Weil es dann für mich erst Wirklichkeit wird, muss ich darüber schreiben.
Heute Morgen habe ich es gemerkt. Ein Satz, der mich jahrzehntelang begleitet hat, war einfach nicht mehr da:
„Du machst alles falsch.“
Dieser Satz war kein Gedanke – er war ein innerer Richter, ein Hintergrundrauschen, eine tief eingegrabene Spur in meinem Nervensystem. Er war mir sehr vertraut – so vertraut, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie sehr er mein Leben geprägt hat. Und nun – ganz unerwartet, ist er verschwunden. Nicht laut. Nicht dramatisch. Einfach: weg.
Ich kann mein Glück kaum fassen. Aber statt zu jubeln, kam etwas anderes:
Unsicherheit.
Schmerz.
Tränen.
„Du machst alles falsch.“
Wie lange habe ich das geglaubt! Wie oft habe ich mich selbst korrigiert, angepasst, klein gemacht. Jetzt hat sich etwas geöffnet. Ein innerer Raum. Weit. Groß. Unbekannt. Hier gibt es keine Scham mehr. Kein Druck. Nur pure Freude. Ich höre Geigen und Harfen.
Ich bewege mich darin leicht und unbeschwert. Und ich frage mich: Ist das wirklich wahr? Darf das sein?
Ja, es darf. Und ich darf weinen. Vor Erleichterung. Vor Staunen, dass ich mir endlich glauben darf. Und jetzt beginne ich, mich in mir selbst zu bewohnen.
Leicht.
Wahr.
Echt.