Selbstwert

Das ich damit immer wieder hadere, habe ich schon öfter geschrieben und auch, dass ich immer und immer wieder versuche es endlich auch zu fühlen, was mir leider nicht besonders gut gelingt.

Body Positivity

Die Bewegung hat sich aus dem Fat Acceptance Movement, das in den 1960er Jahren in den USA aufkam, der Frauenbewegung und der Black-is-Beautiful-Bewegung entwickelt. Unter anderem durch das Internet und soziale Medien (insbesondere Instagram) ist sie zu einem internationalen Phänomen geworden. In ihrem Ursprung gehen ihre Forderungen weit über die Themen Selbstakzeptanz und das eigene Körperbild hinaus, stattdessen spielen soziale Gerechtigkeit, Diversität und intersektionale Anti-Diskriminierung eine große Rolle. Aus feministischer Perspektive wird an Body Positivity – wie sie auf Instagram propagiert wird – kritisiert, dass weiterhin die eigene Attraktivität und das Körperbild im Vordergrund stehen. Eine echte Befreiung von Selbst-Objektifizierung und patriarchalen Strukturen sei so nicht möglich.

Meine Realität

Wo soll ich anfangen? Als ich meine Phase der schweren Depression hatte, konnte ich das Haus kaum verlassen und habe demzufolge zugenommen. Dann kam Negrita, meine Hündin zu mir und als Erstes habe ich an Gewicht verloren, alleine durch die regelmäßige Bewegung, die so ein Hund mit sich bringt.

Dann habe ich mein Fotostudio eröffnet und angefangen mich ungesund zu ernähren, hatte viel Freude, doch auch sehr viel Stress. Stress dieser Art ist sehr ungesund.

Gerade gefunden:

Am 24. Oktober 2016 habe ich einen Blog gestartet:

 

Weil ich den Eindruck habe, dass das Alter und die Vergreisung gerade meinen Körper übernimmt und das mithilfe dieses inneren Schweinehunds. Das muss aufhören – sofort!!!
Leute, Treppensteigen macht mir Probleme, von einem Stuhl aufstehen auch und mich beim Fotografieren auf die Erde setzen, geht gar nicht mehr. Und das ist nicht schön! Dann diese miserablen Blutwerte, vom letzten Check-up bei meiner Hausärztin – nö, ich will 106 Jahre alt werden, mindestens, das sind noch 40 Jahre und die will ich bitte beweglich und vor allem gesund sein. Ich möchte mit meinem Enkel auf der Erde sitzen und mit ihm rennen können, z.B. Das alles geht im Moment (noch) nicht.

Darum war ich ganz mutig und bin heute Morgen in einen SportClub nur für Frauen gegangen. Dort hat es Laufbänder und Räder und andere Geräte und eine Sauna und Ruheräume. Ich durfte das Laufband ausprobieren. Ok, es war nicht so einfach sich daran zu gewöhnen und herauszufinden, wie es sich richtig läuft, auf so einem Band. Als ich das geschafft hatte, habe ich bemerkt, dass ich in der Hüfte eine starke Anspannung habe, die wurde aber immer weniger, je länger ich gemütlich auf dem Band lief – das war ein wunderbares Gefühl und hat mich enorm motiviert.

Entstanden im Dezember 2016

Das war 2016, ist fast 8 Jahre her. Damals wog ich fast 120 kg und ich habe es tatsächlich geschafft, durch den Verzicht auf Kohlehydrate und regelmäßiger Bewegung 15 Kg abzunehmen und diese PreDiabetes2 zu stoppen. Meine Werte waren toll und meine damalige Hausärztin war begeistert.

Im Januar 2017 bin ich dann auf dem Laufband gestürzt, das waren viele Blutergüsse und das Ausheilen war ein sehr, sehr langwieriger Prozess und ich hatte fast die Hoffnung aufgegeben, jemals wieder gut laufen zu können.

  • 18. April 2019108,5 kg

Dann kam der September 2019 und die Diagnose: Gebärmutterkrebs. Das war schon ein einschneidendes Erlebnis mit jeder Menge Folgen für meine Gesundheit.

  • 13. Oktober 2019113,7 kg

Die Diabetes2 manifestierte sich so, dass ich im Laufe der Zeit anfangen musste Insulin zu spritzen. Meine damalige Diabetologin:

Frau Knappe, sie müssen sich von der Vorstellung verabschieden, dass sie wieder gesund werden. Diabetes ist eine chronische Krankheit und wird nicht wieder weg gehen.”

