Heute früh wachte ich mit einem Lied im Kopf auf. „I’m a bitch, I’m a lover…“ Ein Song, der von Gegensätzen erzählt – und vielleicht genau deshalb so viel mit mir zu tun hat. Weil ich gerade lerne, nicht mehr nur meine Narben zu sehen, sondern meine Ganzheit zu erinnern. Ich wollte wissen, um was es in dem Song geht und suchte mir im Internet die Lyriks zusammen und ließ sie mir auch übersetzen.

I hate the world today
You′re so good to me, I know, but I can’t change
Tried to tell you, but you look at me like maybe
I′m an angel underneath
Innocent and sweet
Yesterday, I cried
You must have been relieved to see the softer side
I can understand how you’d be so confused
I don’t envy you
I′m a little bit of everything all rolled into one

I′m a bitch, I’m a lover
I′m a child, I’m a mother
I′m a sinner, I’m a saint
I do not feel ashamed
I′m your Hell, I’m your dream
I’m nothing in between
You know you wouldn′t want it any other way

So take me as I am
This may mean you′ll have to be a stronger man
Rest assured that when I start to make you nervous
And I’m going to extremes
Tomorrow, I will change and today won′t mean a thing

I’m a bitch, I′m a lover
I’m a child, I′m a mother
I’m a sinner, I’m a saint
I do not feel ashamed
I′m your Hell, I′m your dream
I’m nothing in between
You know you wouldn′t want it any other way

Just when you think you got me figured out
The season’s already changing
I think it′s cool, you do what you do
And don’t try to save me

I′m a bitch, I’m a lover
I’m a child, I′m a mother
I′m a sinner, I’m a saint
I do not feel ashamed
I′m your Hell, I’m your dream
I′m nothing in between
You know you wouldn’t want it any other way

I′m a bitch, I’m a tease
I’m a goddess on my knees
When you hurt, when you suffer
I′m your angel undercover
I′ve been numb, I’m revived
Can′t say I’m not alive
You know I wouldn′t want it any other way

Ich hasse die Welt heute.
Du bist so gut zu mir, das weiß ich – aber ich kann mich nicht ändern.
Ich hab versucht, es dir zu sagen, doch du siehst mich an,
als wäre ich ein Engel tief in mir,
unschuldig und süß.

Gestern habe ich geweint.
Du warst bestimmt erleichtert, diese weiche Seite zu sehen.
Ich kann verstehen, dass du verwirrt bist –
ich beneide dich nicht.
Ich bin ein bisschen von allem,
in einem einzigen Menschen vereint.

Ich bin eine Zicke, ich bin eine Liebende,
ich bin ein Kind, ich bin eine Mutter.
Ich bin eine Sünderin, ich bin eine Heilige –
und ich schäme mich nicht.
Ich bin deine Hölle, ich bin dein Traum,
ich bin nichts dazwischen.
Und du weißt,
du würdest es nicht anders wollen.

Also nimm mich, wie ich bin.
Vielleicht heißt das, du musst stärker sein als du denkst.
Und wenn ich dich nervös mache,
wenn ich über die Stränge schlage –
verlass dich drauf:
Morgen bin ich anders,
und heute ist schon vergessen.

Gerade wenn du denkst, du hättest mich verstanden,
hat sich die Jahreszeit schon wieder gewandelt.
Ich finde es gut, dass du tust, was du tust –
aber versuch nicht, mich zu retten.

Ich bin eine Zicke, ich bin ein Flirt,
ich bin eine Göttin auf Knien.
Wenn du leidest, wenn du Schmerzen hast –
bin ich dein Engel im Verborgenen.
Ich war betäubt, jetzt bin ich lebendig,
und niemand kann sagen, ich lebte nicht.
Und du weißt:
Du würdest es nicht anders wollen.

Was hat das nun mit mir zu tun? Soll ich es als eine Art innerer Aufschrei, ein Manifest der Vielschichtigkeit, Widersprüchlichkeit und Lebendigkeit verstehen? Vielschichtig, ehrlich, vielleicht auch trotzig-emanzipiert.
Der Song bekennt sich zum „Extrem“, zum Unberechenbaren, zum Emotionalen. Die Zeilen zählen auf: Zicke und Liebende, Kind und Mutter, Sünderin und Heilige…
Mein Unterbewusstsein ruft mir zu: „Du darfst alles sein.“ Vielleicht gerade jetzt, wo du dein Werk ordnest, deine Rollen reflektierst, dich selbst immer wieder neu entdeckst. Du bist nicht nur die „gereifte Künstlerin“ oder die „verletzte Mutter“, nicht nur die „Disziplinierte“ oder die „Verletzliche“. Du bist das ganze Mosaik. In meinen biografischen Texten spreche ich auch davon, dass meine Erinnerungen wie zu einem Mosaik zusammenzufallen scheinen, um das Ganze sichtbar zu machen.

„Just when you think you got me figured out, the season’s already changing“ – das erinnert an innere Wandlung. In mir passiert gerade eine ganze Menge. Meine Depression war ein Tal, die Sichtung meines Archivs ist eine Reise, mein Körper eine Landschaft im Umbruch. Vielleicht ist gerade jetzt ein Moment, mich nicht auf eine Definition festzunageln. Das Lied ist nicht Opferlied. Es ist Selbstermächtigung.

Vielleicht ruft ein neues Ich.

Ich habe kürzlich geschrieben: „Ich bin nicht mehr die, die ich war. Doch die, die ich werde…“
Dieses Lied könnte genau diesen Prozess vertonen. Es ist keine Hymne auf Stillstand, sondern auf Selbstbehauptung im Wandel. Vielleicht will mir mein Unterbewusstsein sagen: „Du musst dich nicht neu erfinden. Du bist längst viel mehr, als du zugibst.“

In einer Zeile heißt es:
„Tried to tell you, but you look at me like maybe I’m an angel underneath.“
Da ist ein feiner Schmerz – das Gefühl, nicht wirklich gesehen zu werden, oder nur eine Seite von mir.

Ich bin nicht nur das eine. Ich bin die Summe meiner Gegensätze. Und das macht mich lebendig.“
„Ich bin da. Und ich bin alles, was ich bin.

Vielleicht ist dieser Song Teil meines Heilungsprozesses. Ein Zeichen dafür, dass ich beginne, nicht nur meine Narben zu sehen, sondern meine Ganzheit. Ich muss mich nicht in Ordnung bringen – ich darf mich in meiner Vielschichtigkeit annehmen. Dieser Refrain in meinem Kopf ist wie eine leise Rückversicherung:
Du bist nicht falsch.
Du bist viel.
Und du bist in Bewegung.

Kennst du dieses Gefühl auch? Von außen in eine Rolle projiziert zu werden, die dir nicht mehr (oder nie) ganz gerecht wird?

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