In meinen biografischen Notizen schreibe ich Folgendes zu diesem Foto:
Es gab auch durchaus peinliche Momente für mich.
Ich hatte den Auftrag, die Sängerin Mercedes Sossa bei einem ihrer Konzerte hier in Düsseldorf zu fotografieren. Mercedes Sosa war die führende Stimme der argentinischen Nueva Canción und steht für einen Klangraum, in dem Stimme und Menschlichkeit, Widerstand und Kunst ver-schmelzen.
Sie starb 2009 im Alter von 74 Jahren.
Die Fotos wurden für ein LP-Cover benötigt. Ich fotografierte zu dieser Zeit mit einer analogen Spiegelreflexkamera. Das bedeutet, dass in der Kamera zuerst der Spiegel hochklappen muss, bevor der Verschluss aufgehen kann, um das Foto auf den Film zu belichten.
In einem Konzertsaal kann dieses Geräusch schon recht laut und störend wirken. Wenn Blicke töten können – du weißt, was ich meine. Die Fotos sind jedoch richtig gut geworden.

Mercedes Sosa, argentinische Sängerin, im Moment des Gesangs: Die rechte Hand hebt ein helles Tuch, der linke Arm umfasst ein Mikrofon. Ihr Gesicht ist von einem warmen Lächeln durchzogen. Der Hintergrund ist dunkel gehalten.
Diese Fotografie lebt von der physischen Geste und der emotionalen Ausstrahlung. Mercedes Sosa hebt ein Tuch in die Luft – eine Geste, die bei ihr oft symbolisch war: für Würde, Widerstand, Andenken. Die Pose ist kraftvoll, beinahe monumental. Gleichzeitig strahlt ihr Gesicht Wärme, Freude, Zugewandtheit aus.
Die Fotografie spielt mit Licht und Schatten: Das Gesicht ist durch die Bühnenbeleuchtung hell modelliert, während der Hintergrund im Dunkel versinkt. So entsteht eine ikonografische Konzentration – sie wird zur Lichtfigur im Raum.
Der Poncho, den sie trägt, verweist auf indigene südamerikanische Wurzeln.
Formal überzeugt das Bild durch seine diagonale Komposition – das Tuch führt den Blick nach oben, das Mikrofon zurück zur Stimme, das Lächeln zurück zum Herzen. Der Moment wirkt spontan und zugleich symbolhaft – ideal für ein LP-Cover, das nicht nur ein Konzert, sondern eine Haltung transportieren soll.