Das alles hat mich ziemlich verzweifeln lassen, vor allem auch darum, weil ich immer weiter zugenommen habe, egal, wie wenig ich gegessen habe.

Im März 2020 habe ich mir dann ein eBike gekauft und das Fahrradfahren hat mir wirklich großen Spaß gemacht und ich hatte wieder Bewegung; bis zu einem Unfall mit dem Rad, im Juni 2022.
Es hätte jedoch viel schlimmer ausgehen können, denn ich habe mir nichts gebrochen, nur zahlreiche schwere Blutergüsse zugefügt, die sehr lange brauchten, um auszuheilen.

Seit dem Unfall mit dem Rad, steht dieses unbenutzt auf meinem Balkon, was vor allem Bewegungsmangel bedeutet. Außerdem sind inzwischen meine beiden Hunde gestorben und somit fällt eine weitere Möglichkeit, sich zu bewegen für mich weg.
Stellvertretend verabschiedeten sich dann meine Muskeln. Darüber habe ich an anderer Stelle schon ausführlich geschrieben, auch dass ein Zusammenhang zwischen zunehmender Insulinresistenz und abnehmender Muskelmasse plausibel erscheint. Dann der Bewegungsmangel, meine Diabetes2, sowie meinem Alter führten zu einer kombinierten Abnahme von Muskelmasse und Muskelkraft oder -leistung. Das wiederum führt zu funktionellen Einschränkungen.

Anfang 2023 erkrankte ich an Corona, anschließend setzte der Heuschnupfen ein und darauf folgte eine schwere allergisch bedingte Bronchitis sowie Lungenfunktionsstörungen. Ich war ständig nur erschöpft und hatte keine Energie, und das Laufen von schon kurzen Strecken wurde immer unmöglicher. Als Folge ergab sich ein extremer Bewegungsmangel. Ich hatte einfach immer weniger Kraft und konnte daher nicht ins Sportstudio oder einfach nur spazieren gehen und habe im Laufe des Jahres 15 kg zugenommen. Das Treppensteigen wurde immer mehr zu einer Herausforderung bis unmöglich und kurze Distanzen konnte ich nur unter großen Mühen zurücklegen.
Als ich diesen Zustand bei dem Arzt ansprach, bei dem ich wg. meines Lungenproblems war, meinte dieser, ich sei halt alt und hätte viele Krankheiten. Mit anderen Worten, das ist jetzt so und bleibt auch so. Meine Hausärztin, der ich meine Befindlichkeit schilderte und ergänzte, dass dies nicht die Lebensqualität sei, die ich anstrebe, fragte mich, ob ich selbstmordgefährdet sei. Die andere Ärztin, die ich um eine Kur bat, um mein Übergewicht zu reduzieren, empfahl mir eine Ernährungsberatung. Klar, ich war übergewichtig, und das konnte nur daran liegen, dass ich mich falsch ernährte, was auch sonst.

Ich war verzweifelt, hilflos und fühlte mich ohnmächtig und ausgeliefert. Doch dann fand ich ein Buch und mithilfe von Dr. Google fand ich Lösungen für einige meiner Probleme und fing an Nahrungsergänzungsmittel zu schlucken. Ich bekam wieder mehr Energie, was u.a. zu zwei Stürzen in meiner Wohnung und zu weiteren Blutergüssen führte. Meine Entschlossenheit war jedoch groß, und so fuhr ich wieder ins Sportstudio. Doch was ich dort erlebte, hat mich fassungslos gemacht. Ich hatte keine Kraft in meinen Beinen, um auf dem Crosstrainer zu sein.
Es ging einfach nicht.
Das war ziemlich waterloomäßig für mich und hat dazu geführt, dass ich es bisher nicht geschafft habe, eine Bewegungs-Routine zu entwickeln.

  • 9. Juli 2022 – 101,2 kg.
  • 24. Januar 2023 – 110,7 kg.
  • 27.12.2023  – 121,7 kg
  • März 2024 121,3 kg.

