Das Leben, mein Leben, scheint eine Reise mit vielen verschiedenen Herausforderungen zu sein, und ich frage mich, was der Preis am Ende ist? Denn unser Tod ist eine unvermeidliche Realität, die jedem Menschen bevorsteht, so auch mir. Den Tod empfinde ich als ein unangenehmes und beängstigendes Thema, das ich lieber vermeide oder verdränge. Auch wenn ich immer wieder lese, dass die Akzeptanz der Endlichkeit des Lebens und des Todes eine Quelle der Inspiration ist, um das Leben bewusster und mit mehr Sinnhaftigkeit zu leben.
Sinnhaftigkeit ist hier das Thema, das mich interessiert. Es heißt, dass die Suche nach dem Sinn des Lebens eine Reise ist, die uns dazu bringt, uns selbst besser kennenzulernen und dabei hilft, Wege zu finden, wie wir mit den Herausforderungen unseres Lebens umgehen können. Ist der Preis für das Bestehen dieser Herausforderungen und das Auseinandersetzen mit Zweifeln, Selbstzweifeln, dem Älterwerden und Krankheiten nicht unbedingt der Tod selbst, sondern die Gewissheit, dass er unausweichlich ist? Kann diese Gewissheit als Ansporn genutzt werden, das Leben in seiner Fülle zu leben, unabhängig von den Hindernissen und Herausforderungen, die auftreten mögen?

 

Ich lasse diesen Satz gerade auf mich wirken: die Gewissheit, dass der Tod unausweichlich ist. Es wird also in Zukunft einen Moment geben, in dem mein Leben ein Ende hat. Wie geht es Dir damit, wenn Du das liest oder es für Dich selbst realisierst? Schon eigenartig, oder? Gerade heute habe ich wieder eine Meldung gelesen, dass eine Person der Öffentlichkeit, gerade mal 4 Jahre älter als ich, gestorben ist. Oder als die Meldung durch die Medien ging, dass Matthew Perry im Alter von 54 Jahren gestorben ist, hat mich das sehr betroffen gemacht, obwohl ich diese Personen niemals persönlich getroffen habe. Die Meldungen zum Tod von Menschen, die ich gekannt habe, gibt es auch immer häufiger, was an meinem Alter liegt und ebenso unangenehm ist. Warum also die Konfrontation mit dem Tod suchen? Ich lese, dass sie dazu ermutigen soll, tiefer über den Sinn des Lebens nachzudenken und falls nötig, Veränderungen zu bewirken. Geht es darum, mein Leben mit Bedeutung zu füllen und in dem Bewusstsein zu handeln, dass mein Zeitfenster begrenzt ist? Das Wissen um die Endlichkeit soll als Katalysator dienen, um die Zeit, die ich habe, bewusst zu nutzen und in meinem Handeln und meinen Beziehungen zu wachsen. Was bedeutet das? Meine emotionalen Fähigkeiten oder mein Verständnis erweitern, und mich als Person weiterentwickeln, heißt es. Gemeint ist auch die Verbesserung von Fähigkeiten oder das Erlernen neuer Fähigkeiten.

 

Stillleben, Beate Knappe, Düsseldorf

Ok, ich spüre schon, dass sich meine Fotografie weiterentwickelt, dass sich meine Interessen verlagern. Habe ich viele Jahre als Dienstleisterin gedacht, so fühle ich immer mehr, dass die Fotografie meine Sprache ist, in der ich mich ausdrücken möchte. Darin liegt schon eine gewisse Befriedigung. Und ich möchte auch mein Leben in all seinen Facetten schätzen und feiern, gerne sogar, wenn da nicht immer wieder diese Zweifel wären. Zweifel sind menschlich. Ich habe sie in Bezug auf meine Fähigkeiten und meine Entscheidungen. Meine Selbstzweifel erschüttern das Vertrauen in mich selbst, sodass ich immer wieder meine eigenen Fähigkeiten und Werte infrage stelle. Gerade in Momenten wie diesen, in denen ich mit Krankheiten konfrontiert bin, gerate ich in einen Strudel von Fragen: “Bin ich gut genug?” “Warum passiert mir das?”

Dass Älterwerden Veränderungen mit sich bringt, war mir bekannt, sei es physisch oder mental. Dass auftretende Krankheiten mich vor Herausforderungen stellen, die ich zuvor vielleicht nicht erlebt habe, auch. Es heißt, dass es das Wichtigste sei, sich selbst und seinen Körper zu akzeptieren, so wie er ist. Doch genau das ist mir gerade nicht möglich. Die Kombination aus Hashimoto und Diabetes2 ist eine sehr unglückliche. Mein Körper, mein Aussehen verändert sich, ohne dass ich darauf Einfluss habe. Das will ich nicht. Das lässt mich verzweifeln. Mich auf das zu konzentrieren, was ich tun kann, anstatt auf das, was nicht möglich ist, ich aber tun will, ist mir im Moment nicht möglich. Es würde bedeuten, etwas zu akzeptieren, was ich nicht will. Geduld, Selbstfürsorge und die Akzeptanz der eigenen Grenzen?

Bullshit.

Wer kann das schon? Ich auf keinen Fall. Wenn ich Grenzen akzeptiert hätte, wäre ich heute nicht die oder da, wo ich bin, warum sollte ich es denn jetzt  tun? OK, das mit der Selbstfürsorge übe ich und bekomme ich auch schon einigermaßen gut hin. Geduld, was ist das? Daher beschäftige ich mich mit dem Sinn des Lebens. Die Suche danach kann ein Leben lang andauern. Es geht darum, was mich erfüllt, was mich glücklich macht und welche Werte ich verfolge. Was ist wirklich wichtig? Damit beschäftige ich mich gerade intensiv oder auch nicht, weil ich es nicht ertrage. Dann falle ich in TV-Serien und nehme, teil an dem Leben der Protagonisten in diesen Geschichten, es ist einfacher als mich mit meinem Leben und meinen Krankheiten und dem Älterwerden zu beschäftigen.

Das Leben ist eine Reise, die uns ständig vor neue Herausforderungen stellt. Es ist okay, Zweifel zu haben, sich unsicher zu fühlen und mit den Veränderungen, die das Älterwerden und Krankheiten mit sich bringen, zu kämpfen, sage ich mir täglich. Doch letztlich ist es wichtig zu erkennen, dass das Leben trotz dieser Herausforderungen weitergeht und wir Wege finden können, um damit umzugehen und unseren eigenen Sinn zu finden. Die Reise mag nicht einfach sein, aber sie ist es wert, gegangen zu werden, denn was ist die Alternative?

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