Warum ich Serien schaue – und was sie in mir berühren

Was die Serien The Fosters und Good Trouble über Frauen, Familie und Veränderung erzählen

Es gibt Zeiten, in denen ich aus meiner eigenen Realität aussteigen möchte. Dann klappe ich mein iPad auf, öffne eine Streamingplattform – und entscheide mich. Serien öffnen mir Räume, wenn die eigene Welt zu eng, zu laut oder zu ungewiss ist. Sie erlauben Nähe – ohne Bedrohung. Sie zeigen Beziehungen, in denen gesprochen wird, gestritten, geheilt, geliebt. Nicht perfekt, aber ehrlich. Ich beobachte Figuren, die über mehrere Staffeln hinweg wachsen, scheitern, neu anfangen.

Ich schaue Serien gern dann, wenn Frauen nicht nur vorkommen – sondern wenn sie die Geschichte tragen. Wenn sie komplex gezeichnet sind: nicht als Heldinnen oder Opfer, sondern als Menschen mit Tiefe, Konflikten, Wandelbarkeit. Und ich mag die Langsamkeit der Entwicklung, das Wiederkehren von Themen, das Sich-Verflechten von Innen und Außen.

Manche Serien, die ich mir anschaue – ich nenne sie gern „Märchen für Erwachsene“ – spiegeln mir gesellschaftliche Fragen, denen ich mich ohnehin stelle. Wenn das Persönliche und das Politische, das Ästhetische und das Emotionale zusammenkommen – dann bleibe ich. Zwei solche Serien haben mich in den letzten Jahren begleitet: The Fosters und ihre Fortsetzung Good Trouble.
Ich schreibe darüber nicht als Kritikerin, sondern als Begleiterin.

The Fosters – Familie anders denken

The Fosters erzählt die Geschichte eines interrassischen, gleichgeschlechtlichen Elternpaars – Stef und Lena – und ihrer Pflege-, Adoptiv- und leiblichen Kinder. Zwei Frauen, die in ihrer Rolle als Mütter eine neue Definition von Familie leben: bedingungslos, streitbar, zärtlich. Die Serie verwebt große gesellschaftliche Themen – LGBTQ-Rechte, Immigration, psychische Gesundheit, Missbrauch, Sucht, Transidentität – mit Alltag, Schule, Familie.

  • Callie – ein Mädchen aus dem Pflegekindersystem – ringt mit Vertrauen, Herkunft und Zugehörigkeit.
  • Mariana – klug, emotional, ehrgeizig – sucht ihren Platz als junge Latina zwischen Anpassung und Selbstbehauptung.
  • Stef und Lena – zwei sehr unterschiedliche Frauen – begegnen einander auf Augenhöhe: kontrastreich, aber partnerschaftlich.

Ich habe diese Serie mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Sie macht Mut, familiäre Strukturen neu zu denken – nicht idealisiert, sondern realitätsnah, offen, unaufgeregt.

Good Trouble – Weitergehen, sich einmischen

Als ich von Good Trouble erfuhr, war ich neugierig: Wie würden sich Callie und Mariana in einer Welt behaupten, die sie nun alleine erkunden müssen? Was ich fand, war weit mehr als eine Fortsetzung. Es war ein kluges, bildstarkes und zutiefst menschliches Stück Gegenwartskultur. Was mich besonders berührt hat, ist die Vielschichtigkeit der weiblichen Rollen:

  • Mariana, die mutige Idealistin in der Tech-Welt
  • Malika, die Aktivistin, die zwischen Beziehung und Beruf ihren Weg sucht
  • Davia, die mit Körperbild und Nähe ringt
  • Alice, die queere Comedian, die lernt, sich nicht mehr zu verstecken

Keine von ihnen ist perfekt. Aber alle sind glaubwürdig. Und zutiefst menschlich.

In Good Trouble leben die jungen Frauen in einer Wohngemeinschaft: The Coterie – einem alten L.A.-Loft, das mehr ist als nur Kulisse.
Es ist ein Bildraum. Licht, Farben, Perspektiven – alles wirkt fotografisch gedacht. Und zugleich: lebendig bewohnt. Als Fotografin betrachte ich viele Szenen nicht nur dramaturgisch, sondern auch bildkompositorisch – Good Trouble überzeugt mich auf beiden Ebenen. Diese Serie schreit nicht. Sie stellt keine fertigen Diagnosen – sie begleitet Fragen. Sie spricht über Rassismus, Gentrifizierung, Queerness, die Schattenseiten der Tech-Industrie, Repräsentation, psychische Gesundheit – ohne Schwere, aber mit Tiefe. Sie zeigt: Junge Frauen können die Welt gestalten. Nicht, weil sie perfekt sind. Sondern, weil sie sich einmischen.
Schon in Staffel 4 verlor die Serie für mich zeitweise ihren Fokus. Das setzte sich in Staffel 5 stellenweise fort: zu viele Figuren, zu viele parallele Konflikte. Die Dichte der ersten Staffeln wurde nicht mehr erreicht – der Gesamteindruck bleibt jedoch kraftvoll.

Warum ich empfehle, diese Serien zu sehen

Weil sie Haltung zeigen.
Weil sie Figuren ernst nehmen.
Weil sie erzählen, was möglich ist – wenn Menschen einander nicht aufgeben.
Und weil sie daran erinnern, dass Veränderung möglich ist. Gemeinsam.

The Fosters und Good Trouble sind in Deutschland auf Disney+ verfügbar

Die fünfte und letzte Staffel von Good Trouble umfasst insgesamt 20 Episoden. 
Hinweis:
Auf Disney+ sind derzeit nur zehn der zwanzig Episoden der letzten Staffel verfügbar. Ob und wann die zweite Hälfte freigeschaltet wird, ist bisher nicht bekannt.

Die Serie endet mit einem versöhnlichen Lichtblick: 

  • Die Coterie wird geschlossen, aber alle Figuren beginnen neue, vielversprechende Kapitel.
  • Das Herzstück bleibt die starke Beziehung zwischen Callie und Mariana – emotionaler Abschied, passende Kontinuität zur ursprünglichen Fosters-Reihe.

 

 

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