donald Trump erhalten haben und es bisher zurückhalten. Das steht im krassen Gegensatz zum Präsidentschaftswahlkampf von 2016, als durch einen russischen Hackerangriff eMails von Hillary Clintons Wahlkampfteam veröffentlicht wurden. Wikileaks spielte damals eine zentrale Rolle, und viele Medien berichteten ausführlich darüber. Doch wer profitiert davon, dass diese Informationen nun nicht ans Licht kommen? 2016 wurde Hillary Clinton geschadet – eine Frau, die Präsidentin der USA werden wollte. Würden diese Nachrichten Kamala Harris von Nutzen sein, der Frau, die 2024 Präsidentin der USA werden will? Die Frage, wer von der Zurückhaltung profitiert, bleibt offen, doch sie wirft ein Schlaglicht auf die Rolle der Medien in politischen Prozessen.
Misstrauen gegenüber den Mainstream-Medien und politischen Institutionen ist weitverbreitet. Anhänger der AfD oder Trump-Wähler glauben, dass die traditionellen Medien und Eliten ihre Interessen nicht vertreten. Dieses Misstrauen wird von politische Parteien, Populisten und verschiedenen Interessengruppen instrumentalisiert. Das kann dazu führen, dass komplexe Themen vereinfacht dargestellt werden und wichtige Details und Zusammenhänge, die für das Verständnis eines Themas entscheidend sind, verloren gehen. Dies führt zu einer verzerrten oder unvollständigen Darstellung der Realität und kann Missverständnisse fördern und falsche Schlussfolgerungen begünstigen.
Wenn ich als junge Frau noch überzeugt davon war, ich könnte bestimmte Zustände auf diesem Planeten verändern oder ein wenig beeinflussen, so habe ich diese romantische Vorstellung schon lange aufgegeben, was natürlich nicht bedeutet, dass ich unpolitisch geworden bin, denn alles, was wir tun ist irgendwie auch politisch. Nun frage ich mich, ob meine ganz persönliche Entwicklung hin zur Politikverdrossenheit dazu führt, dass ich mich in einer „Filterblase“ befinde? Mir ist durchaus bewusst, dass, wenn ich Nachrichten nur online und möglicherweise über soziale Medien oder bestimmte Nachrichtenseiten konsumiere, Gefahr laufe, dass Algorithmen dazu führen, dass ich nur Informationen und Meinungen angezeigt bekomme, die meine bestehenden Ansichten verstärken, während andere Perspektiven ausgeblendet werden.
Eigentlich sehe ich diese Gefahr nicht wirklich. Eine Meinung zu haben, übe ich ja schon einige Jahre und denke auch, dass ich sensibel bin in meiner Wahrnehmung von dem, was so um mich herum passiert. Und ich habe den Eindruck, dass die Quellen, aus denen ich mich informiere, vielfältig sind. Ich werde auf keinen Fall die AfD wählen und da ich nicht in den USA lebe, besteht auch nicht die Gefahr, dass ich einen Donald Trump unterstütze. Alles gut? Alles gut! Dennoch ist es schwierig, in einer Zeit, in der Informationen so leicht manipuliert werden können, eine klare Position zu bewahren, vor allem wenn frau so wenig Ahnung, vor allem von Politik hat wie ich. Reicht mein Gefühl für Demokratie und Fairness? Wie komme ich gerade jetzt darauf?
Schön öfter habe ich davon gesprochen, dass ich ein Serien-Junkie bin. TV-Serien, die ich gerne als “Märchen für Erwachsene” bezeichne und die den Anspruch erheben, die Realität zu reflektieren, nutze ich, um dem Alltag zu entfliehen und auf andere Gedanken zu kommen. Sie sind Balsam für meine Seele, weil sie von guten Menschen, von Werten, Moral und ethischem Handeln erzählen. Ja, sie sprechen auch von Verschwörungen, Mord und Totschlag, ich vermute, dass solche Wendungen den jeweiligen Plot aufgepeppt sollen. Aber sie bieten auch positive Vorbilder und eine klare Unterscheidung zwischen Gut und Böse, so etwas sehe ich mir gerne an. Mir ist die filmische Qualität schon wichtig: Ich schätze gut ausgearbeitete Charaktere und anspruchsvolle Kameraführung. Wenn eine Geschichte zu vorhersehbar ist, verliere ich schnell das Interesse. Trotzdem dienen mir diese Serien hauptsächlich als eine Pause von den alltäglichen Problemen. Jedoch verfolge ich mir wachsendem Interesse die Darstellung von Frauen in den Medien. Denn meine These lautet: Das Frauenbild in den Medien hat einen erheblichen Einfluss auf das gesellschaftliche Bild von Frauen.
