Ja, schon klar es müsste heißen:

Annie Leibovitz & ich,

… doch hier geht es vor allem um mich:

Beate Knappe, Fotografin

Und um was noch? Wer ist diese Annie Leibovitz?
Die FAZ nennt sie die „bedeutendste Ikonographin der amerikanischen Popkultur“. Große Worte.
Auf jeden Fall zählt die US-amerikanische Fotografin zu den bekanntesten und bestbezahlten FotografInnen der Welt.

Eigentlich heißt sie Anna-Lou Leibovitz. Geboren ist sie am 2. Oktober 1949 in Waterbury, Connecticut. Sie hat drei Töchter, geboren 2001 und 2005. Sie war 51 Jahren alt bei der Geburt ihrer ersten Tochter. Die Zwillinge wurden von eine Leihmutter ausgetragen. Sie selber wurde als drittes von sechs Kindern einer jüdischen Familie geboren und sie studierte ab 1967 Malerei und Fotografie am San Francisco Art Institute.
Aufgrund einer Empfehlung wurde sie vom Art Director des Rolling Stone eingestellt. Sie war von 1973 bis 1981 dort die Cheffotografin. Das ist doch mal was, oder? Das sie bei dieser manchmal sehr intimen Arbeit auch drogensüchtig wurde, und zwar als sie 1975 die Rolling Stones auf ihrer Konzerttournee begleitet, ist dann wohl ein Kollateralschaden? Sicher ist, dass nach ihrer Entziehungskur, ihr Stil sich änderte, er wurde distanzierter und kontrollierter. 1981 beteiligte sie sich an der Gründung des US-Magazins Vanity Fair.
1988 lernte sie die Publizistin Susan Sontag kennen und sie wurden ein Paar, bis zu Susan Sontags Tod im Jahr 2004.
Wir alle kennen ihre Fotografie von John Lennon, der sich nackt und in embryonaler Haltung an Yoko Ono schmiegt, entstanden wenige Stunden vor Lennons Ermordung. Oder, das Aktfoto der Schauspielerin Demi Moore während ihrer Schwangerschaft.
Viel beachtet wurden auch die Kampagnen, die sie für 
American Express (1987) fotografierte oder die Pirelli-Kalender, für die sie 2000 und 2016 fotografierte. Von Annie Leibovitz fotografiert zu werden, gilt als Ehre, sie konzipiert ihre Portraits bis ins kleinste Detail, bevor sie eine Kamera in die Hand nimmt – macht das ihren Erfolg aus? 

Doch, da gab es auch den Lavazza-Kalender 2009, für den sie die Fotos machte. Luise F. Pusch wollte sich deswegen schon beim Deutschen Werberat beschweren, denn aller Protest der Frau gegen ihren Missbrauch als Blickfang der Werbung, hatten nichts genutzt, fand sie.

Im August 2009 wurde bekannt, dass Annie Leibovitz bei der Firma Art Capital Group mehr als 24 Millionen US-Dollar Schulden hatte. Ihre fotografische Arbeit und ihr Grundbesitz hatte sie als Sicherheit angegeben und nun drohte ihr, das alles zu verlieren. Am 8. September 2009 konnte sie jedoch ein Schuldenmoratorium mit Art Capital aushandeln. “Ian Peck, chief executive officer of Art Capital Group, said: “We’re gratified to be able to further assist Ms. Leibovitz to achieve financial stability and proud to have been of such value to her at this juncture in her life and career.
Vielleicht war der Lavazza Kalender etwas, das Annie Leibovitz, für Geld, also ihre Schulden tun musste?

Doch zurück zu dem: Ich & Annie Leibovitz.

Der letzte Pirelli-Kalender war schon Anlass für mich etwas über sie zu schreiben, weil die Presse das Thema pushte – ebenso wie nun ihr aktuelles Projekt.

Eine Ausstellung, die um die Welt reist und zu der die New York Times schreibt:
The photographer returns to her most personal project with new subjects, a new touring exhibition and a new mentor: Gloria Steinem.

Frauen

… sind, seit dem ich bewusst fotografiere, mein Thema, mein most personal project. Ich dachte, es sei meine Suche nach einer Antwort auf die Frage: Wer bin ich? Leider habe ich bis heute keine wirkliche Antwort formulieren können.
Die ganz bewusste Hinwendung zu diesem Sujet: Frau, passierte, als ich erkannte, dass es einen Unterschied macht, ob ich als Frau oder Mann in dieser Gesellschaft lebe. Von da an wurde Frau-sein mein Thema. Siehe u.A. hier:
Frauen in Chemnitz
Silbergau das bin ich
Fuck you cancer

Meine Diplomarbeit, die ich vor fast genau 21 Jahren, im November 1995, fertigstellte, hat den Titel:

Die  Atelier-Fotografin.
Ein Frauenberuf im 19. Jhr. zwischen Modeerscheinung und Profession.

Die Fotografie zieht sich wie ein roter Faden durch meine Biographie. Als Kind war ich das Motiv meiner fotografierenden Mutter; später bekam ich eine eigene Kamera und legte 1968 meine Gesellenprüfung als Fotografin ab. Zwanzig Jahre später begann ich Kommunikationsdesign, Schwerpunkt Fotografie, zu studieren.

Ich habe, bis vor etwa 7 Jahren, an einer Portrait-Serie gearbeitet, die sich Hommage an August Sander nennt. A. Leibovitz beruft sich bei ihrer Portrait-Serie „Woman” auch auf ihn. Susan Sontag brachte Leibovitz bereits 1989 auf die Idee zu diesem Projekt, aus dem dann auch ein erstes Buch wurde. Leibovitz sagt dazu:  “I knew that if I was going to be involved with Susan Sontag, I was going to have to be better — be a better photographer, be a better person,”. Dazu gibt es leider keine Parallel in meinem Leben.

