Da muss ich wohl ein wenig ausholen.

Auf der Birkenstraße in Düsseldorf-Flingern hatte ich bis Juni 2020 ein Ladenlokal angemietet, in dem sich mein Fotostudio befand. Dann wurde der bestehende Gewerbemietvertrag durch den Vermieter nicht verlängert und meine Situation als Portraitfotografin begann sich zu verändern.
Ja, rückblickend war das der Anfang dieser Veränderung, die zu dem Buch führte.

Wir hatten 2020 und Corona, die Suche nach einem neuen Fotostudio gestaltete sich schwierig. Ich wollte eine Location finden, die sowohl inspirierend als auch bezahlbar war. Wochen vergingen, in denen ich zahlreiche Immobilienanzeigen durchstöberte und Besichtigungen vereinbarte. Doch immer wieder stellte sich heraus, dass die Räumlichkeiten entweder zu klein waren, die Miete zu hoch war oder die Lage nicht meinen Vorstellungen entsprach. Dann gab ich die Suche nach einem neuen Studio entnervt auf.
Außerdem war ich seit 2019 mit der Vorbereitung meiner Retrospektive »knappe70« befasst. Wie wir wissen, gibt es ein Buch und es gab auch eine Ausstellung »knappe70« meiner analog entstandenen, dokumentarisch, journalistischen Arbeiten. Das Buch kann in meinem Shop bestellt werden.

Ich fand dann doch noch eine Möglichkeit / einen Raum, in dem ich fotografieren konnte. Dort entstand u.a. das Projekt »Das Göttlich Weibliche«.

Die Situation war insgesamt jedoch nicht befriedigend für mich. Eine Veränderung kündigte sich an, eine Veränderung, die ich noch nicht bereit war anzunehmen:
Ich war inzwischen 70 Jahre alt und meine beiden Hunde, die mich 18 Jahre lang begleitet haben, waren beide tot. Die Werbung für mich als Portraitfotografin, die ich durch zwei Schaufenster auf der Birkenstrasse hatte, war weggefallen.

Die Notwendigkeit, mich neu zu definieren, war mir noch nicht bewusst.
War ich nun „Rentnerin“?
Ich wollte es nicht glauben.

Anfang 2022 habe ich dann meine Wohnung, in der ich seit Oktober 1989 wohne und in der ich mir beim Einzug ein analoges Fotolabor eingerichtet hatte, so umgeräumt, dass ich mir dort ein Studio einrichten konnte, denn ich fühlte mich immer noch als Studiofotografin, auch wenn ich mit dem Projekt “Wülfrath und seine Frauen” angefangen hatte, einer Portraitserie bei der ich nicht im Studio, sondern on Location arbeiten wollte. Dieses Projekt entwickelte sich nicht so, wie ich gehofft hatte und Anfang 2023 habe ich es für gescheitert erklärt.

Ich verstand mich immer deutlicher als eine Portraitfotografin, der es wichtig war, der medialen Welt zu zeigen, dass Alter und Körperlichkeit keine Hindernisse für Schönheit und Selbstbewusstsein einer Frau sind.
Ich begann, mich intensiv mit dem Thema Bildsprache zu beschäftigen. Ein Thema über das ich zu diesem Zeitpunkt viel nachgedacht, recherchiert und gelesen habe, war „sinnliche Weiblichkeit“. Da ich auch versuchte darüber mit anderen ins Gespräch zu kommen, wurde mir mein Kampf gegen Windmühlen rasant klar. Ich war erschöpft, ob der Missverständnisse, was eine Bildsprache oder was Sexismus ist. Ich stand kurz davor, aus der Fotografie auszusteigen. Ehrlich, ich war so verwirrt, wusste nicht mehr, was ich wollte.
Was war mein Weg, was meine Bildsprache?

Durch meine Podcast-Gespräche bin ich mit jüngeren Fotografinnen in Kontakt gekommen und plötzlich war mein Alter das Thema. Jüngere Menschen haben offensichtlich ein bestimmtes Bild davon, wie jemand in meinem Alter sein oder aussehen sollte. Oder was die mit dem Alter verbundenen Aktivitäten oder Interessen sind. Ich entsprach in keinem Punkt dem erwarteten Stereotyp. Das wurde mir schlagartig bewusst. Und was mache ich jetzt mit dieser Erkenntnis? Mein Alter ist meine Normalität, also kein Hindernis, sondern eine Bereicherung, die es mir ermöglicht, mit Weisheit und Leidenschaft kreativ zu sein.
Eins kann ich mit Sicherheit sagen, dass mich das noch mehr verwirrte, als ich es ohnehin schon war. Sollte ich endlich die Tatsache “akzeptieren”, dass ich alt war?
Wie könnte das aussehen?
Selbstzweifel sind normal und Teil des kreativen Prozesses, das hatte ich gelernt. Doch ich war an einem Punkt, an dem ich nicht mehr wusste, was oben und was unter sein könnte, war mein Eindruck.

Dann brachte mir ein aufmerksamer Mensch einen Bildband mit und legte ihn auf den Tisch und ließ ihn sogar bei mir, als er wieder ging. Die wunderbaren Fotografien in diesem Buch haben mich inspiriert zu dem Thema Stillleben. Das hatte ich so noch nie auf meiner Agenda. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich nur einen Wunsch im Kopf, ich wollte Stillleben fotografieren. Außerdem hatte ich die Idee zu Bildpaaren und dass diese Bildpaare mir helfen werden, die sinnliche Weiblichkeit in Fotografien spürbar zu machen.

Intuition

Intuition wird oft als eine Art sechster Sinn beschrieben, mit einem Gefühl im Bauch. Es kann uns helfen, komplexe Situationen schnell zu erfassen, Muster zu erkennen oder spontane Lösungen für Probleme zu finden. Es ist ein informeller Prozess des Denkens, der auf Erfahrungen, Wissen und implizitem Verständnis basiert, die wir im Laufe der Zeit angesammelt haben. Intuition ist die Fähigkeit, ohne bewusstes Nachdenken oder rationale Analyse Informationen zu erfassen oder Entscheidungen zu treffen. Es bezieht sich auf ein Gefühl, eine Ahnung oder ein inneres Wissen, das sich spontan und unmittelbar zeigt, ohne dass man sich darüber bewusst ist, wie man zu diesem Wissen gelangt ist.

Als ich anfing, Stillleben zu kreieren, habe ich mich wieder hervorragend gefühlt. Ich fühlte mich richtig und habe mich intuitiv diesem Flow hingegeben.

 

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