Bist du gut darin, für dich gut zu sorgen? Hast du eine Routine und befolgst du diese täglich konsequent?
Ich leider nicht. Gut, ich schlucke brav meine Medizin, das ist nicht viel, aber wichtig, da ich keine Schilddrüse mehr habe, muss ich das substituieren. Dann das Mittel zur Linderung meines Diabetes und meine Vitamine und Aminosäuren.
Das ist nicht viel in meinem Alter. Meine Mutter, Jahrgang 1913, fand die moderne Medizin einen Segen und war froh, dass es sie gab, ich bin da eher skeptisch. Doch für die Schmerzmittel nach meinem Unfall vom 31. März bin ich wirklich sehr dankbar. Was meine rezidivierende Depression anbelangt, so habe ich zu Anfang Medikamente geschluckt, dann jedoch darauf verzichtet und mich lieber einer Therapie gestellt. Das war anstrengend. In der ersten Zeit habe ich nur dann meine Wohnung verlassen, wenn ich diesen Termin hatte. Ich hatte das Glück – ja, ich nenne es bewusst Glück – eine Therapeutin zu finden, bei der ich viele Jahre lang in guten Händen war.
Danach war ich stabilisiert und konnte auch einkaufen fahren.
In dieser Zeit ist auch der Satz entstanden: „Kreativ sein ist wie mit dem Leben Liebe machen.“, denn ich konnte zwar nicht fotografieren, jedoch habe ich begonnen, mit Stoff, Papier und anderen Materialien zu arbeiten: mixed media nennt sich das. Das hat mich über viele Jahre in der Welt gehalten.
Nach dem Ende der Therapie war die Depression jedoch noch immer etwas, das plötzlich in meinem Alltag wieder auftauchte. Ich hatte damit nicht gerechnet, und es traf mich immer unvorbereitet, da sie sich meist leise einschlich. Und oft – das ist das Tückische – habe ich es erst bemerkt, wenn ich schon mittendrin in diesem Strudel war und das Licht ausging.
Doch über die Jahre hat sich etwas verändert. Ich wurde wachsamer. Ich habe gelernt, die leisen Vorboten zu erkennen – und nicht zu warten, bis es zu spät ist.
Von einer Aromatherapeutin bekam ich den Hinweis, dass Aromaöle mir helfen könnten.
Das ist kein Hokuspokus. Der Duft verhindert den kompletten Absturz. Als ich gerade auf Ameland war, hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie mich wieder einfängt: die Depression. Daher hatte ich diese Aromaöle nicht im Gepäck und war der Depression ohne Widerstand ausgeliefert. Ich verbrachte ganze Tage im Bett, war ohne Energie und antriebslos. Gut war nur, dass ich wusste, was mit mir war und jeden Widerstand aufgegeben hatte. So gab es auch andere Momente, die ich dann schon genießen konnte.
Wie fühlt es sich für mich an, in eine Depression zu gleiten? Ich erinnere mich an einen Spaziergang mit meinen Hunden und an Gedanken, die mir in den Sinn kamen: Alles ist sinnlos. Doch oh Wunder, da war auch diese andere Stimme: PASS AUF, es ist wieder so weit.
Keine Ahnung, woher sie sich speist, diese andere Stimme, doch sie ist da.
Als ich vor 5 Jahren an meiner Retrospektive gearbeitet habe, war ich nicht in der Lage gleich zu erkennen, dass dieses, sich mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen, ein heftiger Trigger war. In der Therapie habe ich Ereignisse aus meiner Kindheit aufgearbeitet und mein Unterbewusstsein* hat dann wohl auch einen Vorhang vor die Erinnerungen an meine Vergangenheit gezogen, sodass ich, nach dem Ende der Therapie, diesen Abschnitt meines Lebens nicht wirklich im Bewusstsein hatte. So wurde mir 2020 erstmals wieder bewusst, dass ich schon viele Jahre eine analog arbeitende Fotografin war. Heute habe ich diesen Teil meiner Persönlichkeit wieder integriert und bin mir bewusst, was ich in meinem Leben alles geleistet habe als Mensch, Frau und Fotografin.
Das alles war nicht leicht, vor allem diese immer wiederkehrenden depressiven Episoden.
Doch die von mir erwähnten Aromaöle sind für mich eine wirklich große Hilfe. Ich fülle einige Tropfen Muskatellersalbei, Bergamotte und Citrus in einen Diffusor. Wenn ich ihn anstelle, bemerkte ich, wie es in meinem Kopf wieder klar wird, sich der Nebel in meinem Kopf lichtet und ich wieder in der Lage bin, Entscheidungen zu treffen.
