Gerade bin ich zurück von „meiner“ Insel. Seit 13 Jahren bin ich oft alleine, doch meistens zusammen mit meiner Schwester Roswitha auf Ameland. Die Insel ist mir inzwischen so vertraut, dass sie weit mehr ist als nur ein Urlaubsziel. Sie ist ein Ort, der mich sanft dazu einlädt, meine inneren Batterien wieder aufzuladen. Anfangs konnte ich den unzähligen Gedanken in meinem Kopf zuhören, wie sie durcheinander und übereinander stolperten. Ich spürte die Verspannung in meinem Kiefer, die durch das Zähne-zusammenbeißen entstanden war. Ich war erschöpft, legte mich nach dem Frühstück und erst recht nach dem Mittagessen wieder ins Bett und schlief tatsächlich. Auch des Nachts schlief ich länger als zu Hause.

Langsam, fast unmerklich, begann sich der Düsseldorfer Alltag zu entfernen und verschwand schließlich über das weite Meer, auf das ich gerne länger geschaut hätte. Doch auf der Bank oberhalb der Düne wurde es schnell zu kühl, um länger verweilen zu können. Der tägliche Rhythmus von Meer, Wind und dem strahlenden Blau des Himmels begleitete mich und ließ mich auf wunderbare Weise ruhig werden, sodass das Gedankenknäuel in meinem Kopf zunehmend verschwand. Es war wie eine stille Symphonie der Natur, die den Stress des Alltags aus meinem Kopf löste.

In solchen Augenblicken verstand ich mehr denn je: Der wahre Luxus im Leben ist nicht das „Haben“, sondern das „Sein“. Noch nie zuvor habe ich es so klar verstanden wie in diesen zwei Wochen. Es war keine große Erleuchtung, keine revolutionäre Erkenntnis, sondern vielmehr eine leise, aber kraftvolle Einsicht. Ich habe verstanden, dass es nicht immer um das Tun geht. Es reicht oft, einfach da zu sein. Mit dem Wind, dem Meer und dem unaufgeregten Rhythmus der Tage habe ich begriffen, dass es genügt, den Augenblick zu leben, die Beziehung zu den Menschen, die mir wichtig sind, und der Weite des Lebens zu vertrauen – ohne ständig nach Kontrolle oder nach mehr zu streben, ohne große Worte zu verlieren. Es war die Freiheit, den stressigen Alltag loszulassen – nicht in dem Sinne, dass er verschwunden ist, sondern in dem Sinne, dass er für diese Zeit nicht mehr das Zentrum meines Lebens war.

Während der Tage auf der Insel spürte ich, wie sich der Druck, der oft im Alltag lastet, von mir löste. Die Bilder, die ich im Kopf trug, die Themen, die mich in der Stadt beschäftigten, begannen sich zu verflüchtigen. Die Stille und Weite von Ameland, die einfachen Rituale des Lebens hier, der Rhythmus der Gezeiten, der Blick aufs Meer – halfen mir, mich wie neu geboren zu fühlen, voller Energie und Klarheit. Es war nicht einfach nur ein Urlaub. Es war eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, um den Moment zu genießen.

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