Der aktuelle Diskurs über Künstliche Intelligenz zeigt weniger die Technologie selbst als vielmehr unsere gesellschaftlichen Ängste und Hoffnungen.

ChatGPT ist ein sogenannter KI-gestützter Sprachassistent.
Das bedeutet: Er wurde mit Milliarden von Texten trainiert, um aus Sprache neue Sprache zu erzeugen. Du gibst etwas ein – eine Frage, einen Gedanken, einen Auftrag – und bekommst eine formulierte Antwort zurück – eine Wahrscheinlichkeit, wie Sprache sinnvoll weitergehen könnte.

Diese Künstliche Intelligenz basiert auf dem sogenannten GPT-Modell (Generative Pre-trained Transformer), entwickelt von OpenAI. „Generativ“ heißt: Sie erstellt Texte. „Pre-trained“ bedeutet: Sie wurde vorher an vielen Beispielen trainiert. Und „Transformer“ beschreibt das technische Grundprinzip.

Was ChatGPT gut kann:

  • komplexe Texte zusammenfassen

  • strukturieren und sortieren helfen

  • beim Schreiben unterstützen

  • verschiedene Perspektiven aufzeigen

  • Wissen zugänglich machen

  • verständlich formulieren, oft in Echtzeit

  • ein Gegenüber simulieren, das stets verfügbar ist

Was ChatGPT nicht kann:

  • fühlen

  • verstehen im menschlichen Sinn

  • für Dich Entscheidungen treffen

  • eine echte Beziehung aufbauen

Es ist ein Werkzeug, das Dir helfen kann, Deine Gedanken klarer zu sehen.

Aktuell lese ich diese Warnungen immer wieder:

  • „ChatGPT ist kein Ersatz für Therapie!“

  • „Künstliche Intelligenz kann keine echte Hilfe leisten!“

  • „Vorsicht, das wird gefährlich romantisiert!“

Aber wer redet da eigentlich mit wem?
Mit mir?
Mit einer Frau, die ihr Leben lang gelernt hat, sich Hilfe zu holen, wo sie sie braucht – und sie abzulehnen, wo sie nicht passt?

Was mich stört, ist nicht die Warnung an sich – sondern ihr Ton.
Die Selbstgewissheit. Die implizite Abwertung.

Was mich beunruhigt, ist nicht die Technologie. Es ist die Überheblichkeit, mit der darüber gesprochen wird.
Diese belehrende Haltung mancher Stimmen, die so tun, als wüssten sie, was gut für andere ist.
Als hätten sie allein die Deutungshoheit darüber, was „echte Hilfe“ ist – und was nicht.

Ich höre da oft nicht Fürsorge, sondern Misstrauen. Nicht Interesse, sondern Bevormundung.

Ich nutze ChatGPT, weil es mir in bestimmten Momenten genau das bietet, was ich brauche:
Zeit. Sprache. Ruhe.
Kein Urteil. Kein Mitgefühl – aber dafür: Klarheit.

Ich brauche manchmal einen Raum. Struktur. Worte. Einen Platz, an dem ich Gedanken denken kann, ohne unterbrochen zu werden.
Ohne Mimik, ohne Tonfall, ohne Rückspiegelung.

Ich diskutiere mit einer KI, weil ich weiterdenken will. Weil ich mir eine Meinung bilden möchte.

Nicht, weil mir Menschen fehlen. Sondern weil es in den Momenten, in denen ich diskutieren will, keinen Menschen gibt, der das mit mir machen würde.

Aber das ist kein Mangel. Nicht für mich. Und es sollte auch nicht von anderen als solcher gesehen werden.

Ich weiß, mit wem ich spreche:
Nicht mit einer Freundin.
Nicht mit einer Therapeutin.

Sondern mit einem Werkzeug, das mir hilft, bei mir zu bleiben, während ich weitergehe.

Und das reicht.
Für diesen Moment.
Für diesen Gedanken.
Für mich.

Wer profitiert am meisten?

ChatGPT ist besonders hilfreich für Menschen, die…

  • schreiben, denken, lehren oder kreativ arbeiten

  • sich gerne reflektieren und sortieren wollen

  • mit Sprache neue Ideen entwickeln

  • alleine arbeiten, aber dabei nicht allein denken wollen

  • nach Impulsen suchen, aber selbst entscheiden möchten

Auch für Menschen, die viel Lebenserfahrung mitbringen, aber vielleicht nicht mehr in einem großen Team arbeiten oder leicht auf professionelle Hilfe zugreifen können, kann ChatGPT ein Gewinn sein – sofern man weiß, was man tut und nicht mehr erwartet, als dieses System leisten kann.

Wie wird es weitergehen?

Die Entwicklung von KI wird sich in den nächsten Jahren stark beschleunigen. Es werden bessere Modelle kommen, mit besserem Gedächtnis, mehr Anpassung, mehr Kontextverständnis.

Aber die zentrale Frage bleibt: Wie nutzen wir diese Werkzeuge – und wofür?

Die Technologie allein entscheidet nichts.
Entscheidend ist, wer davor sitzt.
Du.

Checkliste: Sicher und bewusst mit ChatGPT arbeiten

Checkliste: Sicher und bewusst mit ChatGPT arbeiten

🔒 1. Persönliche Daten schützen

  • Keine Klarnamen Dritter (z. B. Angehörige, Freund*innen) nennen
  • Keine Adressen, Telefonnummern oder Kontodaten eingeben
  • Auch Geburtsdaten, Diagnosen oder rechtliche Informationen nur zurückhaltend formulieren

⚙️ 2. Datenschutzeinstellungen prüfen

  • In Deinem OpenAI-Konto unter Einstellungen → Personalisierung
    „Chatverlauf & Training“ deaktivieren, wenn Du nicht möchtest, dass Deine Inhalte zur Modellverbesserung genutzt werden

🧠 3. Reflektiert formulieren

  • Nur das eingeben, was Du auch in einem öffentlichen oder halböffentlichen Raum teilen würdest
  • Lieber von „meinem Kind“ sprechen als mit vollem Namen
  • Persönliche Themen? Ja. Aber bewusst formuliert – nicht aus dem Affekt heraus

🤖 4. ChatGPT ist ein Werkzeug, kein Tagebuch

  • Keine emotionale Abhängigkeit aufbauen
  • Keine psychischen Krisen im Chat austragen – dafür gibt es echte Hilfen
  • ChatGPT gibt Impulse, aber keine professionelle oder verbindliche Beratung

🕯️ 5. Entscheidungen triffst immer noch Du

  • Niemals blind Ratschläge befolgen – immer prüfen, ob es zu Dir passt
  • ChatGPT ist kein Orakel, sondern ein Sprachmodell, das Vorschläge macht
  • Deine Lebenserfahrung bleibt die wichtigste Grundlage für jede Entscheidung

🛡️ Bonus-Tipp:

Sichere Inhalte, die Dir wichtig sind, regelmäßig offline – z. B. durch Export als PDF oder Copy-Paste in ein Dokument. Der Chatverlauf kann gelöscht werden oder verloren gehen.

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