Auf jeden Fall waren es die Pressemeldungen zu diesem Projekt, die mich veranlassten nachdenklich zu werden und dann auf Facebook etwas zu schreiben. Es ging um “Öffentlichkeit und Anerkennung“, um wahrgenommen und geschätzt zu werden für das, was ich tue – mein Thema eben. Ich fragte, wie damit umgehen, wenn ich den Eindruck haben, dass andere diese Anerkennung bekommen, ich aber nicht? Ich sprach von diesem nagenden Gefühl das flüstert: Warum nicht Du?

Ok, so mancher wird nun sagen: Wie kommt sie auf die Idee sich mit Annie Leibovitz zu vergleichen? Schließlich hat die schon die Queen portraitiert.

Da antworte ich: Warum nicht?
Es geht mir ja nicht darum, ihre Arbeit schlecht zu machen, keineswegs. Mir geht es darum, eine Antwort auf die Frage zu finden: Warum sie und nicht ich? Oder, warum nicht wir beide?
Ist das etwa falsch, herausfinden zu wollen warum, wie, was funktioniert?
Ich denke nicht. Und genau das ist mein Ansatz. Ok, zugegeben, ich war auch ein wenig frustriert, schließlich geht es mir so, wie Sabine Asgedom beschrieb, als sie davon sprach, dass es Gründe gibt, warum sie die Anerkennung, für das was sie tut, auch von außen braucht.
Ich brauche die nämlich auch und muss gerade zusehen, wie sie, verdienterweise, Annie Leibovitz bekommt. Ich gönne sie ihr von Herzen, keine Frage, doch ich möchte auch „famous“ sein.
Ist das so verwerflich? Ich denk nicht.

Vor ein paar Jahren sagte ein Kollege zu mir, wenn er sich so meine Portraits ansehe, und deren Energie, dann würde er nicht verstehen, warum ich nicht ein volles Auftragsbuch hätte. Ich habe immer noch keines. Heute hatte ich über FB Kontakt mit einem Fotografenkollegen hier in Düsseldorf, der mich fragte, wie ich zu dem hervorragenden Google-Ranking gekommene sei. Ich habe ehrlich geantwortet, nämlich, dass ich keine Ahnung habe. Auch er meinte, dass ich mich doch sicher vor Aufträgen nicht retten könnte, bei dem, wie meine Homepage aufgestellt sei. Nö, war meine Antwort und er meinte, dass ich garnicht wüsste, was für einen „Schatz” ich da hätte. Kann sein. Es ist wie es ist.

Nachdem ich bei FB von diesem nagenden Gefühl geschrieben hatte, ist was ganz wunderbares passiert: Kommentare, so liebevoll und berührend, wie ich es nicht erwartet habe. Ich weiß eigentlich gar nicht, ob ich überhaupt was erwartet hatte. Was ich sagen will ist, dass mir das unglaublich gut getan hat und ich tief berührt davon bin, mit wieviel Aufmerksamkeit mein Tun und Schaffen offensichtlich verfolgt wird.

Liebe Beate, glaub einfach an Dich. Du bist wirklich gut in Deinem Beruf und als Mensch, das zählt. Nur ganz wenige schaffen es nach ganz oben, in der Regel aber nur durch finanzstarke Unterstützer. … Ansonsten halte es wie in Köln nach dem Grundgesetz mit Gelassenheit. Et kütt wie et kütt. Et is noch immer jot jegange. Also sei stolz auf Dich und bleib zufrieden.

“Ich kenne dieses Gefühl auch, es setzt sich manchmal wie eine Laus in den Pelz… Dann denke ich oft, steter Tropfen….mach weiter.”

“Liebe Beate, ich will dir eins sagen – ich habe selten so wundervolle Fotos gesehen wie von dir hier bei FB. Lass dich nicht beirren. Die Menschen leben in deinen Bildern. Es sind mehr als Fotos, das ist große Kunst. Die Frage ist vielleicht auch – wie definierst du Erfolg? … Sieh mal genau hin – ich glaube du kannst bestimmt viel Erfolg finden in deinem Schaffen.”

Es ist manchmal der innere kritiker, der da lauert und einem so dumme Dinge ins Ohr flüstert. Ich kenne das auch – dieses “warum die Anderen – warum nicht Ich ?” Die anderen haben immer mehr Erfolg, sehen immer besser aus, haben immer mehr Freunde, können besser kochen usw….. Man muß dem inneren Kritiker die Zähne zeigen und vielleicht bei einer Realitätsüberprüfung feststellen, das er unrecht hat ! Das man auf einem guten hohen Level sich befindet und zufrieden sein kann mit dem Geschaffenen – egal, ob andere es anerkennen oder nicht. … es kann sein, das in einer anderen Stadt – Wien z.B. – du schon ganz anders positionierst wärest als im rheinprovinziellen Düsseldorf.”

“Liebe Beate, das kann ich so gut nachvollziehen. … Und weißt Du, warum sie geschätzt werden? Weil wir unseren Kunden mit unserer Arbeit Wertschätzung und Würdigung ihrer Persönlichkeit geben. …”

„ Ich bewundere Deine Bilder sehr, eben weil sie so “anders” sind. Sie berühren mich direkt auf den ersten Blick und stellen den Menschen in den Vordergrund…und die Effekte in “Schwarz-Weiss”…unglaublich ! … Egal, wie auch immer, Deine Fotos sind und bleiben wunderschön …  Mach einfach weiter so, ich finde Du bist auf genau dem richtigen Weg.”

OK, sowas zu lesen erfüllt mich mit Stolz und Freude und Dankbarkeit, tiefer Dankbarkeit.

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