Ich mache gerne ein Vorher-Foto, da ich zu einem Shooting immer eine Visagistin buche.

Ich weiß nicht, wer aufgeregter war, Julia oder ich, denn sie war die erste Frau, die für mein Projekt: “Ich liebe meinen Körper” zu mir ins Studio gekommen ist. Ich wusste nicht, wie sie aussieht, denn ich mache ja kein Casting für meine Projekte, sondern lade ein und wer sich meldet, nimmt teil. Das ist immer wieder eine große Herausforderung für mich, da ich mich ja jeweils neu einstellen muss auf die Frau, die kommt. Doch das mag ich eben auch, diese Ungewissheit.

Ich habe ein paar Infos, doch ein “Bild” mache ich mir erst, wenn sie da ist. So auch bei Julia, die aus Münster zu mir gekommen ist.

Julias 9-jährige Tochter ist auf Klassenfahrt und somit versorgt, sie hat also Zeit. Wie fast immer bei meinen Projekten, finde ich eine Ebene, kann in Resonanz gehen mit meinem Gegenüber und unser Gespräch kommt in Gang.

Julia ist gelernte Krankenschwester. Zum Ende ihrer Ausbildung, 2005, sah sie den Stellenabbau im Gesundheitswesen und sie entschloss sich zu einem Studium: Kommunikationswissenschaften. Mit dieser Ausbildung arbeitet sie lange als Pressesprecherin in einem Krankenhaus, was ihr großen Spaß gemacht hat.

Sie wolle immer eigenständig sein, erinnert sich die Alleinerziehende und dass sie sich in den letzten Jahren nicht wirklich als Frau fühlte.

Mit 14 Jahren wurden ihre seelischen Probleme/Schmerzen so groß, dass sie sich ritzen musste, um diesen Schmerz auszuhalten, sagt sie. Damals dachte Julia oft: Ich möchte eigentlich tot sein.

Die Narben an Armen und Beinen sind immer noch zu sehen und werden sie den Rest ihres Lebens begleiten, auch wenn sie inzwischen verblasst sind. Wenn sie im Sommer ihre Arme unbedeckt hat, verspürt sie sowohl Stolz, als auch Scham. Doch sie sagt, sie weiß, dass sie nur so überleben konnte.

Als Kind empfand sie sich immer zu dick und tat alles unter der Überschrift Selbstzerstörung. Da war viel ungesundes Essen, viel Alkohol und Drogen.

Es war also kein einfacher Weg bis zu der Aussage: “Ich liebe meinen Körper

Als sie schwanger wurde, war die Freude groß. Alleinerziehend zu sein bedeutete für Julia ihren Alltag komplett umzukrempeln, da ihre Tochter auch lange spezielle medizinische Betreuung benötigte.

Heute sagt sie: “Ich wollte immer nur glücklich sein und freue mich darauf, älter zu werden.
Ich habe meinen Körper bereits vor einigen Jahren um Verzeihung gebeten und ihm gedankt dafür, dass er mich weiter getragen und begleitet hat, obwohl ich so schändlich mit ihm umgegangen bin.”

Ihren Bauch bezeichnete sie als “Problemzone” und mir ist beim Shooting aufgefallen, dass sie ein richtig großes Problem mit ihren Zähnen hat, die wollte sie einfach nicht zeigen. Doch, wenn sie lachte, funkelten Ihre Augen, ich fand das toll.


Empowerment für Frauen – das möchte ich bewirken.

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