Da Fernsehen ein weitverbreitetes Medium ist, das Werte und Normen in der Gesellschaft widerspiegelt und zugleich formt haben TV-Serien das Potenzial, das gesellschaftliche Bild von Frauen sowohl positiv als auch negativ zu beeinflussen. In der Vergangenheit wurden Frauen oft in traditionellen Rollen dargestellt, etwa als Hausfrau, Mutter oder Sekretärin. Diese Darstellungen haben gesellschaftliche Erwartungen an Frauen verfestigt. Neuere Serien zeigen Frauen nun häufiger in einer Vielzahl von Rollen, darunter berufstätige Frauen, Führungskräfte oder unabhängige Einzelpersonen. Diese Diversität in der Darstellung trägt dazu bei, das Spektrum dessen zu erweitern, was als „typisch weiblich“ betrachtet wird. Serien, in denen Frauen bestimmten Verhaltensnormen entsprechen – etwa zurückhaltend, unterstützend oder emotional abhängig zu sein – können subtil vermitteln, wie Frauen sich in der Gesellschaft verhalten sollten. Starke, unabhängige weibliche Charaktere können als Vorbilder dienen und Frauen ermutigen, ähnliche Ambitionen zu verfolgen oder sich gegen traditionelle Rollenbilder zu stellen. Serien reflektieren oft gesellschaftliche Trends und können dabei helfen, Diskussionen über Genderfragen in der Öffentlichkeit zu fördern. Serien können sich mit Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, sexueller Belästigung oder Mutterschaft im Berufsleben auseinandersetzen und somit das Bewusstsein und die Diskussion in der Gesellschaft vorantreiben.
Mir fällt dazu “Murphy Brown” (1988–1998, 2018) ein. Murphy Brown ist eine investigative Journalistin und Nachrichtensprecherin, bekannt für ihre scharfsinnige, schlagfertige und unabhängige Persönlichkeit. In der Serie wird sie unverheiratet schwanger und entscheidet sich, das Kind alleine großzuziehen, was damals ein ungewöhnlicher und kontroverser Handlungsstrang im Fernsehen war. Die Serie war bahnbrechend in der Darstellung einer alleinstehenden berufstätigen Frau, die sich entschließt auch Mutter zu werden und thematisierte gesellschaftlich relevante Themen, darunter auch die Herausforderungen und Vorurteile, mit denen berufstätige Frauen konfrontiert sind. Murphy Brown wurde zu einem kulturellen Phänomen und beeinflusste die öffentliche Diskussion in den USA über alleinerziehende Mütter.
Wer erinnert sich an die Serie “The Golden Girls” (1985–1992). Diese Sitcom erzählt die Geschichten von vier älteren Frauen, die zusammen in einem Haus in Miami leben und brach mit dem Klischee, dass Frauen über 50 in der TV-Landschaft uninteressant sind, und bot stattdessen komplexe, vielschichtige Charaktere, die auch mit ernsten Themen wie Trauer, Einsamkeit und Krankheiten umgingen.
Aktuell war ich in einer Situation, in der ich mich habe in eine Serie fallen lassen, die ich schon mal gesehen hatte; das kommt gelegentlich vor. Es war die amerikanische TV-Serie “Scandal”, sie wurde von 2012 bis 2018 produziert. Die Hauptfigur ist Olivia Pope, eine einflussreiche Krisenmanagerin in Washington D.C. Sie ist eine starke, intelligente und moralisch komplexe Frau, die in einem von Männern dominierten Umfeld agiert. Sie zeigt Ambition, Verwundbarkeit und Führungsstärke. Diese TV-Serie reflektiert und kommentiert reale politische Ereignisse und gesellschaftliche Themen in den USA, spannend und unterhaltsam. Im Laufe der sieben Staffeln verändert sich jedoch die erzählte Handlung von der Beschreibung der moralischen, ethischen und strategischen Herausforderungen hin zu Schilderungen von brutalen Morden, Korruption und Machtspielen. Eine romantische Liebesbeziehung ist die Klammer, die alles zusammenhalten soll. Es werden auch Themen wie struktureller Rassismus, schlechte Gesundheitsversorgung oder das marode Justizsystem der USA angesprochen. Was mich fasziniert hat, waren die starken Frauenrollen, von denen diese Serie erzählt.
Mir ist bewusst, dass es amerikanische TV-Serien gibt, die darauf abzielen, ein Bild z.B. von der Polizei zu zeichnen, das eher eine Wunschvorstellung und nicht die Realität ist. Dann wird in amerikanischen TV-Serien gerne das hohe Lied auf Feuerwehrmänner und -Frauen gesungen. Aber ich finde es erfrischend, dass stereotype Frauenbilder immer mehr verschwinden und starke Frauenpersönlichkeiten gezeichnet werden wie z.B. in “Scandal”. Hinzukommt, dass hier die Hauptfigur eine wunderschöne schwarze Schauspielerin ist.
Doch nicht nur in den USA entstehen sehenswerte TV-Serien mit starken Frauen. Ich denke dabei an “Borgen”, eine dänische Politserie, die 2010 begonnen hat, die informativ und unterhaltsam ist und mich sehr daran erinnerte, wie es sich für mich angefühlt hat, als ich in der NRW-Staatskanzlei angestellt war.