Seit März bekomme ich nun ich ein neues Medikament, das erst seit Kurzem auf dem Markt ist. Dieses neue Medikament ermöglichte mir auf Insulin zu verzichten, hat jedoch auch erhebliche Nebenwirkungen, die den Magen und Darm betreffen. Letztendlich habe ich die in den Griff bekommen, meine Zuckerwerte harmonisieren sich und was besonders großartig ist, ich beginne Gewicht abzubauen.
Ende März 2024 hatte ich jedoch einen schlimmen Hexenschuss, der mich für recht lange quasi lahm legte und mir viel Zeit zur Reflexion ermöglichte. Da ich mir eine Fotodrohne gekauft hatte, sah ich jedoch zum ersten Mal wie ich von hinten aussehe – ich war entsetzt. Zu allen Problemen, die ich ohnehin schon hatte, kam jetzt das noch dazu.

Selbst-Objektifizierung und patriarchale Strukturen

Die Selbst-Objektifizierung und patriarchalen Strukturen sind tief in unserer Gesellschaften verwurzelt und beeinflussen die Art und Weise, wie Individuen – insbesondere Frauen – sich selbst und ihre Rollen in der Welt wahrnehmen. Diese Phänomene sind nicht nur persönlich belastend, sondern tragen auch zur Aufrechterhaltung von Ungleichheit und Diskriminierung bei. Eine Befreiung von diesen Einschränkungen ist jedoch essenziell für die Entwicklung einer gerechteren und gleichberechtigteren Gesellschaft.
Selbst-Objektifizierung bezeichnet den Prozess, bei dem Individuen sich selbst vorwiegend als Objekte betrachten, die nach ihrem äußeren Erscheinungsbild und nicht nach ihren inneren Werten oder Fähigkeiten bewertet werden. Dieser Prozess wird durch gesellschaftliche Normen und Medienbilder verstärkt, die bestimmte Schönheitsideale propagieren. Frauen sind besonders betroffen, da sie in vielen Kulturen ständig dazu aufgefordert werden, einem unerreichbaren Schönheitsstandard zu entsprechen.

Die Folgen der Selbst-Objektifizierung sind vielfältig und weitreichend. Sie kann zu einem verminderten Selbstwertgefühl, Essstörungen, Depressionen und einer eingeschränkten Fähigkeit führen, das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. Frauen, die sich ständig selbst objektivieren, verbringen oft unverhältnismäßig viel Zeit und Energie darauf, ihr Äußeres zu perfektionieren, anstatt ihre Talente und Fähigkeiten zu entwickeln.
Patriarchale Strukturen sind gesellschaftliche Systeme, in denen Männer die dominierenden Rollen in Machtpositionen einnehmen und Frauen systematisch benachteiligt werden. Diese Strukturen manifestieren sich in verschiedenen Formen, darunter ungleiche Bezahlung, eingeschränkte berufliche Aufstiegsmöglichkeiten, geschlechtsspezifische Gewalt und rechtliche Ungleichheiten.

Die Wurzeln des Patriarchats reichen tief in die Geschichte zurück und werden durch soziale, kulturelle und wirtschaftliche Mechanismen aufrechterhalten. Patriarchale Normen beeinflussen nicht nur institutionelle Praktiken, sondern auch die individuellen Einstellungen und Verhaltensweisen. Frauen und Männer werden sozialisiert, bestimmte Rollen und Erwartungen zu übernehmen, was zur Reproduktion dieser Strukturen beiträgt.
Die Befreiung von Selbst-Objektifizierung und patriarchalen Strukturen erfordert sowohl individuelle als auch kollektive Anstrengungen. Es ist wichtig, das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen und Strategien zu entwickeln, die sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene wirksam sind.

  • Bildung und Bewusstseinsbildung: Ein wesentlicher Schritt ist die Bildung und Sensibilisierung für die Mechanismen der Selbst-Objektifizierung und patriarchalen Unterdrückung. Bildungsprogramme, die Geschlechtergerechtigkeit und kritische Medienkompetenz fördern, können Individuen dabei helfen, diese Strukturen zu erkennen und zu hinterfragen.
  • Medien und Kultur: Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Formung von Schönheitsidealen und Geschlechterrollen. Es ist wichtig, diversere und realistischere Darstellungen von Frauen in den Medien zu fördern und gleichzeitig den Konsum von Medieninhalten kritisch zu reflektieren.
  • Politische und rechtliche Maßnahmen: Die Durchsetzung und Weiterentwicklung von Gesetzen, die Gleichberechtigung und den Schutz vor Diskriminierung gewährleisten, sind essenziell. Quotenregelungen, Lohngleichheitsgesetze und Schutzmaßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt sind wichtige Schritte in diese Richtung.
  • Gemeinschaft und Unterstützung: Netzwerke und Gemeinschaften, die Solidarität und Unterstützung bieten, können Individuen helfen, sich von internalisierten patriarchalen Normen zu befreien. Mentoring-Programme, Selbsthilfegruppen und feministische Organisationen spielen hierbei eine wichtige Rolle.
  • Persönliche Entwicklung und Selbstreflexion: Individuen können durch Selbstreflexion und persönliches Wachstum lernen, sich selbst weniger objektivierend zu betrachten. Praktiken wie Achtsamkeit, Selbstakzeptanz und der Fokus auf innere Werte und Fähigkeiten können dabei unterstützend wirken.

