Nachdem ich mich beim autobiografischen Schreiben an einen der intimsten und schmerzhaftesten Momente meines Lebens erinnert habe, an das, was Lothar, mein Ex-Ehemann, mir vor 48 Jahren angetan hat, fühle ich mich am Morgen nach der Veröffentlichung plötzlich wieder gut. Ich fühle mich befreit und habe ein Lächeln im Gesicht.
Es war mir schwergefallen, die passenden Worte zu finden, um zu beschreiben, was in mir vorgegangen ist, als diese Erinnerung in mir hochkam. Ich konnte den Schmerz von damals plötzlich körperlich spüren und wurde depressiv, was passieren kann, da ich ja eine rezidivierende Depression habe. Es waren intensive Tage, und oft war ich der Verzweiflung näher als dem Leben.
Ich wurde gefragt, warum ich mich entschieden habe, mit einer Erfahrung an die Öffentlichkeit zu gehen, die viele als zutiefst privat ansehen würden? Wie konnte ich so etwas Intimes öffentlich teilen? Heute weiß ich nun, dass genau das unglaublich befreiend gewesen ist. Meine autobiografischen Notizen habe ich im Kontext der Sichtung meines fotografischen Archivs begonnen und rasant gemerkt, wie anstrengend es ist, sich seinen Erinnerungen zu widmen. Doch gleichzeitig war das Schreiben auch ein Weg der Heilung, was mir dann bewusst wurde.
Das, was mir an Unbill in meinem Leben widerfahren ist, ist nicht meine Schuld. Aber die Scham, die sich tief in mir festgesetzt hatte, war immer bei mir – wie ein Schatten. Sie hielt mich klein, leise und manchmal stumm. Indem ich öffentlich darüber spreche, habe ich die Scham dort hingeschoben, wo sie hingehört: weg von mir. Der Akt der Öffentlichkeit, des Teilens, war darum der richtige Schritt, um mich aus der Opferrolle zu befreien. Es geht nicht darum, Mitleid zu erlangen, sondern darum, meine eigene Geschichte zurückzugewinnen – und sie auf meine Weise zu erzählen, denn ich habe festgestellt, dass Worte eine heilende Kraft haben. Sie helfen mir, das, was in mir gefangen war, nach außen zu tragen. Es ist, als würde das Dunkel, das ich in mir trug, durch das Licht der Sprache aufgelöst werden. Das Schreiben des Blogbeitrags war für mich wie ein Loslassen, ein Abstreifen von Lasten, die ich viel zu lange mit mir herumgetragen habe. Interessanterweise hat mich das Teilen dieser intimen Geschichte nicht verletzlich gemacht. Im Gegenteil: Ich fühle mich stärker denn je. Es hat mir gezeigt, dass meine Stimme zählt und ich nicht mehr schweigen muss.
Für viele Menschen ist es schwierig, mit so viel Offenheit umzugehen. Vielleicht liegt das daran, dass wir in einer Gesellschaft leben, die Intimität und Schmerz oft in den privaten Raum verbannt. Doch ich glaube, gerade in der Öffentlichkeit liegt eine besondere Kraft. Wenn wir uns trauen, über das zu sprechen, was uns geprägt hat, können wir nicht nur uns selbst, sondern auch anderen helfen, denen es ähnlich geht. Es ist ein Akt der Selbstermächtigung und ein Signal: Du bist nicht allein. Gelehrt hat mich das Gisèle Pélicot, die darauf bestanden hat, dass die Videos, die ihre Vergewaltigung zeigen, öffentlich gemacht werden, denn, so hat sie gesagt: Die Scham muss die Seiten wechseln.
Heute, nur einen Tag nach der Veröffentlichung meines Beitrags, geht es mir gut, ja es geht mir so viel besser als in den letzten Tagen. Vielleicht liegt es an den Aromaölen, die mich entspannen und wie ein Antidepressivum wirken. Aber ich glaube, es ist mehr als das. Es ist das Gefühl, dass ich einen Teil meiner Last losgeworden bin.
Durch das öffentliche Teilen habe ich nicht nur die Scham zurückgewiesen, sondern auch ein Stück meiner Identität zurückerobert. Ich bin nicht mehr nur „das Opfer“ – ich bin eine Frau, die ihre Geschichte erzählt, weil sie gehört werden will.
Für mich war das Schreiben dieses Beitrags ein Befreiungsschlag. Und vielleicht kann ich damit auch anderen Mut machen, ihre Stimme zu erheben, ihre Geschichten zu teilen – und sich von der Scham zu befreien.

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