365 Millionen Selfies …

… werden pro Tag gemacht und ins Netz gestellt.
Das sagt mir, ein Bild von sich selbst, ist heute von sehr hoher Bedeutung.

Wenn sich bei mir im Kopf eine Frage bildet, gehe ich gerne zurück. Manchmal hilft mir das, eine Erklärung zu finden. Was ich aktuell gefunden habe, war das:

Zwei Portraits (gemalt und fotografiert) des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy

Es geht also um

Das Portrait

 

Das Wort „Portrait“ hat seinen Ursprung in der französischen Sprache und bezeichnet seit jeher das Abbild eines Menschen. Ein Portrait versucht in der Regel, die Person nicht nur äußerlich abzubilden, sondern auch ihr Wesen, bzw. ihre Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Ein solches Portrait war bereits in der Antike beliebt. Damals wurde es gemalt.
Im 17. Jahrhundert gewinnt die Portraitmalerei an Bedeutung und jeder Maler bietet sie an. Leisten konnte sich das jedoch nur die wohlhabenden Teile der damaligen Gesellschaft. Das änderte sich mit der Erfindung der Fotografie, im 19. Jahrhundert, nun konnte sich fast Jeder leisten, sich fotografisch portraitieren zu lassen.

 

Daguerreotypie

Als die ersten Fotografien auf einer spiegelglatt polierten Metalloberfläche auftauchten, fühlten sich die damaligen Porträtmaler bedroht, weil nun ihre Arbeit preiswerter von anderen gemacht werden konnte. Es war jedoch so, dass die Malerei sich nun wieder anderen Aspekten widmen konnte. Da es die Malerei heute als Ausdrucksmittel immer noch gibt, war die Fotografie nicht ihr Ende, wie befürchtet wurde.
Der Maler und Erfinder Louis Daguerre im Jahr 1844, Daguerreotypie von Jean-Baptiste Sabatier-Blot (1801–1881); die Farbreproduktion gibt das Erscheinungsbild einer unter optimalen Bedingungen betrachteten Daguerreotypie getreu wieder

Digitale Fotografie

Die erste Kamera, die als Vorreiter der heutigen Digitalkamera angesehen werden kann, wurde als „Portable all electronic still camera“ bezeichnet und war ein 1975 von Steve Saison bei Kodak entwickelter Prototyp.
Das Potenzial der Entwicklung wurde jedoch nicht erkannt, und so gilt gemeinhin die 1981 von Sony unter dem Namen Mavica vorgestellte Kamera, nach demselben Funktionsprinzip, als „Ur-Digitalkamera“. Allerdings arbeitete diese Kamera, wie der Name schon vermuten lässt, mit einem Magnetband (auch Video Floppy genannt), welches keine digitale Speicherung der Daten zuließ.

1992, auf der photokina in Köln präsentierten nahezu alle namhaften Firmen aus den unterschiedlichsten Bereichen ihre Prototypen. Neben klassischen Kameraherstellern wie Kodak und Rollei waren der Videogigant Sony und Leaf ebenfalls mit Digitalkameras vertreten.
Nur zwei Jahre später, 1994, lautete das Motto der photokina schon „digital total“ und machte deutlich, wohin die zukünftige Entwicklung gehen würde. Allerdings übten sich die Verbraucher bei einem anfänglichen stolzen Preis in Zurückhaltung, und so blieb der Kundenkreis für die neuen Kameras in den Folgejahren in überschaubarem Rahmen.

Wir wissen, wie revolutionär die Entwicklung auf diesem Gebiet in den vergangenen 20 Jahren fortgeschritten ist und, dass wir heute ein Telefon haben, das sicher bessere Bilder macht, als die erste Digitalkamera es konnten. Somit bin ich wieder beim Selfie.

Auch ich mache hin und wieder gerne Selfies.

Selfie versus Portrait

Mein Enkel wurde gerade 2 Jahre alt und, wie schon ein Jahr zuvor, bekam er wieder ein dickes Fotobuch mit Fotos, die im vergangenen Jahr entstanden waren. Ein Gast sah sich das Buch an und ich entdeckte dieses Fragezeichen in seinem Gesicht, das dann in dem Satz mündete: Das sind aber keine Handyfotos?”

Was sagt mir das?

