Durch meine Verabredungen mit den Frauen lerne ich Wülfrath kennen, wie ich es bis heute noch nie gesehen habe. Ich komme in Stadtteile, die ich bisher nicht kannte. Monika wohnt nicht weit von Beate entfernt, stelle ich fest, als ich das Navi befrage. Doch hier war ich auch noch nie, da bin ich sicher und es regnet. Tatsächlich finde ich einen Parkplatz gleich vor dem Haus, in dem Monika wohnt, was angenehm ist, denn meine Kameraausrüstung und einen Regenschirm kann ich nicht gleichzeitig tragen.

Alle Wohnungen, in denen ich bisher die Protagonistinnen meiner Serie getroffen habe, sind wirklich individuell. Diesmal gibt es sogar ein Element, das mich an Fachwerk erinnert. Monika ist 58 Jahre alt, hat einen Sohn und ist heute examinierte Altenpflegerin in einem Krankenhaus in Mettmann. Sie ist geschieden und hat einen Partner, mit dem sie zusammenlebt. Als sie 50 wurde, hat sie sich selbst die Teilnahme am Berlin Marathon geschenkt. Bewegung ist ihr Leben, sagt sie. In Wülfrath ist sie schnell draußen in den Feldern, sie benötigt das, denn wenn es zu viel Stress gab, geht sie laufen. Da sie im Gesundheitswesen arbeitet, bekommt sie dessen Mängel hautnah zu spüren, besonders jetzt, wo wir diese Coronapandemie haben.
Einmal in der Woche trainiert sie eine AltHerren Fußballmannschaft. Tanzen empfindet sie als wunderbar. Ihre andere Vorliebe sind Muscheln und Sand. Als Kind war sie wochenlang auf Norderney, dieser Insel in der Nordsee, denn dort ist ihre Mutter geboren. Mit 16 ist sie in den Verein der Musikfreunde eingetreten und hat dort Gitarre gespielt. Das Vereinsleben hat ihr gut gefallen, es wurde jedoch durch ihren Dienstplan schwer sabotiert, berichtet sie mir und dass sie das Gitarrespielen inzwischen eingestellt hat.

Die Eltern ihres Vaters lebten schon in Wülfrath und sie ist hier geboren und zur Schule gegangen. Ihre Eltern waren beide Angestellte bei den Kalksteinwerken. Auch wenn sie das Fehlen von Kultur in Wülfrath langsam dramatisch findet, und den Abriss der ehemaligen Stadthalle als Verlust bezeichnet und beklagt, dass es für Kinder und Jugendliche keinen Ort gibt, an dem sie sich treffen können, lebt sie gerne in Wülfrath. Hier ist es klein und überschaubar, meint sie, die 4 Jahre in Wuppertal gewohnt hat. Da sie vom Grundsatz her neugierig und abenteuerlustig ist, bringt ihr das Leben ständig etwas Neues, diesen Eindruck hinterlässt sie auch bei mir.

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