Heute Morgen wachte ich erholt auf – und konnte es kaum fassen. Kein gehetztes Wachwerden mitten in der Nacht, keine Anspannung, die schon beim Aufstehen mitschwingt. Nur ein klarer, ruhiger Morgen. Und das alles, weil ich endlich die Dosierung von L-Thyroxin gesenkt habe.
Seit vielen Jahren habe ich keine Schilddrüse mehr. Seitdem hängt mein ganzer Stoffwechsel an einer kleinen Tablette. Jede Dosierung ist entscheidend. Es gibt kein inneres Korrektiv mehr, das kleine Schwankungen ausgleichen könnte. Wenn die Dosis nicht stimmt, spüre ich es – manchmal sofort, manchmal erst nach Wochen.
Die letzten Monate waren ein Beispiel dafür. Schlechter Schlaf schlich sich langsam ein, unmerklich zuerst, dann immer deutlicher. Ich dachte, es sei das Buchprojekt. Die Aufregung, die Fülle an Arbeit, das Gefühl, dass alles gleichzeitig fertig werden muss. Anspannung gehört schließlich zu mir – sie ist Teil meiner Persönlichkeit, treibt mich oft voran. Also wunderte ich mich nicht weiter.
Doch dann fiel mir mein Haar auf. Es wurde dünner, verlor an Dichte. Ein weiteres Zeichen, das ich erst nicht zuordnete. Ich hatte die Blutwerte gesehen, schon vor Wochen, und etwas daran gefiel mir nicht. Meine Hausärztin nahm meine Sorge nicht ernst. Der Weg zum Endokrinologen schien mir zu weit, zu umständlich. Also blieb ich mit meinen Zweifeln zurück – und ohne die niedrigere Dosierung, die er längst empfohlen hatte.
Erst bei einem allgemeinen Gesundheitscheck, als erneut Blutwerte erhoben wurden, konnte sie nicht mehr darüber hinwegsehen. Da wurde ihr bewusst, dass tatsächlich an der Dosierung etwas geändert werden muss. Ein nüchterner Blick ins Laborpapier bestätigte, was mein Körper mir längst signalisiert hatte.
Es passt zu meinem Muster, Symptome erst einmal im Zusammenhang mit meiner Arbeit zu sehen. Das Buch, das Projekt, der Druck. Dass meine Anspannung vielleicht hormonellen Ursprung haben könnte, fiel mir nicht sofort auf. Dabei war es so eindeutig.
Eine kleine Dosisänderung – und plötzlich schlafe ich wieder tief und wache erholt auf. Der Körper sendet klare Signale, wenn man ihm zuhört. Nur müssen wir bereit sein, sie wahrzunehmen – und ernst zu nehmen.
Heute weiß ich: Eigenverantwortung ist mein neuer Arzt. Das heißt nicht, gegen Ärzt:innen zu kämpfen. Es heißt, mein Wissen und meine Wahrnehmung neben das ihre zu stellen. Es heißt, mich zu interessieren für das, was mein Körper sagt, und nicht alles zu erklären mit „Stress“ oder „Persönlichkeit“.
Gesundheit entsteht dort, wo Fachwissen und Selbstbeobachtung zusammenkommen. Ich lerne, beides zu verbinden. Und vielleicht ist das die wichtigste Lektion: dass der eigene Körper der beste Verbündete ist – wenn man ihn nicht überhört.

So sah meine Nacht nach der Dosisänderung aus:
Die Kurve zeigt, was ich am Morgen gespürt habe: Ich konnte wieder durchschlafen. Es gab Tiefschlafphasen, REM-Phasen, Wachmomente – wie es bei jedem Menschen üblich ist. Aber der Unterschied war, dass sich der Schlaf rhythmisch, vollständig und erholsam anfühlte. Das Bild ist für mich mehr als eine technische Aufzeichnung. Es ist ein sichtbares Echo meines Körpers, ein Beweis dafür, dass die feine Balance stimmt.