25 Jahre
Es gibt Momente, in denen die Zeit stillzustehen scheint, nur um dann plötzlich mit voller Wucht spürbar zu werden. Dieses Selbstporträt ist so ein Moment. Zwei Bilder, zwei Versionen von mir, 25 Jahre voneinander getrennt – und doch so eng verbunden.
Die Trainingsjacke, die ich auf beiden Bildern trage, ist das Bindeglied. Ein Kleidungsstück, das die Jahre überdauert hat, als stiller Begleiter meiner Reise. Damals, kurz nach meinem 50. Geburtstag, hatte ich gerade mit dem Joggen angefangen. Voller Tatendrang und Neugier auf etwas Neues stellte ich mich der Herausforderung, meinen Körper in Bewegung zu bringen. Und heute stehe ich wieder hier, in der gleichen Jacke – aber nicht mehr die gleiche Person.
Die Zeit hat sich in kleinen, unscheinbaren Details eingeschrieben. Mein Gesicht hat sich verändert, meine Haltung vielleicht auch. Aber auch die Umgebung erzählt ihre eigene Geschichte. Mein Wohnzimmer ist ein anderer Raum geworden, auch wenn in derselben Wohnung wie damals. Neue Möbel, andere Farben, eine andere Stimmung. Es ist, als hätte das Leben auch die Kulissen meines Alltags immer wieder neu arrangiert.
Doch in mir hat sich etwas anderes verändert, das mich heute innehalten lässt. Während ich damals von der Energie getragen wurde, Neues auszuprobieren, wäre ich heute froh, wenn ich den anhaltenden Muskelschwund aufhalten könnte. Joggen ist längst keine Option mehr – aber das Bemühen, den Körper stark und beweglich zu halten, bleibt. Es ist ein anderes Kapitel, eines, das von Geduld erzählt und davon, wie wichtig es ist, die kleinen Siege zu sehen.
Die beiden Bilder sind mehr als ein Vergleich von gestern und heute. Sie sind eine Brücke zwischen den Jahren, ein stiller Dialog mit mir selbst. Ich schaue mich an, in die Augen dieser jüngeren Version von mir, und frage mich: Was hätte sie wohl gedacht, wenn sie gewusst hätte, dass ich eines Tages in der gleichen Jacke hier stehen würde, für dieses Bild?
Vielleicht hätte sie gelacht. Vielleicht hätte sie die Stirn gerunzelt. Vielleicht hätte sie es einfach nicht geglaubt. Und ich? Ich lächle. Denn in diesem Doppelporträt sehe ich nicht nur den Unterschied zwischen damals und heute – ich sehe auch das, was bleibt. Die Jacke. Der Raum. Ich selbst.
Dieses Bild ist ein stiller, nachdenklicher Moment. Es erzählt von Kontinuität und Wandel, von der Zeit, die vergeht, und den Dingen, die bleiben. Und vielleicht zeigt es auch, dass wir uns selbst inmitten all der Veränderungen immer wieder begegnen können – in den kleinen, unverhofften Momenten, die uns innehalten lassen.
Auf dieser Seite sind alle bisher erschienenen Selbstportrait.