Ich bin zu 100 % Fotografin.

Und trotzdem habe ich aufgehört, zu fotografieren.
Warum eigentlich?

Weil es mir keine Freude mehr bereitete, eine Dienstleisterin zu sein. Weil ich plötzlich die Zeit und die Gelegenheit hatte, nach innen zu schauen. 
Früher habe ich fotografiert, was ich nicht in Worte fassen konnte. Ich merkte irgendwann, dass ich meinen Blick nicht mehr auf andere richten wollte. Ich wollte mich nicht mehr in Gesichtern spiegeln – sondern mich selbst ansehen. Nicht mehr beobachten – sondern bezeugen.

Heute schreibe ich, was ich in keinem Foto zeigen kann.

Lange Zeit hatte ich den Eindruck, Entzugserscheinungen zu haben, wenn ich nicht fotografierte. Heute spüre ich Unruhe, wenn ich nicht schreibe. Ich muss mich an den Computer setzen und einen Text verfassen – nicht, weil ich etwas mitteilen will, sondern weil ich etwas in mir ordnen muss.

Früher stellte ich Fragen, um andere zu öffnen. 
Heute schreibe ich, um mich zu finden.

Über das WARUM denke ich oft nach.
Einerseits ist da diese neue Energie, die ich spüre – eine vibrierende, aufgeladene Kraft, die durch meinen Körper zieht. Als hochsensible Frau reagiere ich wohl stark auf die Sonnenstürme, die gerade durchs Magnetfeld unseres Planeten ziehen.

Andererseits schreibe ich, um mir selbst zu glauben, dass ich noch da bin. Weil ich für jemanden, den ich liebe, gerade nicht mehr da sein darf. Diese Erkenntnis tut weh. Und doch bin ich dankbar, dass ich einen Weg gefunden habe, mit diesem Schmerz umzugehen.

Manchmal fühlt sich das Schreiben an, wie ein sanftes Gegenstück zum Verschwinden. Ein Beweis, dass ich noch fühle. Noch denke. Noch antworte. Auch wenn keine Frage mehr kommt.

Ich schreibe mich sichtbar – nicht um jemandem zu gefallen, sondern um nicht in mir selbst verloren zu gehen.

Ich scheine eine Suchende zu bleiben. Denn heute schreibe ich Bilder, die ich früher fotografiert habe.

Ich habe mich lange durch äußere Strukturen gehalten und gespiegelt: Aufträge, Begegnungen, Blicke, Anerkennung. Die Kamera war ein Medium dafür – ein Werkzeug, um andere zu sehen und mich selbst zu verorten. Aber irgendwann funktionierte diese Struktur nicht mehr. Weil das Innen zu laut geworden war.

Da waren so viele Gedanken.
Zweifel, Erinnerungen, Schmerz, Trauer, Fragen, Stimmen.
Kein Bild konnte das mehr halten.
Keine Kamera konnte das beruhigen.

Die Worte begannen – leise, tastend, zart – genau da, wo das Licht zu flackern begann.
Das Schreiben ist keine Flucht. Sondern Antwort.
Kein Ersatz. Sondern Einlass auf mich selbst.

Es war kein Entschluss. Kein lauter Moment.
Es war wie ein inneres Kippen.
Ein leises Verstummen der Linse.
Und ein Aufleuchten der Sätze.

Und plötzlich begann ich zu schreiben.
Zuerst nur Fragmente.
Dann ganze Texte.

Und manchmal fand ich sogar Worte für das, was nie ein Bild geworden war

Ich habe mich durchs Schreiben zurückgeholt.

Und du – was hilft dir, dazubleiben, wenn du dich fast verlierst?

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