In der letzten Zeit schreibe ich viel – fast täglich. Und doch gibt es Themen, die schwerer wiegen. Die sich nicht in kleine Portionen aufteilen. Dieser Text ist einer davon.
Er ist keine Klage, kein Aufruf, vielleicht eine Erklärung und mein Versuch, aufrechtzubleiben, während alles in mir nach unten zieht.
Vielleicht finden sich andere Frauen darin wieder.
Vielleicht gibt er eine Erfahrung, die sonst stumm bleibt. Und vielleicht hilft er mir, weiterzugehen.
Aus irgendeinem Grund hatte ich in letzter Zeit nicht mehr daran gedacht, meine Blogbeiträge auch SEO-mäßig zu optimieren. Das will ich jetzt nachholen – Schritt für Schritt, Tag für Tag.
Solche kleinen, machbaren Vorsätze sind gerade überlebenswichtig. Seit Anfang des Jahres hat mich die rezidivierende Depression* wieder fest im Griff. Das bedeutet: Es handelt sich um eine depressive Erkrankung, die immer wiederkehrt – in Phasen. Ich kenne sie seit vielen Jahren, mal ist sie verschwunden, mal tritt sie leise auf, mal wie eine Lawine. Und in diesem Jahr ist sie besonders schwer. Warum? Darüber habe ich bereits in zahlreichen Blogbeiträgen geschrieben:
Es ist, als würde mein System überflutet – mit Anforderungen, Sorgen, Schmerzen, Entscheidungen. Eine emotionale Überforderung, die sich nicht einfach wegatmen lässt.
Mein Leben verändert sich radikal. Ich sehe mich inzwischen als alte Frau – was mit 75 Jahren wohl auch erlaubt ist. Doch diese Erkenntnis trifft nicht auf einen innerlich gereiften Frieden, sondern auf die harten Konsequenzen meines Alltags. Seit einem Unfall bin ich körperlich stark eingeschränkt. Meine Beweglichkeit ist drastisch reduziert, und das verstärkt die depressive Schwere.
Das Ende meines Lebens – diese Vorstellung drängt sich mir derzeit oft auf. Nicht dramatisch, sondern nüchtern, alltäglich, als gedanklicher Begleiter. Hinzu kommt: Ich habe endgültig beschlossen, meine Arbeit als Porträtfotografin einzustellen. Nicht nur, weil ich körperlich an Grenzen stoße, sondern auch, weil es mir keine Freude mehr bereitet. Das ist traurig, denn diese Arbeit hat mir in den letzten Jahren nicht nur große Erfüllung gebracht, sondern auch meinen Lebensunterhalt gesichert. Denn meine Rente ist gering, und die Miete für meine Wohnung – in der ich seit 1989 lebe – beträgt mittlerweile 69 % davon. Es bleiben mir weniger als 500 Euro monatlich für alles andere: Lebensmittel, Medikamente, Kleidung, Strom, Auto, Versicherungen, Internet, Kultur, Reisen. Kurz: fürs Leben.
Laut Statistischem Bundesamt und Mieterbund ist das eine hochproblematische, armutsgefährdende Situation. Ich würde ja umziehen, in eine kleinere, günstigere Wohnung. Aber zwei Zimmer meiner Wohnung sind mit meinem fotografischen Archiv gefüllt.
In der Vergangenheit habe ich bereits fotografische Werke an ein Museum verkauft – auch aktuell wurde meine Werkgruppe Bestandteil angekauft. Der Erlös hat mir sehr geholfen. Doch im Moment lässt das Geld vom letzten Ankauf noch auf sich warten. Und aktuell sieht es sehr, sehr düster aus auf meinem Konto.
Es kommt einfach zu viel zusammen: finanzielle Sorgen, gesundheitliche Beschwerden, ein emotional sehr belastendes familiäres Problem. Alles zusammen ergibt eine Mischung, die mich oft überwältigt. Gestern zum Beispiel. Ich hatte mir etwas Struktur gegeben: einen Blogbeitrag geschrieben, mein Auto gewaschen, das bald zum TÜV muss – und trotzdem kam der Absturz. Die Schmerzen in meinem Rücken – vor allem im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule – lassen sich oft nur noch liegend aushalten, mit einem Heizkissen unter dem Kreuz. Und sobald ich liege, verliere ich mich. In Zeit, in Trägheit, in Gedanken. Ich drehe mich irgendwann um – und es ist 4:00 Uhr morgens.
Was ich in diesen Stunden mache? Oft etwas ziemlich Dämliches. Nichts, worauf ich stolz wäre. Und manchmal hasse ich mich dafür, und gebe mir gleichzeitig die Erlaubnis, einfach zu sein.
Ich weiß genau, was mir guttun würde: Bewegung, frische Luft, ein Spaziergang, vielleicht ein gutes Gespräch. Doch ich schaffe es oft nicht, aufzustehen. Einerseits aus Angst vor den Schmerzen. Andererseits aus dieser lähmenden inneren Dunkelheit, die sich Depression nennt. Dass ich das alles hier schreiben kann, bedeutet nur: Ich kenne mich inzwischen ziemlich gut. Ich kann beobachten, beschreiben, analysieren. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich es einfach ändern könnte.
Ich veröffentliche diesen Text nicht leichtfertig.
Ich tue es, weil Sichtbarkeit eine Form von Überleben ist – in einem Leben, das sich gerade täglich neu sortieren muss.
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Was bedeutet „rezidivierende Depression“?
Der Begriff beschreibt eine Form der Depression, bei der depressive Episoden immer wiederkehren – manchmal mit langen Phasen dazwischen, in denen es einem besser geht. Die Ursachen sind vielfältig: genetisch, biografisch, hormonell, neurobiologisch.
In meinem Fall sind es meist seelische und körperliche Überforderungen, die mich in eine neue Phase hineinschlittern lassen. Ich habe gelernt, die Anzeichen zu erkennen – was jedoch nicht bedeutet, dass ich sie immer abwenden kann.