Was mich so früh wach werden lässt? Ich denke, es war u.a. die Begegnung mit meiner Vergangenheit, bzw. mit Personen aus meiner Vergangenheit.
Im Düsseldorfer Kulturbahnhof Eller war die Finissage zur Ausstellung von Toni Tripp. Diese war von Udo Achten aus dem Nachlass des Fotografen kuratiert worden. Es ist ein sozialdokumentarische Fotografie. Mit Manfred Tripp, dem Sohn von Toni Tripp, habe ich zusammen gearbeitet, eine Zeit lang.
Dann war da auch noch Klaus Rose und Manfred Vollmer, zwei Fotografen-Kollegen, die ich aus meiner Zeit als Fotojournalistin kenne.
Wir waren keine dicken Freunde, Kollegen halt, die auch in Konkurrenz standen. Denn, wenn mein Bild genommen wurde, um in einer Zeitung gedruckt zu werden, dann waren es deren nicht. Damals gab es jedoch eine große Menge an Zeitungen und Magazine, die unsere Bilder druckten und die beiden hatten jeweils auch Frauen, die ihnen den Rücken freihielten, also Energie und Zeit genug ihr jeweiliges Geschäft ausbauen zu können. Trotzdem gab es Spannungen hinsichtlich der Annahme, dass der ein oder andere „ältere Rechten“ hätte, also „Erbhöfe“, um für die ein oder andere Zeitschrift zu arbeiten. Als Frau habe ich damals oft schmerzlich den Kürzeren gezogen.
Beide, Vollmer und Rose, sind inzwischen Rentner, wie sie sagen, doch auch noch aktiv, wie auf ihren Homepages zu sehen ist. Es fehlte Manfred Scholz (1934 – 1996), der leider viel zu früh verstorben ist. Das war eine spannende Zeit, ich meine die 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Es gab Arbeitskämpfe, soziale Auseinandersetzungen und die Frauenbewegung. Alles in einer anderen Qualität als sie aktuelle stattfinden. Die Medien waren noch andere und wir waren es auch. Im Kulturbahnhof Eller lag der Katalog einer Ausstellung aus, an der ich teilgenommen habe: „Düsseldorfer Fotografinnen“. Ich erinnere mich noch gut an die Diskussionen, die es im Vorfeld gab. Ich z.B. legte Wert darauf, in meiner Biografie zu vermerken, wann und dass ich Mutter geworden bin. Die anderen Frauen wollten das nicht, wollten sich eher „geschlechtsneutral“ darstellen.
Beate und die alten Männer, wäre diese Episode auch zu überschreiben, denn sie sind älter als ich, einige schon über 80, andere fast. Und da ist auch Udo Achten, der sich das Genick gebrochen hat, welches mit einem Stahlstift geflickt wurde und den ich mir nicht vorstellen kann, ohne ein aktuelles Buch- oder Ausstellungs-Projekt vor der Brust, trotz seiner 73, die er im November wird. Warum hat er eigentlich noch nie was mit mir gemacht? Ich meine ein Buch oder Ausstellungs-Projekt – muss ich ihn mal fragen.
Ich habe mich gefreut sie zu treffen und gleichzeitig hat es mir bewusst gemacht, dass ich mich darum kümmern muss, mein eigenes analoges Archiv aufzubereiten.
Wieso habe ich dafür noch keine Zeit gefunden?
Dann hat es mir wieder mal bewusst gemacht, dass es gut ist, gelegentlich aus der Zeit zu fallen und sich anzusehen, wie das eigene Leben bisher verlaufen ist, um festzustellen, was frau schon alles geschafft hat.
Mir hilf es dabei, mich selber zu verorten, im hier und jetzt.
Doch, was ist mein Bezugssystem?
Mein Leben?
Heute habe ich Kundinnen, die nehmen eine zweistündige Autofahrt auf sich, um von mir fotografierte zu werden. Damals hatte ich mein Fotolabor in meiner Wohnung, war Alleinerziehende, Studentin und freiberufliche Fotojournalistin.
Meine Leben war immer randvoll. Mein Leben ist immer noch randvoll – oder?
Darüber werde ich mal beim Frühstück nachdenken. Als ich wach wurde, hatte ich Hunger, und zwar auf ein Nutella-Brot, doch, was musste ich feststellen? Siehe Titel dieses Beitrages….