Es war quälend, sich immer wieder diese Frage zu stellen: Wer bin ich? Was ist meine Identität? Dann diese Zweifel an meinem Selbstwert. Jahrelang schon sind sie meine ständige Begleitung und Herausforderung. Heute frage ich mich:
Ist die Suche nach Identität vielleicht eine Reise, die niemals endet?

Vielleicht ist Identität auch eher etwas, das sich bildet, aus all den Fragmenten und Bruchstücken meines Seins? Wie ein Puzzle, das langsam seine Form annimmt und am Ende ein Bild zeigt, das ich nie für möglich gehalten hätte.
In der Tat scheint es mir so, als wenn die Muster beginnen sich zu entwirren, und die verschiedenen Facetten meiner Persönlichkeit wieder zueinanderfinden. Warum waren sie getrennt gewesen?

Seit 2019, seit der Arbeit an meinem Buch knappe70 und der Retrospektive, spüre ich eine Art Verwandlung, eine Metamorphose. Die Arbeit an meinem Buch I can make a rhythm of confusion in your mind” und auch an “10 Männer scheint die Fortsetzung gewesen zu sein. Aktuell nimmt die richtige Fahrt auf, denn durch die intensive Sichtung meines analogen Archivs öffnet sich etwas in mir. Mir ist so, als wenn es eine Reise der Erkenntnis wäre und es offenbaren sich die bisher verborgenen Fäden, die alles miteinander zu verbinden scheinen. Hatte ich doch durch die Arbeit an meinem Buch knappe70 und der Retrospektive erkannt, dass es da verschiedene Persönlichkeitsanteile in mir gibt. Da war die Fotografin, die analog gearbeitet hatte, da war die Mixed Media Künstlerin und gegenwärtig die Studiofotografin, die digital arbeitet.

So sahen meine mixed media Arbeiten aus.

Es scheint mir fast so, als würden momentan die verschiedenen Teile wieder zusammenfallen, wie ein Puzzle, das endlich sein vollständiges Bild offenbarte. Da ist ein Kaleidoskop der Kreativität, das die Essenz meines Seins ausmacht. In diesem Moment fühle ich, dass meine verschiedenen Seelen in meinem Körper zurückkehren und sich vereinen, und das ist ein großartiges Gefühl. Alle Fragen und Zweifel, die mich jahrelang geplagt haben, scheinen nun wie Nebel in der Morgensonne zu verblassen.

Ich bin nicht länger auf der Suche nach mir selbst, denn ich habe mich gefunden. Ich bin eine Fotografin, eine Künstlerin, eine Schöpferin von Welten, und in diesem Wissen fühle ich mich heil, vollkommen und frei. Es war, als hätte ich die Tür zu einem verborgenen Raum in meinem Inneren geöffnet, in dem die Vergangenheit lebendig wurde und die Zukunft sich zu entfalten begann. Ich erkenne, dass diese verschiedenen Anteile nie wirklich getrennt gewesen sind, sondern immer schon Teil eines größeren Bildes waren, das nur darauf wartete, vollendet zu werden. Ich verstehe jetzt alles, was in den vergangenen Wochen mit mir war. All diese gesundheitlichen Einschränkungen hatten wohl nur die Aufgabe, meinen Fokus auf das zu richten, was da in mir abläuft, was da versucht in mein Bewusstsein zu dringen. Jetzt fühle ich mich langsam ganz-werdend.

Leben heißt wachsen und ich bin sehr gespannt, wohin ich wachsen werde, habe da schon eine Ahnung, doch im Moment genieße ich erst einmal die Erkenntnisse, die sich wirklich wunderbar anfühlen. Und es war wieder einmal die Beschäftigung mit der Fotografie, die mir diese Erkenntnisse gebracht hat.

Diesen Text habe ich vor ein paar Wochen geschrieben, bevor ich durch einen Hexenschuss fast 2 Wochen lang ans Bett gefesselt wurde, nachdem ich eine Woche lang mit meiner Familie am Meer war. So langsam geht es mir besser und ermöglicht es mir weiter Erkenntnisse zu formulieren.

Da war z.B. das Gefühl an einer Weggabelung zu stehen, dieses wurde abgelöst durch den Eindruck, dass die Veränderung, die sich angekündigt hat, schon vor der Tür steht und ich jedoch nicht bereit bin sie zuzulassen. Dazu kam mir heute am Morgen, als ich wach wurde, ein Song: “Lemmon Tree” von  Fools Garden in den Sinn. In diesem Song heißt es an einer Stelle:

I’m sitting here in the boring roomIt’s just another rainy Sunday afternoonI’m wasting my timeI got nothing to doI’m hanging aroundI’m waiting for youBut nothing ever happens and I wonder
Seit ich durch die Ischialgie zur Unbeweglichkeit gezwungen bin, ist mein Eindruck, ich brauche diese Pause und ich stelle fest, ich kann mich nicht wirklich auf etwas Neues einlassen. So habe ich mir eine Serie angesehen, die ich bereits kenne. Ein Buch lesen war auch nur schwer möglich. Alles weist darauf hin, dass ich nicht bereit bin zu sehen, was diese Veränderung ist.
Ich akzeptiere diesen Zustand und bin gespannt, wie es weitergehen wird. Ganz offensichtlich brauche ich diesen Abstand zu meinem Alltag. Da war auch irgendwie das Gefühl, das es nicht wirklich falsch ist im Bett zu liegen, obwohl es auch nicht gut sein konnte, doch es war das, was für diesen Moment passend ist. Denn vielleicht kann nur so das Neue, das ich spüre, die Veränderung, die vor der Tür zu stehen scheint, ganz in mein Bewusstsein eindringen. Ich weiß es nicht.

 

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