Der Dienstag, an dem ich mich auf den Weg nach Wülfrath machte, war ebenso grau und kalt wie die meisten Tage in diesem Januar 2022. Mein Ziel war die Eisengießerei und treffen würde ich die Geschäftsführerin Petra. Sie dreht gerade mit ihrem Hund eine Runde, als ich ankomme. Aufgewachsen ist sie auf der Weststraße in Wülfrath, erzählt sie mir. Ihre Großeltern hatten sich dort ein Siedlungshaus gebaut. Aus der Ukraine waren ihre Großeltern nach Wülfrath gekommen, der Großvater war Deutscher, die Großmutter Russin. Mit 17 Jahren bekam Petra eine Tochter, setze ein Jahr in der Schule aus und machte dann ihr Abitur. Anschließend begann sie eine Ausbildung in Düsseldorf.

Sie erzählt, wie anstrengend diese ersten Jahre waren und wie sie sich aufrieb zwischen der Ausbildung, der Busfahrt nach Düsseldorf und der Betreuung ihrer Tochter. Eine Anstellung in Wülfrath versprach Erleichterung, bis diese Firma ihren Sitz nach Düsseldorf verlegte. Und dann ergab sich die Möglichkeit, eine Halbtagsstelle für den Nachmittag in der Eisengießerei in Wülfrath zu bekommene, sie war glücklich.

30 Jahre lang ist sie nun schon dort und heute die Geschäftsführerin.

Diese mich sehr beeindruckende Eisengießerei besteht schon recht lange. Um 1896 herum wurde damit begonnen, sie aufzubauen. Ich liebe solche Orte, an denen etwas in Handarbeit produziert wird. Petra hat sich in den vergangenen Jahren sachkundig gemacht und kann mir genau erklären, wie und was hier produziert wird. Ich bin fasziniert. Ihr Großvater und auch ihre Mutter haben schon in einer Eisengießerei gearbeitet und jetzt ist es auch Petras Welt. Sie bedient eine Nische auf dem Markt, indem in ihrem Betrieb in Handarbeit und kleiner Stückzahl temperaturbeständige Teilen für große Motoren hergestellt werden. Bei unserem Rundgang sehe ich, dass die Männer dort zusammenarbeiten wie ein gut geöltes Uhrwerk. Jeder Handgriff scheint Routine zu sein. Es ist heiß, denn hier wird erhitztes flüssiges Eisen verarbeitet.

Petra erzählt mir noch einiges über ihre Jugendzeit in Wülfrath, die Diskothek Pony und dass sie nun schon seit 15 Jahren in Ratingen wohnt. Petra ist 10 Jahre jünger als ich und so ergeben sich keine Anknüpfungspunkte für gemeinsame Erinnerungen. Wülfrath ist für Petra ein kleines, nettes Städtchen, auch wenn es kein Kino oder andere Ort für Kultur mehr gibt, was sie sehr bedauert.

Dass ihr die Firma inzwischen auch seit 5 Jahren gehört und sie somit den 40 Angestellten einen sicheren Arbeitsplatz erhalten hat, nachdem der alte Inhaber verstarb und es in seiner Familie keinen Nachfolger gab, erwähnt sie ganz zum Schluss meines Besuches, nachdem sie mich stolz durch ihren Betrieb geführt hat.

Was für eine beeindruckende Frau. Was für ein grandioser Start für mein Projekt.

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