Die Gesellschaft, in der wir leben, driftet auseinander, das hat etwas Trauriges und Alarmierendes, weil es die Gesellschaft spaltet.
Gerade wenn wir das Gefühl haben, in der Welt nichts bewirken zu können, ist es tröstlich, freundlich mit sich selbst zu sein und zu akzeptieren, dass wir Grenzen haben, wie jeder Mensch.
Das Gefühl von Machtlosigkeit wird dir nicht unbekannt sein, und ich denke, das ist eine zutiefst menschliche Reaktion auf die riesigen Herausforderungen unserer Zeit. Angesichts der verstärkten Frauenfeindlichkeit und sich breitmachendem Faschismus in den Medien fällt es mir nicht leicht, den Fokus auf etwas zu richten, das mich entspannt.
Die politische Weltlage, oder die in unserem Land machen es geradezu unmöglich, die Balance zu finden zwischen einem offenen Bewusstsein für das, was in der Welt geschieht, und der Fähigkeit, nicht daran zu zerbrechen oder in Ohnmacht zu fallen.
Die emotionale und psychische Belastung ist gerade wirklich hoch. Erstarrung entsteht, weil das Gehirn mit dieser Reizüberflutung konfrontiert ist – all die Konflikte und Krisen überlappen sich, und Raum für positive Veränderung scheint nicht in Sicht zu sein.
Zuversicht kann ein Stück weit aus dem Wissen kommen, dass jeder Mensch auch durch kleine Handlungen im Privaten und Beruflichen die eigene Wertehaltung zeigen kann. Was ich jedoch brauche, ist eine Art Schutzraum, der es mir ermöglicht anzuerkennen, dass das, was ich fühle, völlig verständlich ist.
Es soll Menschen geben, die ähnlich empfinden, doch wo sind die?
Ich kenne nur Menschen, die niemals die AfD gewählt haben oder Trump unterstützen.
Wie kann das sein?
Ein Grund dafür ist sicherlich die „Blase“, in der wir uns bewegen. Wir suchen meist Menschen, die ähnlich denken und fühlen, weil uns das Bestätigung und Sicherheit gibt. Die Digitalisierung verstärkt diese Tendenz, indem uns Algorithmen Inhalte zeigen, die auf unseren bisherigen Interessen basieren. So entsteht eine Art „Echokammer“, in der die eigenen Ansichten oft nur bestätigt werden, während andere Positionen weniger sichtbar sind.
Ich habe keine Idee, was zu tun ist, versuche mich mit aller Kraft darauf zu fokussieren, was als Nächstes ansteht.
Bei mir ist es das Werksverzeichnis meiner 60-jährigen Tätigkeit als Fotografin. Und mein biografisches Schreiben, das mich im Moment zwar erst einmal sehr fragil und verletzlich macht, aber auch das Potenzial hat, mich zu heilen.
… Mit 14 Jahren begann ich meine handwerkliche Ausbildung, die ich später erfolgreich mit dem Gesellenbrief abschloss. Schon damals war ich voller Neugier und wollte die Welt der Fotografie kennenlernen, doch ein Lehrmädchen zu sein war herausfordernd für mich. Ob es nur mir so ging oder ob es zu jener Zeit einfach dazugehört, kann ich im Nachhinein schwer beurteilen. Ich habe diese Phase als eine Zeit voller Stolpersteine erlebt. Ich flog aus der Lehrstelle und musste mir eine neue suchen, aus der ich dann auch flog. …
Meine Schwester Roswitha links, und ich habe ein Stativ in der Hand.
… Ist es nicht wirklich faszinierend und berührend, wie jeder von uns eine einzigartige Geschichte zu erzählen hat? Hinter jedem Lächeln, jeder Falte und jedem Blick verbirgt sich ein Universum von Erfahrungen, Lektionen und Momenten, die darauf warten, geteilt zu werden. Es ist diese Vielfalt an Geschichten, die unsere Welt so reich und vielschichtig macht.
Meine Geschichte beginnt im Jahr 1950, in Wülfrath, einer Stadt in Nordrhein-Westfalen. Die genauen Umstände, unter denen sich meine Eltern kennengelernt haben, sind mir unbekannt. Meine Mutter, eine starke Frau, hatte bereits viel durchgemacht, als sie meinen Vater traf. Ihr erster Mann, der Vater meiner Schwester Roswitha, blieb im Krieg. Mein Vater, gebürtig aus Hannover, war als Soldat in die amerikanische Gefangenschaft geraten, doch auf dem Transport gelang ihm die Flucht. …
Eines meiner ersten Selbstportraits.