Die Befreiung von Selbst-Objektifizierung und patriarchalen Strukturen ist ein komplexer und fortwährender Prozess, der die Beteiligung aller Gesellschaftsschichten erfordert. Es ist ein Weg, der nicht nur individuelle Ermächtigung, sondern auch strukturelle Veränderungen und kollektive Anstrengungen umfasst. Durch Bildung, Medienkritik, politische Maßnahmen, Gemeinschaftsbildung und persönliche Entwicklung können wir eine Gesellschaft gestalten, in der alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Aussehen ihr volles Potenzial entfalten können. Nur durch die Überwindung dieser tief verwurzelten Barrieren können wir eine wirklich gerechte und gleichberechtigte Welt schaffen.

 

Ich war also in die Falle getappt, das muss ich eingestehen. Ich wollte mich nicht zeigen, wolle nicht gesehen werden. Obwohl ich natürlich weiß, dass ich mehr bin als mein Körper, war es so. Mir ist bewusst, dass Adipositas, auch bekannt als Fettleibigkeit oder Obesitas, eine chronische Erkrankung ist. Und das Insulin zur Schweinemast eingesetzt wird. Ich war der Situation ausgeliefert und sollte nun feiern, dass es eine Möglichkeit für mich zu geben scheint, dass ich dieses ungewollte Fett loswerde. Denn es macht mich nicht nur unglücklich, sondern auch krank.

 

Am 20. Juni 2024 wog ich 110,6 kg, das ist eine Reduzierung um über 11 kg in drei Monaten.
Das ist natürlich ein wunderbarer Erfolg, der mich auch richtig stolz machen würde, wenn da nicht der Bewegungsmangel wäre, dessen Folgen mir in den vergangenen Tagen wieder einmal sehr bewusst geworden sind.
Mein Körpergewicht verteilt sich gut auf meine Körperlänge, doch ich kann mich so nicht annehmen, es geht einfach nicht. Für die Frauen vor meiner Kamera tue ich alles, damit sie sich wohlfühlen und annehmen. Darum bin ich im Moment auch davon ziemlich erschöpft und spüre, dass ich genau das nicht mehr kann. Zu Anfang des Jahres hatte ich zwar beschlossen, meine Gesundheit in den Fokus zu rücken, habe dann jedoch wieder mit einem Fotoprojekt weitergemacht.
Warum mache ich das?
Mir fehlt einfach das Vertrauen, dass ich es schaffe etwas zu verändern, denke oder befürchte ich. Die Fotografie war bisher immer etwas, das mir Halt gegeben hat und mir einen Selbstwert vermittelte. Das tut sie immer noch, doch im Moment habe ich ganz klar das Gefühl, dass da mehr nicht geht. Ich meine, ich kann mich nicht wieder in ein Projekt stürzen, das mir nicht erlaubt bei mir selbst zu bleiben. Denn das scheint gerade angesagt zu sein.
Ich hatte mich zu einem Workshop entschlossen, in dem es um mein Nervensystem und das Thema Embodiment ging, der hat eine ganze Menge bei mir ausgelöst und in Bewegung gesetzt, ist mein Eindruck. Ich bin noch dabei, das alles zu verarbeiten. Und dann ist da mein Alltag und diese Temperaturen, die ich mit meiner gesundheitlichen Verfassung nicht tolerieren kann. Somit fühle ich mich wieder als Opfer, im Mangel und benachteiligt. Alles Gefühle, die ich nicht will und die ich schon erfolgreich bearbeitet hatte, so dachte ich wenigstes. Das alles ist lähmend, sehr sogar.
In Düsseldorf sind es 30 Grad.
Nachtrag: 9. Juli 2024  – 108,6 kg
Mein Körperfett wird reduziert und die Skelettmuskulatur nimmt zu, nach einer Woche intensive Bewegung.
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