Ich weiß nicht, ob es für dich auch so wirkt wie für mich. Aber ich weiß: Ich habe meinen Weg gefunden, die Dunkelheit nicht mehr nur zu fürchten, sondern ihr auch etwas entgegenzusetzen.
Ein Arzt hat mir bestätigt, dass die von mir verwendeten Aromaöle die gleiche Wirkung haben wie Rückflussstopper/Anti-Depressiva aus der Apotheke.
Was bedeutet Rückflussstopper?
Der Ausdruck bezieht sich auf eine der zentralen Wirkweisen vieler gängiger Antidepressiva, insbesondere der sogenannten SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer).
Botenstoffe im Gehirn
Im Gehirn kommunizieren Nervenzellen miteinander über sogenannte Neurotransmitter – das sind chemische Botenstoffe wie Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin. Wenn ein solcher Botenstoff ausgeschüttet wird (zum Beispiel Serotonin), überträgt er eine Information an die nächste Nervenzelle – und wird danach normalerweise wieder in die ursprüngliche Zelle zurücktransportiert. Das nennt man Wiederaufnahme.
Die Rolle von Antidepressiva:
Antidepressiva wie SSRI verhindern diesen Rücktransport – sie blockieren die Wiederaufnahme von Serotonin, sodass mehr Serotonin im synaptischen Spalt bleibt, also zwischen den Nervenzellen verfügbar ist.
Dadurch wird die Wirkung von Serotonin verlängert und verstärkt – und das kann helfen, depressive Symptome zu lindern. Deshalb nennt man sie umgangssprachlich auch „Rückflussstopper“ – weil sie verhindern, dass der Botenstoff zu früh zurückfließt und damit wieder verschwindet.
Die ätherischen Öle greifen auf ganz subtilere Weise in das System ein und haben eine beruhigende und aktivierende Wirkung auf das vegetative Nervensystem.
Der Duft geht sofort dahin, wo Gefühle wohnen.
Ätherische Öle sprechen den Riechnerv (Nervus olfactorius) an – und der ist direkt mit dem limbischen System verbunden, also mit dem Teil des Gehirns, der für Emotionen, Erinnerungen und Motivation zuständig ist. Kein Umweg über das Großhirn, keine kognitive Filterung. Es gibt wissenschaftliche Studien, die zeigen:
- Ätherische Öle wirken angstlösend, stimmungsaufhellend, entspannend.
- In klinischen Settings wurden sie mit klassischen Antidepressiva verglichen – teilweise mit vergleichbaren Effekten, allerdings meist mit weniger Nebenwirkungen.
➤ Das ist nicht Placebo, das ist neurobiologische Realität.
Da die Wirkung ätherischer Öle nicht standardisiert messbar ist wie bei einem Medikament und die pharmazeutische Industrie kein Interesse an der Finanzierung solcher Studien hat, weil Naturstoffe nicht patentierbar sind, sind Schul-Mediziner anderer Meinung.
Doch Heilung kommt nicht immer in Tablettenform.
Unterbewusstsein – eine poetisch-präzise Annäherung
Der Begriff Unterbewusstsein wird oft benutzt, wenn wir von dem sprechen, was in uns wirkt, ohne dass wir es bewusst bemerken. Es ist kein fester Ort, sondern eher ein beweglicher Speicher. Ein stiller Raum in uns, in dem Erinnerungen, Gefühle, Prägungen und Schutzmechanismen lagern – oft sortiert nach einer eigenen, unlogischen Logik. Ich spreche davon, dass mein Unterbewusstsein „einen Vorhang gezogen“ hat. Was mine ich damit?
Das Unterbewusstsein schützt, was zu schmerzhaft war.
Es speichert, was (noch) nicht gesagt werden konnte.
Und es meldet sich auf seine Weise: durch Träume, Körpersymptome, Stimmungen – oder künstlerisches Schaffen.
Psychologisch gesprochen ist das Unterbewusstsein ein Bereich, der zwischen dem Unbewussten (das komplett verdrängt ist) und dem Bewusstsein (das dir klar zugänglich ist)* liegt. Es ist wie eine Brücke – oder wie eine leise Stimme hinter dem Lärm der Gedanken.
Das sind zwei mixedmedia Arbeiten von mir.