Als 2007 Barack Obama in den amerikanischen Wahlkampf zog, war es Rory Gilmore (gespielt von Alexis Bledel) in der TV-Serie “Gilmore Girls”, die ihre Karriere als Journalistin im Wahlkampf Bus von ihm startete. Barack Obama wurde der 44. Präsident der Vereinigten Staaten. Die TV-Serie “Gilmore Girls” wurde von 2000 – 2007 produziert und stellt Frauen in den Mittelpunkt, die unabhängig, intelligent und humorvoll sind und zeigt ihre komplexen Beziehungen und Lebensträume.
Doch ganz besonders informativ und unterhaltsam fand ich es, mir die TV-Serie “The West Wing” anzusehen. Die Serie wurde zwischen 1999 und 2006 produziert, sie ist also über 20 Jahre alt und wusste noch nichts von einem schwarzen Präsidenten. Sie ist jedoch eine der ikonischsten politischen Dramaserien, die ich jemals gesehen habe; sie taucht tief in die Komplexitäten und moralischen Dilemmata des Weißen Hauses ein. Ihr charakteristisches Merkmal sind die wortlastigen und schnell gesprochenen Dialoge. Mir wurde u.a. die Funktion des Secret Service erklärt und was der Kongress, der Senat und das Repräsentantenhaus ist und was es mit den Wahlkampfspenden auf sich hat. Gelesen habe ich auch, dass “The West Wing” ähnlich wie die Serie “Die Sopranos” das Fernsehen für immer grundlegend verändert haben sollen. Die Serie “Die Sopranos” kenne ich bisher nicht, doch “The West Wing” finde ich wirklich großartig, darum habe ich beschlossen, sie mir noch einmal anzusehen. Bin mal gespannt, wie die Frauenrollen in dieser 20 Jahren alten Serie beschrieben werden.
Warum schreib’ ich das alles, worum geht es mir?
Es ist ein Leichtes für mich den Faden zu verlieren und ich liebe TV-Serien.
Die Medienlandschaft hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert und mit ihr auch das Vertrauen in die Informationen, die uns täglich erreichen. Diese Unsicherheit, kombiniert mit dem allgegenwärtigen Einfluss der Filterblasen, zeigt, wie schwer es geworden ist, den Überblick zu behalten und eine gut informierte Meinung zu bilden. Die von mir hier erwähnten TV-Serien bieten eine Flucht aus dieser komplexen Realität und zeigen gleichzeitig, wie meinungsstiftend sie sein können, vor allem wenn es um ein fortschrittliches Frauenbild geht.
Sowohl die AfD als auch die Republikanische Partei der USA betonen die Bedeutung traditioneller Familienstrukturen, in denen die Frau als zentrale Figur des häuslichen Bereichs gesehen wird. Beide Parteien propagieren die Vorstellung, dass die traditionelle Familie – mit klaren, binären Geschlechterrollen – geschützt und gefördert werden muss. In beiden Parteien wird Mutterschaft als eine der höchsten Aufgaben von Frauen angesehen. Die Republikaner bezeichnen Frauen als Fortpflanzungsgefäße, Formen des Feminismus werden grundsätzlich abgelehnt und in progressiven feministischen Bewegungen wird eine Gefahr für die traditionelle Gesellschaftsordnung gesehen. Es gibt eine Betonung auf die Rolle der Frau in der Familie und ein Festhalten an biologischen und binären Geschlechterdefinitionen. Dieses Frauenbild ist fest in einem konservativen Weltbild verankert, das soziale Stabilität durch klare, traditionelle Rollenverteilungen sucht und sich gegen die Veränderungen der modernen feministischen Bewegungen stellt.
Und schon wieder fällt mir eine TV-Serie ein: “The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd”. Die TV-Serie basiert auf dem gleichnamigen dystopischen Roman von Margaret Atwood. Die Serie spielt in einer nahen Zukunft, in der die Vereinigten Staaten von Amerika durch einen totalitären, religiösen Staat namens Gilead ersetzt wurden. In dieser neuen Gesellschaft haben Frauen nahezu alle Rechte verloren und werden streng kontrolliert. Es werden Themen behandelt wie Unterdrückung, Machtmissbrauch, religiösen Fundamentalismus und den Verlust von Freiheit und Identität. Die Serie ist bekannt für ihre düstere Atmosphäre, eindringliche Darstellung und gesellschaftskritische Botschaften, die viele Bezüge zu aktuellen politischen und sozialen Themen haben.
Wie kann ich nun ein Fazit ziehen? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Es ist wichtig, sich kritisch mit den dargestellten Rollenbildern in Medien und politischen Diskursen auseinanderzusetzen. Inhalte von Nachrichten bewusst anzusehen und zu reflektieren, um die eigene Meinungsbildung zu schärfen und ein besseres Verständnis für die Gefahren zu entwickeln, die von einseitigen Informationsquellen ausgehen können.