U. a., dass meine potenzielle Kunden, die sicher alle ein Handy haben und selbst fotografieren, unterscheiden können, zwischen ihren Selfies und hochwertigen fine art Portraits aus einem Fotostudio.

Um was geht es mir?

Darum, dass sich die Situation der Fotografie insg. und im Besonderen die der Portraitstudios, seit der Erfindung der Digitalkamera stark verändert hat.
Gute digitale Kameras wurden immer bezahlbarer und inzwischen haben sich viele Menschen entschlossen, ihr ambitioniertes Hobby zum Beruf zu machen: Die Fotografie.
Nun gibt es ja viele Bereiche, in denen sich ein Fotografierender austoben kann, ich will mich hier auf das Portrait, der Königsklasse der Fotografie – wie ich finde, beschränken, weil das der Schwerpunkt meiner Arbeit ist.
Ich will nicht unerwähnt lassen, dass viele dieser ambitioniertes Hobbyisten nach ein paar Jahren wieder in ihren ehemaligen Beruf zurückgekehrt sind, weil sie einfach nicht den Erfolg hatten, den sie sich wünschten, als sie starteten. Auch will ich nicht verschweigen, dass sehr viele Seiten-Quer und anders Einsteigende, richtig gut und wahnsinnig erfolgreich sind. Vor allem, wenn sie Workshops für Männer zum Thema AKT anbieten. (Ironie AUS)
Überhaupt scheinen Workshops gerade sehr angesagt zu sein.
Für mich bedeutet das, alle haben begriffen, dass es darum geht etwas NEUES zu lernen, etwas, dass sie bisher noch nicht haben, oder?

Fotoateliers  – Fotostudios …

…haben immer noch den Ruf angestaubt und nicht auf der Höhe der Zeit zu sein.

Warum ist das so?

  • Weil die Besitzer vielleicht so einiges versäumt haben?
  • Ihnen nicht aufgefallen ist, dass die Handys interessantere Fotos machen als sie?

Ich stelle einfach mal die These auf, dass die Betreiber von Fotoateliers immer noch nicht als Autoren mit eigener Handschrift sehen.

Autorenfotografie

Soweit ich mich erinnere, wurde dieser Begriff von Klaus Honnef aus der Taufe gehoben. Er meinte jedoch etwas anderes damit, als ich aktuell. Ich will mit dem Begriff Autorenfotografie auf Folgendes hinweisen:

Wir müssen unsere eigene Handschrift entwickeln, die unverkennbar immer wieder auf uns zeigt, um uns von der Masse abzusetzen.

Wie ich zu Anfang dieses Beitrages feststellte, besteht immer noch ein großes Bedürfnis nach einem Bild von sich selbst – warum auch nicht. So wie die Erfindung der Fotografie im 19. Jhd. das Portrait demokratisierte, scheint es mir, dass das Handy, mit seiner Fähigkeit Selfies zu erzeugen, dies auch für das 21. Jhd. vorgibt.

Das bedeutet jedoch nicht, dass auf die Anfertigung hochwertiger und individueller Portraits verzichtet werden kann, denn nicht immer ist ein Selfie wirklich zielführend.

Das fotografische Portrait ist kontextabhängig. Ich will damit sagen, dass es einen Unterschied macht, ob das Foto als Geschenk oder für die Karriere genutzt wird. Fotografische Portraits übermitteln spezifische Inhalte und/oder Positionen, das tut ein Selfie auch, doch ob letzteres jeden gewünschten oder erforderlichen Zweck erfüllt, ist fraglich.

Passfotos! Manche Kollegen behaupten, die würden ihnen die Miete ihres Studios bezahlen, kann sein, ich mache sie nicht. Weil die Qualität, in denen diese gebraucht werden, auch von einem Automaten gemacht werden kann – eine weitere These von mir.

Das Produkt

Ein Fotostudio bietet „Produkte“ an. Ja, so kann man es nennen. Mir sagte ein Kunde mal, der auch Verkaufstrainer war, ich solle nicht sagen: „ …das kostet!“, sondern „ …das bekommen Sie für…

Fand ich überzeugend.

Ja, ich gebe zu, wir sollten lernen unsere „Produkte“  zu verkaufen, also die richtigen Worte finden, mit denen wir sie anpreisen, entweder im persönlichen Gespräch, auf unserer Homepage und in unserem Newsletter.

Marketing – Marketer

Marketing ist wichtig und funktioniert im 21. Jhd. auch anders als noch im 20. Jhd. Das haben leider noch nicht alle, die mit der Fotografie ihren Lebensunterhalt verdienen wollen oder müssen, begriffen. Es wird höchste Zeit, sich darauf einzustellen, sich zu informieren und zu lernen.

 

Erfolg

Das sozial web, ist voll von erfolgreichen, selfmade Menschen. Auf seinen unterschiedlichen Plätzen treffen sich erfolgreiche online Marketer, auf die dann alle neidisch blicken. Verkaufsprofis oder die, die den Beruf der Fotografie niemals gelernt haben und erst dazu kamen als Photoshop erfunden wurde.
Photoshop ist eine tolle Software und es gibt Künstler, die etwas ganz Neues und Eigens damit schaffen, sie schaffen jedoch keine Fotografie, wie ich sie meine, hauptsächlich keine Portraits. Ich will ihr Fähigkeiten nicht schmälern, doch es sind Visuell Artist und keine Fotografen – doch eigentlich ist es mir nicht wichtig, wie sie sich nennen. Was ich damit sagen will ist, dass zigtausend Follower oder Likes bei FB keine Aussage über Qualität der Arbeiten sein kann und zu einem wirklich guten Portrait eben mehr Können erforderlich ist als sich mit Photoshop gut auszukennen.

Mainstream – Massengeschmack

Der Mainstream in der Fotografie spiegelt den kulturellen Geschmack einer großen Mehrheit wider. Diese entstand durch die massenhaft ins Netz gestellten Fotos, die massenhaft seit der Erfindung der Digitalen Fotografie erzeugt werden konnten. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich als Fotografin mich daran orientieren muss.

Neulich habe ich Folgendes geschrieben:

Das Netz/WEB ist voll mit Fotos von jungen, bildhübschen Frauen, oder mit Fotos, die mit Zuckerguss überschüttet zu sein scheinen, glibbrig und klebrig sind, wie ein Lolly.
Sich in solchen Zeiten selbst treu zu bleiben, als Fotografin, ist eine echte Herausforderung, ehrlich! Denn die Anderen haben Tausende Fans und scheinen somit alles richtigzumachen, oder? Doch, ich betone es ausdrücklich:

Ich wollte, will und werde niemals dem Mainstreamgeschmack entsprechen.

Auch, wenn ich Spuren hinterlassen möchte auf dieser Welt, möchte ich Fotografien hinterlassen, die menschlich, authentisch und schön sind, die Gefühle zeigen oder ansprechen, echte Gefühle. Alles andere ist nur „modern“, ohne Stil und Klasse.“

Um was geht es mir?

 

Das kann ich noch nicht so einfach in Worte fassen, auch darum, weil es mir auch noch nicht so richtig klar ist.
Ich und auch andere beklagen den Rückgang von Aufträgen. Die Nachfrage nach unseren Produkten scheint zurückgegangen zu sein. Doch ist es wirklich so, oder haben sich die Ansprüche unserer potenziellen Kunden einfach nur verändert?
Wirken die Bauchladenproduktpalette, die Fotostudios in der Regel anbieten, eher abschreckend auf interessierte Kunden als anziehend?

Ich befürchte, es geht um die Qualifizierung jedes Einzelnen und darum, eine eigene Handschrift zu finden, die sich vom Mainstream abhebt, konsequent abhebt und somit zu etwas Besonderem wird.

Unsere Kunden wollen immer noch ein Portrait von sich, ein Bild, dass sie in ihrer Einzigartigkeit zeigt. Individuell und etwas Besonderes ist, eben kein Mainstream – davon bin ich überzeugt und auch davon, dass wir unsere Produkte auch auf individuelle und authentische Art und Weise anbieten sollten, so wie es uns entspricht.

Ich habe jedoch keine Ahnung wie das gehen kann/wird.

Vielleicht beginne wir mal damit und fragen uns, warum wir eigentlich in diesen Beruf gekommen sind?

  • Was war der Grund?
  • Warum wollten wir es unbedingt tun?
  • Warum wollen wir immer noch Fotos machen, obwohl in jeder Sekunden schon Millionen gemacht werden?
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